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Interprofessional education: the attitude among students of health science bachelor's degree programmes at universities of applied sciences in Austria / Interprofessionelle Ausbildung: Die Einstellung der Studierenden gesundheitswissenschaftlicher Bachelor-Studiengänge an österreichischen Fachhochschulen


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EINLEITUNG

Die Sicherung und Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung in einer von demografischem Wandel, epidemiologischen Veränderungen und technologischen Entwicklungen geprägten Zeit stellt das Gesundheitswesen vor große Herausforderungen. Dieser steigenden Komplexität gilt es entgegenzutreten, um den veränderten Anforderungen gerecht zu werden (Bachner et al., 2018). Eine vielversprechende Strategie stellt dabei das Konzept der interprofessionellen Zusammenarbeit (IPZ) dar (World Health Organisation [WHO], 2010, S. 12). Um die Basis für eine effektive IPZ zu schaffen, bedarf es der interprofessionellen Ausbildung (IPA), also der Möglichkeit, dass während der Ausbildung Angehörige von zwei oder mehreren unterschiedlichen Gesundheitsberufen von, über und miteinander lernen, um IPZ zu fördern (Vanclay, 1997, S. 19; WHO, 2010, S. 10).

Demnach ist eine Zusammenarbeit von Gesundheits- und Bildungssystem notwendig, um die Leistungsfähigkeit im Gesundheitswesen durch den Einsatz von strategischen Schwerpunkten im Ausbildungsbereich zu steigern (Frenk et al., 2010; WHO, 2010, S. 10). IPZ ist ein „konzeptionelles Kontinuum mit zwei unterschiedlichen Interessenssphären, nämlich jene der Bildung … und jene der Praxis …“ (Sottas et al., 2016, S. 7). Durch IPA wird der langsam und kontinuierlich ablaufende Lernprozess zur Entwicklung der interprofessionellen Kompetenzen im Rahmen der Ausbildung gestartet (Sottas et al., 2016, S. 3). Die Einstellung der Studierenden in Bezug auf IPA stellt einen entscheidenden Faktor für die Entwicklung interprofessioneller Kompetenzen dar. Als Einstellung wird ein mentaler und neuraler Bereitschaftszustand bezeichnet. Dieser wird durch Erfahrungen strukturiert und übt einen steuernden Einfluss auf die Reaktionen eines Individuums auf Personen, Gruppen, Objekte und Situationen aus (Allport, 1935, S. 810). Einstellungen drücken sich in Annahmen bzw. Überzeugungen, Emotionen und Verhaltensweisen aus (Gerrig, 2008, S. 642). Sie liegen latent vor und können indirekt mittels Fragebögen erfasst werden (Weigl, 2016, S. 16).

ZIEL UND FRAGESTELLUNG

Ziel dieser Studie ist die Untersuchung der Einstellung zur interprofessionellen Ausbildung bei den Studierenden der gesundheitswissenschaftlichen Bachelor-Studiengänge ausgewählter Fachhochschulen (FHn) in Österreich.

Die Forschungsfrage lautet:

Welche Einstellung zur interprofessionellen Ausbildung haben die Studierenden der gesundheitswissenschaftlichen Bachelor-Studiengänge der ausgewählten Fachhochschulen in Österreich?

Untersucht werden folgende Fragen:

Unterscheiden sich die Studierenden verschiedener Studiengänge in ihrer Einstellung zur IPA?

Unterscheiden sich Studierende niedriger Semester von Studierenden höherer Semester in ihrer Einstellung zur IPA?

Unterscheiden sich Studierende mit Berufspraktikum von Studierenden ohne Berufspraktikum in ihrer Einstellung zur IPA?

Unterscheiden sich Studierende mit Berufserfahrung von Studierenden ohne Berufserfahrung in ihrer Einstellung zur IPA?

DESIGN UND METHODE

Für die vorliegende Querschnittstudie wurde ein empirischer, quantitativer, nicht-experimenteller Forschungsansatz gewählt. Die Befragung wurde mittels Online-Fragebogen durchgeführt. Dieser wurde einem Pretest unterzogen und unter Berücksichtigung der konstruktiven Rückmeldungen entsprechend adaptiert. Es wurde das Umfrage-Tool Unipark (© Tivian XI GmbH) verwendet.

Datenerhebung

Es wurden fünf Fachhochschulen zur Partizipation eingeladen. Das Vorliegen einer schriftlichen Zustimmung der FHn war die Voraussetzung für die Teilnahme. Diese konnte bei der FH Campus Wien, FH Joanneum, FH Wr. Neustadt und IMC FH Krems erfolgreich eingeholt werden. Ein Überblick bezüglich der partizipierenden FHn und deren angebotenen gesundheitswissenschaftlichen Bachelor-Studiengängen findet sich in Tabelle 1.

Gesundheitswissenschaftliche Bachelor-Studiengänge an den partizipierenden Fachhochschulen.

Fachhochschule Gesundheitswissenschaftliche Bachelor-Studiengänge Gesamtanzahl Studiengänge
FH Campus Wien Gesundheits- und Krankenpflege, Hebammen; Diätologie, Ergotherapie, Logopädie, Orthoptik, Physiotherapie; Biomedizinische Analytik, Radiologietechnologie; 9
FH Joanneum Gesundheits- und Krankenpflege, Hebammen; Diätologie, Ergotherapie, Logopädie, Physiotherapie; Biomedizinische Analytik, Radiologietechnologie 8
FH Wr. Neustadt Gesundheits- und Krankenpflege; Ergotherapie, Logopädie; Biomedizinische Analytik, Radiologietechnologie; 5
IMC FH Krems Gesundheits- und Krankenpflege, Hebammen; Ergotherapie, Physiotherapie, Musiktherapie; 5

(Eigene Darstellung auf Basis der jeweiligen Webseiten, abgerufen am 29.07.2021)

Durch die Teilnahme dieser FHn wurden Studierende aus zehn unterschiedlichen gesundheitswissenschaftlichen Bachelor-Studiengängen aus allen Semestern in diese Studie eingeschlossen.

Die Aussendung des Teilnahmelinks erfolgte nach vorheriger Prüfung durch die Department-/Fakultätsleitungen durch die Studiengangsleitungen der FHn via E-Mail. Da der Umgang mit Umfragen an den teilnehmenden FHn trotz prinzipieller Zustimmung im Vorfeld unterschiedlich gehandhabt wird, hatten die Autorin und der Autor ab Weiterleitung des Links an die Department-/Fakultätsleitungen keinen Einfluss mehr darauf, ob und in welcher Form der Link tatsächlich an die Studierenden weitergeleitet wurde. Dies wurde von der Autorin und dem Autor auch nicht hinterfragt, um das Prinzip der Freiwilligkeit auch auf dieser Ebene zu gewährleisten.

Der Erhebungszeitraum war von 12.02.2021 bis 23.03.2021.

Erhebungsinstrument

Um einen detaillierten Einblick in die Zusammensetzung der Stichprobe zu erlangen, wurden folgende, in Tabelle 2 zusammengefasste, demografische Daten der Teilnehmenden erhoben.

Demografische Daten und deren gruppierte Ausprägungen.

Variablen Ausprägungen
Zugehörigkeit Studiengang Gesundheits- und Krankenpflege Diätologie Ergotherapie Biomedizinische Analytik
Hebammen Logopädie Physiotherapie Radiologietechnologie
Orthoptik Musiktherapie
Studiengangsgruppen Pflege Therapie Diagnostik
Semester 1. bis 6.
Studiendrittel 1. bis 3.
Absolviertes Berufspraktikum ja – nein
Berufserfahrung im Gesundheitsbereich Ja, 1–2 Jahre Ja, mehr als 2 Jahre nein

(Eigene Darstellung)

Um die Einstellung zu IPA erfassen zu können, wurde der University of the West of England Interprofessional Questionnaire (UWE-IPQ) © (Pollard et al., 2004) in der deutschen Version (UWE-IP-D) von Mahler et al. (2017) ausgewählt. Die Verwendung der deutschen Version gewährleistet die sprachliche und kulturelle Anpassung. Ein weiteres Argument für dessen Verwendung ist, dass die Zusammensetzung der Stichprobe bei der Entwicklung des UWE-IPQ eine große Vielfalt an unterschiedlichen Gesundheitsberufen – wie es auch in der vorliegenden Studie der Fall ist – aufwies und der Fragebogen für diese bereits erprobt worden ist.

Der UWE-IP-D besteht aus insgesamt 35 Items und weist vier Subskalen auf. Die Subskalen „Kommunikation und Teamwork“ (Subskala 1), „Interprofessionelles Lernen“ (Subskala 2) und „Interprofessionelle Interaktion“ (Subskala 3) umfassen je 9 Items. Die Subskala „Interprofessionelle Beziehungen“ (Subskala 4) umfasst 8 Items. Bei allen Subskalen werden Auswahlmöglichkeiten von „Ich stimme voll und ganz zu“ bis „Ich stimme überhaupt nicht zu“ angeboten. Für die Auswertung der einzelnen Subskalen gilt die Voraussetzung, dass alle Fragen vollständig beantwortet werden. Die summierten Werte der einzelnen Subskalen werden als positive/neutrale/negative Einstellung interpretiert (Pollard et al., 2004) und sind in Tabelle 3 dargestellt.

Gruppierte Werte des UWE-IP-D zur Interpretation der Einstellung.

Subskalen des UWE-IP-D Interpretation der Einstellung anhand der summierten Werte
positiv neutral negativ
Kommunikation und Teamwork 9–20 21–25 26–36
Interprofessionelles Lernen 9–22 23–31 32–45
Interprofessionelle Interaktion 9–22 23–31 32–45
Interprofessionelle Beziehungen 8–22 21–27 28–40

Eigene Darstellung, angelehnt an Pollard et al. (2004)

Bei der Befragung kamen die Subskalen 1 bis 3 zum Einsatz, wobei die Subskalen 1 und 2 von allen Teilnehmenden beantwortet werden konnten. Die Weiterleitung im Fragebogen zu Subskala 3 erfolgte nur, wenn entweder die Voraussetzungen eines bereits absolvierten Berufspraktikums oder von vorhandener Berufserfahrung im Gesundheitswesen erfüllt waren, um zu gewährleisten, dass die Fragen zur Einstellung zu interprofessioneller Interaktion basierend auf der persönlichen Erfahrung beantwortet wurden. Subskala 4 zur Testung interprofessioneller Beziehungen kam bei dieser Befragung nicht zum Einsatz.

Ethische Erwägungen

Die Notwendigkeit der Einholung eines Ethikvotums für die Durchführung der Studie konnte mittels Checkliste des Ethik-Boards der FH Wr. Neustadt ausgeschlossen werden.

Die Teilnahme an der Studie erfolgte freiwillig. Die Befragung hat nicht während einer im Regelbetrieb stattfindenden Lehrveranstaltung stattgefunden, da diese Vorgehensweise eine Form der Verpflichtung darstellen und somit das Prinzip der Freiwilligkeit verletzen würde (Schüttpelz-Brauns et al., 2009).

Der Einsatz einer Begleitinformation, die Möglichkeit, durch Anklicken des Links an der Befragung durch eine aktive, bewusste Handlung teilzunehmen, die informative Gestaltung der Einleitung des Fragebogens und schlussendlich die geforderte bewusste Zustimmung und Bestätigung durch Auswählen von „Ja, ich nehme an der Umfrage teil“ trugen dazu bei, dass die Zustimmung der Teilnehmenden nicht alleine durch das Retournieren des Fragebogens begründet war.

Datenschutz und Datensicherheit

Um den Datenschutz zu gewährleisten, wurde eine anonyme Befragung durchgeführt. Bei den demografischen Daten der Teilnehmenden wurde dabei bewusst auf eine Erhebung des Alters und des Geschlechtes verzichtet, um die Möglichkeit eines indirekten Rückschlusses auf individuelle Personen durch spezielle Konstellationen demografischer Begebenheiten zu verhindern.

Durch das Versenden des Links an die Department-/Fakultätsleitungen zur Prüfung wurde sichergestellt, dass die datenschutzrechtlichen Vorgaben auf Fachhochschul-Ebene erfüllt sind. Die Autorin und der Autor versichern die Gewährleistung des Datenschutzes gemäß der österreichischen Datenschutzgrundverordnung in ihrer zum Zeitpunkt des Forschungsvorhabens geltenden Fassung. Zur Sicherung der Daten wurden die IT-Compliance-Richtlinien eingehalten.

Datenauswertung

Vor Auswertung der Ergebnisse wurde als Kennzahl für die Beurteilung der psychometrischen Eigenschaften des Messinstruments für alle drei Subskalen Cronbachs Alpha (α) berechnet.

Die Analyse und Darstellung der Stichprobenkennwerte erfolgte mittels Lage- und Streumaßen. Dabei gilt bei allen Auswertungen, dass ein niedriger Summenwert in den Subskalen des UWE-IP-D auf eine positivere Einstellung der Teilnehmenden hinweist.

Die im deskriptiven Teil ersichtlichen Trends wurden mittels inferenzstatistischer Methoden hinsichtlich ihrer Signifikanz untersucht. Dabei kamen aufgrund der heterogenen Gruppengrößen, des Vorhandenseins von Ausreißern und der Verletzung der Annahme einer Normalverteilung die nicht-parametrische Tests Mann-Whitney-U und der Kruskal-Wallis-Test für unabhängige Stichproben zum Einsatz. Für alle Berechnungen wurde das Signifikanzniveau mit 5 % festgesetzt. Bei signifikanten Testergebnissen wurden Post-hoc-Tests angeschlossen. Das Signifikanzniveau wurde hierfür mittels Dunn-Bonferroni-Korrektur angepasst. Im Anschluss daran wurden die Effektstärken in Form des Bravais-Pearson-Korrelationskoeffizienten (r) nach Cohen berechnet. Die Datenanalyse erfolgte mit IBM® SPSS® Statistics Version 27.

ERGEBNISSE
Überprüfung der internen Konsistenz des UWE-IP-D

Bei der Subskala „Kommunikation und Teamwork“ wurde ein Wert von α = .712 (n = 504), bei der Subskala „Interprofessionelles Lernen“ ein Wert von α = .861 (n = 505) und bei der Subskala „Interprofessionelle Interaktion“ ein Wert von α = .818 (n = 396) berechnet. Nach Döring und Bortz (2016, S. 465) ist somit die interne Konsistenz der Subskala 1 akzeptabel, der Subskalen 2 und 3 hoch. Die Konsistenz-Werte sind mit den bei der ersten Verwendung des Fragebogens durch Pollard et al. (2004) berechneten Werten weitgehend vergleichbar.

Teilnehmende

Es haben insgesamt 1285 Studierende des akademischen Jahres 2020–2021 der vier ausgewählten Fachhochschulen aus insgesamt neun verschiedenen Studiengängen (aus dem Studiengang „Orthoptik” nahm niemand teil) an der Befragung teilgenommen. Davon haben 516 Studierende die Umfrage beendet, das entspricht 40.16 %. Von diesen 516 wurden 11 Teilnehmende von der Auswertung ausgeschlossen. Bei sieben dieser ausgeschlossenen Personen war der Grund, dass sie Studierende eines Master-Studiums waren und nicht in die Zielgruppe der Bachelor-Studierenden fallen. Vier weitere Personen wurden ausgeschlossen, weil sie keine Zustimmung zur Datenauswertung gegeben haben. Bei der Subskala „Kommunikation und Teamwork“ erfüllten 504 Fragebögen die Voraussetzungen für die Auswertung, bei der Subskala „Interprofessionelles Lernen“ alle 505. Bei der Subskala „Interprofessionelle Interaktion“ wurden 396 Fragebögen ausgewertet.

Demografische Merkmale

Die Verteilung der Teilnehmenden auf die Studiengänge bezogen war sehr heterogen und reicht von 126 Studierenden der Biomedizinischen Analytik bis zu 11 Studierenden der Musiktherapie. Nach Gruppierung der Studiengänge in Studiengangsgruppen konnte eine Homogenität in den Gruppengrößen erzielt werden. 35.1 % der Teilnehmenden sind aus der Diagnostik, 29.7 % aus der Therapie und 35.2 % aus der Pflege. Es sind Teilnehmende aus allen sechs möglichen Semestern vertreten. 35.1 % der Teilnehmenden waren im ersten, 32.6 % im zweiten und 32.3 % im dritten Studiendrittel ihrer Ausbildung. 73.5 % der Teilnehmenden konnten bereits Erfahrungen bezüglich IPA und IPZ im Berufspraktikum sammeln. Der Großteil der Teilnehmenden (79.6 %) hat noch keine Berufserfahrung.

Einstellung zu IPA

Abbildung 1 zeigt die Häufigkeitsverteilungen der Einstellung zu IPA in den drei Subskalen.

Abbildung 1:

Häufigkeitsverteilungen der Einstellung zu IPA in den Subskalen.

Gruppenunterschiede bei der Einstellung zu IPA
Studiengänge

Es zeigt sich, dass über alle Studiengänge hinweg betrachtet nur wenige Teilnehmende eine negative Einstellung bezüglich Kommunikation und Teamwork haben. Die große Mehrheit mit einer Bandbreite von 71.4–92.3 % weisen eine positive Einstellung auf.

Ein ähnliches Bild findet sich auch bei den Ergebnissen der Subskala „Interprofessionelles Lernen“, wobei sich einzig die Radiologietechnologie mit 5.9 % negativer Einstellung und nur 58.8 % positiver Einstellung von dem durchwegs niedrigeren Prozentsatz an negativer Einstellung und dem mehrheitlich hohen Prozentsatz an positiver Einstellung abhebt.

Konträre Ergebnisse zu den ersten beiden Subskalen zeigen sich in der Subskala „Interprofessionelle Interaktion“, bei der in allen Studiengängen nur ein geringer Teil an positiver Einstellung vorliegt und dafür mehrheitlich eine negative Einstellung vorherrscht. Nur in den Studiengängen Diätologie und Physiotherapie verschiebt sich der vorherrschende negative Trend in Richtung einer neutralen Einstellung.

Auf Studiengangsebene konnte kein Einfluss auf die Subskala „Kommunikation und Teamwork“ festgestellt werden (χ2 (8) = 5.48, p = .705). Im Gegensatz dazu zeigen sich bei „Interprofessionellem Lernen“ (χ2 (8) = 31.27, p < .001) und bei „Interprofessioneller Interaktion“ (χ2 (8) = 23.65, p = .003) statistisch signifikante Unterschiede bezüglich der Zugehörigkeit zu einem bestimmten Studiengang. Die Ergebnisse der Post-hoc-Tests werden gemeinsam mit den berechneten Effektstärken in Tabelle 4 dargestellt. Die Effektstärken liegen zwischen .153 und .212, was auf einen schwachen Effekt hinweist.

Ergebnisse der Post-hoc-Tests für die verschiedenen Studiengänge.

Subskala Studiengang mit positiverer Einstellung Studiengang mit weniger positiver Einstellung z p r
Interprofessionelles Lernen Diätologie Biomedizinische Analytik 3.48 .018 .155
Diätologie Radiologietechnologie 3.56 .013 .158
Ergotherapie Biomedizinische Analytik 3.57 .013 .159
Ergotherapie Radiologietechnologie 3.44 .021 .153
Interprofessionelle Interaktion Physiotherapie Hebammen 4.23 .001 .212
Studiengangsgruppen

Ein ähnliches Bild findet sich auch bei der Auswertung der Studiengangsgruppen. Die große Mehrheit mit einer Bandbreite von 72.9–86.7 % weist eine positive Einstellung zu „Kommunikation und Teamwork“ auf. In der Subskala „Interprofessionelles Lernen“ treten in den Studiengangsgruppen Therapie (82.7 %) und Pflege (81.5 %) vergleichbare Werte auf. Bei der Diagnostik zeigt sich mit 66.7 % ein niedrigerer Prozentsatz an positiver Einstellung, allerdings weisen 29.9 % zumindest eine neutrale Einstellung auf und es ist auch in dieser Studiengangsgruppe kein Trend zu einer negativen Einstellung erkennbar.

Konträre Ergebnisse zu den ersten beiden Subskalen zeigen sich in der Subskala „Interprofessionelle Interaktion“, bei der alle Studiengangsgruppen nur einen geringen Teil an positiver Einstellung aufweisen und dafür mehrheitlich sowohl negative als auch neutrale Einstellung vorherrscht.

Die Zugehörigkeit zu einer Studiengangsgruppe zeigt keinen Einfluss auf „Kommunikation und Teamwork“ (χ2 (2) = 3.49, p = .175). Im Gegensatz dazu gibt es Unterschiede beim „Interprofessionellem Lernen“ (χ2 (2) = 23.15, p < .001) und der „Interprofessionellen Interaktion“ (χ2 (2) = 13.03, p = .001). Die Ergebnisse der Post-hoc-Tests werden gemeinsam mit den berechneten Effektstärken in Tabelle 5 dargestellt. Die Effektstärken liegen zwischen .176 und .213, was auf einen schwachen Effekt hinweist.

Ergebnisse der Post-hoc-Tests für die verschiedenen Studiengangsgruppen (SG).

Subskala SG mit positiverer Einstellung SG mit weniger positiver Einstellung z p r
Interprofessionelles Lernen Therapie Diagnostik 4.79 < 0.001 .213
Pflege Diagnostik 2.68 .022 .119
Interprofessionelle Interaktion Therapie Pflege 3.51 .001 .176
Studiendrittel

Es zeigt sich, dass über alle Studiendrittel hinweg betrachtet nur wenige Teilnehmende eine negative Einstellung bezüglich Kommunikation und Teamwork haben. Die große Mehrheit mit einer Bandbreite von 78,4–80,0 % weisen eine positive Einstellung auf. Ein ähnliches Bild findet sich auch beim „Interprofessionellen Lernen“, mit einer Bandbreite von 72,3–81,0 %. Konträre Ergebnisse zu den ersten beiden Subskalen zeigen sich in der Subskala „Interprofessionelle Interaktion“, die in allen Studiendrittel nur einen geringen Teil an positiver Einstellung aufweist und dafür mehrheitlich sowohl negative als auch neutrale Einstellung vorherrscht.

Die Einstellung zu „Kommunikation und Teamwork“ (χ2 (2) = 4.04, p = .133) und „Interprofessionellem Lernen“ (χ2 (2) = 4.79, p < .091) wird von der Zugehörigkeit zu einem Studiendrittel nicht beeinflusst. Im Gegensatz dazu weisen die Summenwerte der Subskala „Interprofessionelle Interaktion“ (χ2 (2) = 9.38, p = .009) statistisch signifikante Unterschiede bezüglich der Zugehörigkeit zu einem bestimmten Studiendrittel auf. Die Ergebnisse der Post-hoc-Tests werden gemeinsam mit den berechneten Effektstärken in Tabelle 6 dargestellt. Die Effektstärke von .139 weist auf einen schwachen Effekt hin.

Ergebnisse des Post-hoc-Tests für die verschiedenen Studiendrittel.

Subskala Studiendrittel mit positiverer Einstellung Studiendrittel mit weniger positiver Einstellung z p r
Interprofessionelle Interaktion 2. 3. 2.77 .017 .139
Berufspraktikum

Mit 78.6 % weist die Gruppe der Teilnehmenden mit Berufspraktikumserfahrung einen geringfügig niedrigeren Prozentsatz an positiver Einstellung in „Kommunikation und Teamwork“ auf als die Gruppe ohne Berufspraktikumserfahrung (79.9 %).

Der Anteil an positiver Einstellung in der Subskala „Interprofessionelles Lernen“ liegt mit einem Prozentsatz von 78.7 % in der Gruppe der Studierenden mit Berufspraktikumserfahrung höher als bei Studierenden ohne Berufspraktikumserfahrung (70.9 %).

Konträre Ergebnisse zu den ersten beiden Subskalen zeigen sich in der Subskala „Interprofessionelle Interaktion“, bei der beide Gruppen nur einen geringen Teil an positiver Einstellung aufweisen und dafür mehrheitlich sowohl negative wie auch neutrale Einstellung vorherrscht.

Der Vergleich der Teilnehmenden, die bereits ein Berufspraktikum bzw. mehrere Berufspraktika absolviert haben, und jenen ohne Berufspraktikum zeigt, dass die Einstellung bei keiner Subskala durch Berufspraktikumserfahrung beeinflusst wird („Kommunikation und Teamwork“: U = 22223.50, Z = −1.78; p = .075; „Interprofessionelles Lernen“: U = 23755.50, Z = −0.76; p = .446; „Interprofessionelle Interaktion“: U = 4399.50, Z = −0.43; p = .667).

Berufserfahrung

In der Gruppe der Teilnehmenden ohne Berufserfahrung herrscht ein höherer Prozentsatz an neutraler Einstellung (22.2 %) bezüglich „Kommunikation und Teamwork“ vor, wodurch der Anteil an positiver Einstellung geringer ist als in den anderen beiden Gruppen. Ein ähnliches Bild findet sich auch bei den Ergebnissen der Subskala „Interprofessionelles Lernen“ mit einer Bandbreite an positiver Einstellung von 72.2–79.6 %. Konträre Ergebnisse zu den ersten beiden Subskalen zeigen sich in der Subskala „Interprofessionelle Interaktion“, bei der alle Gruppen nur einen geringen Anteil an positiver Einstellung aufweisen und dafür mehrheitlich sowohl negative als auch neutrale Einstellung vorherrscht.

Beim Vergleich der Teilnehmenden mit und ohne Berufserfahrung zeigt sich bei „Kommunikation und Teamwork“ ein statistisch signifikanter Unterschied (χ2 (2) = 6.24, p = .044). Im Gegensatz dazu werden die Subskala „Interprofessionelles Lernen“ (χ2 (2) = 0.18, p = .913) und die Subskala „Interprofessionelle Interaktion“ (χ2 (2) = 1.12, p = .574) durch Berufserfahrung nicht beeinflusst. Trotz des signifikanten Unterschieds bei „Kommunkation und Teamwork“ zeigen die Post-hoc-Tests keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen auf.

In weiterer Folge wurden die Teilnehmenden mit ein bis zwei Jahren Berufserfahrung und jene mit mehr als zwei Jahren Berufserfahrung zu einer Gruppe zusammengefasst, um die gesamte Gruppe mit Berufserfahrung mit der Gruppe ohne Berufserfahrung vergleichen zu können. Beim Vergleich der beiden Gruppen zeigt sich bei „Kommunikation und Teamwork“ ein statistisch signifikanter Unterschied, wobei sich bei der Berechnung der Effektstärke ein schwacher Effekt feststellen lässt (U = 17392.50, Z = −2.48; p = .013, r = .110). Die Gruppe der Teilnehmenden mit Berufserfahrung weist somit eine positivere Einstellung auf (mittlerer Rang: 220.85) als die Gruppe ohne Berufserfahrung (mittlerer Rang: 260.63). Die Subskalen „Interprofessionelles Lernen“ und „Interprofessionelle Interaktion“ werden durch Berufserfahrung nicht beeinflusst.

DISKUSSION

In Bezug auf Kommunikation und Teamwork lässt sich feststellen, dass bei den Teilnehmenden eine positive Einstellung vorherrscht, welche für das Vertrauen der Studierenden in deren Fähigkeiten in diesen Bereichen spricht. Diese positive Einstellung ist unabhängig von der Zugehörigkeit zu einem Studiengang, einer Studiengangsgruppe, einem Studiendrittel und von der bisher gesammelten Erfahrung durch ein Berufspraktikum. Teilnehmende mit bereits gesammelter Berufserfahrung haben eine positivere Einstellung zu Kommunikation und Teamwork als jene ohne Berufserfahrung. Dies könnte durch eine bereits stattgefundene Erweiterung der Kenntnisse in diesen Bereichen durch Erfahrung im Berufsalltag begründbar sein.

Auch Pollard et al. (2004) stellten bei einer ähnlichen Stichprobenzusammensetzung fest, dass in der Subskala „Kommunikation und Teamwork“ eine durchwegs positive Einstellung vorherrscht. Ähnliche Erkenntnisse wurden auch in weiteren Arbeiten veröffentlicht (Berger et al., 2016; Delisle et al., 2016; Kolb et al., 2017; Mink et al., 2020). In der Folgestudie von Pollard et al. (2005), in der dieselben Studienkohorten im zweiten Ausbildungsjahr untersucht wurden, zeigte sich im Vergleich zum ersten Studienjahr eine weniger positive Einstellung. Begründet wurde dies durch eine Überschätzung der eigenen Fähigkeiten im Bereich „Kommunikation und Teamwork“ bei Studierenden, die am Anfang ihres Studiums stehen. Durch die im Laufe des Studiums gewonnenen Erfahrungen wird die Selbsteinschätzung realistischer, wodurch die Einstellung im Vergleich zum 1. Studienjahr negativer erscheint. Im 3. Studienjahr erfolgte in der Studie von Pollard et al. (2006) eine erneute Trendumkehr zurück zu einer positiveren Einstellung. Studierende im letzten Studienjahr können die im Laufe der Ausbildung erlernten Fähigkeiten und Kenntnisse in Bezug auf Kommunikation und Teamwork vermehrt auch in der Praxis anwenden, wodurch der Trend zu einer positiveren Einstellung erklärbar ist. Diesen Erklärungsansatz unterstützt auch die Studie von Brock et al. (2013), in der gezeigt wurde, dass ein Kontakt mit IPA die Einstellung zu interprofessioneller Kommunikation verbessert.

In der vorliegenden Untersuchung findet sich dieser Trend beim Vergleich der Studierenden anhand der Semesterdrittel nicht, wobei die Ergebnisse in diesem Bereich durch den Einsatz unterschiedlicher Studiendesigns (Longitudinal- versus Querschnittstudie) nicht vergleichbar sind.

Die Ergebnisse der vorliegenden Studie zeigen in der Subskala „Interprofessionelles Lernen“, dass bei den Teilnehmenden auch hier eine positive Einstellung vorherrscht. Auch in diversen anderen Studien (Berger et al., 2016; Delisle et al., 2016; Kolb et al., 2017; Mink et al., 2020; Ruebling et al., 2014) ist dieser Trend ersichtlich. Somit kann angenommen werden, dass Studierende interprofessionelles Lernen prinzipiell befürworten. Allerdings können in der vorliegenden Arbeit Unterschiede bezogen auf die Studiengangszugehörigkeit festgestellt werden, wobei Studierende der Diätologie und der Ergotherapie eine positivere Einstellung im Vergleich zu den Studierenden der Biomedizinischen Analytik und der Radiologietechnologie aufweisen. Diese Ergebnisse sind möglicherweise auf den bereits stattfindenden, aber heterogenen Einsatz von IPA in den verschiedenen Studiengängen und einer damit verknüpften positiven Erfahrung bezüglich des interprofessionellen Lernens begründbar.

Bei Betrachtung der Studiengangsgruppen weisen die Studierenden der diagnostischen Studiengänge eine weniger positive Einstellung zu interprofessionellem Lernen als Studierende aus den therapeutischen Studiengängen und aus den Studiengängen der Pflege auf. Die positivste Einstellung ist bei Angehörigen der therapeutischen Ausbildungen feststellbar. Möglicherweise ist dieses Ergebnis dadurch erklärbar, dass Studierende im diagnostischen Bereich weniger Berührungspunkte mit anderen Studiengängen orten und folglich den Wert des interprofessionellen Lernens niedriger bewerten.

Auch Pollard et al. (2004) konnten eine weitgehend positive Einstellung der Studierenden zu interprofessionellem Lernen feststellen, Unterschiede zwischen den Studierenden der verschiedenen Studiengänge ergaben sich aber nicht. Pollard et al. (2005) begründen dieses Fehlen von studiengangsspezifischen Unterschieden damit, dass die bereits in allen Studiengängen stattgefundene IPA der Weiterentwicklung von bestehenden Barrieren und Stereotypen entgegenwirkt bzw. deren Entstehung verhindert.

Bei der vorliegenden Studie zeigt sich außerdem, dass bei den Studierenden im letzten Studiendrittel eine positivere Einstellung als bei den Studierenden im ersten und zweiten Studiendrittel vorherrscht. Bereits gesammelte positive Erfahrungen während des Studiums könnten im finalen Drittel der Ausbildung für diese positivere Einstellung verantwortlich sein. Im Gegensatz dazu war in der Studie von Pollard et al. (2006) der Anteil der Studierenden mit positiver Einstellung sowohl im 2. als auch im 3. Ausbildungsjahr geringer, während gleichzeitig der Anteil der Studierenden mit negativer Einstellung verglichen zum 1. Ausbildungsjahr anstieg. Dies wurde mit einer Selbstüberschätzung der Fähigkeiten von Studierenden am Beginn der Ausbildung erklärt (Pollard et al., 2006). Einen ähnlichen ceiling effect beschreiben auch Norris et al. (2015), um die positive Einstellung von Studierenden mit wenig Kontakt zu IPA zu erklären. In Bezug darauf, ob bereits ein Berufspraktikum absolviert wurde, zeigt sich, dass der Anteil an positiver Einstellung in der Subskala „Interprofessionelles Lernen“ bei Studierenden mit Praktikumserfahrung höher ist als Studierenden ohne Berufspraktikumserfahrung. Durch eine bereits vor Beginn des Studiums gesammelte Berufserfahrung im Gesundheitsbereich bleibt die Einstellung zu interprofessionellem Lernen unbeeinflusst.

Bei der Subskala „Interprofessionelle Interaktion“ zeigt sich, dass nur 8 % der Teilnehmenden eine positive Einstellung aufweisen und mehrheitlich eine negative oder neutrale Einstellung zu diesem Thema vorherrscht. Da dieser Teil des Fragebogens nur von Studierenden mit Berufspraktikums- und/oder Berufserfahrung beantwortet werden konnte, lässt sich daraus schließen, dass sich die erlebte Realität von IPZ von den Erwartungen der Studierenden unterscheidet. Nur in den Studiengängen Diätologie und Physiotherapie verschiebt sich der vorherrschende negative Trend in Richtung einer neutralen Einstellung. Bei den Studierenden der Hebammen zeigt sich eine signifikant negativere Einstellung verglichen mit den Studierenden aus dem Studiengang Physiotherapie. Ebenso manifestiert sich dieser Unterschied auch im Vergleich der Studiengangsgruppen, da die Studierenden der Therapie eine positivere Einstellung zu interprofessioneller Interaktion aufweisen als Studierende der Pflege.

Auch die Ergebnisse von Pollard et al. (2004) zeigen den Trend zur negativen Einstellung in dieser Subskala und es wird beschrieben, dass nur 5 % der Teilnehmenden eine positive Einstellung zu interprofessioneller Interaktion haben. Dabei wird eine signifikant negativere Einstellung bei den Studierenden der Ergotherapie und Sozialarbeit festgestellt. Dies wird durch bereits vorhandene Stereotype gegenüber anderen Gesundheitsberufen, die von den Studierenden aus dem privaten Umfeld in das Studium mitgenommen werden und zu einer negativen Einstellung beitragen, begründet. Der Trend zu negativer Einstellung zeigt sich auch in den Ergebnissen anderer Studien (Delisle et al., 2016; Kolb et al., 2017; Mink et al., 2020; Pollard et al., 2006).

Des Weiteren hat in der vorliegenden Studie der Studienfortschritt einen Einfluss auf die Ergebnisse, da auch bezogen auf das Studiendrittel, in dem sich die Studierenden zum Zeitpunkt der Befragung befanden, Unterschiede sichtbar sind. Im Vergleich zum 1. und 2. Studiendrittel zeigt sich eine negativere Einstellung zur interprofessionellen Interaktion im 3. Studiendrittel. Dies könnte durch gesammelte Erfahrungen in den bereits absolvierten Berufspraktika erklärbar sein, in denen die Studierenden die interprofessionelle Interaktion bereits erlebt haben und das dabei erlebte Bild von IPZ von der in der Theorie präsentierten IPZ abweicht.

Pollard et al. (2006) berichten, dass der Anteil der Studierenden mit positiver Einstellung sowohl im 2. als auch im 3. Ausbildungsjahr geringer als im 1. Studienjahr ist, während gleichzeitig der Anteil der Studierenden mit negativer Einstellung ansteigt. Außerdem werden Unterschiede bezüglich vorhandener Berufserfahrung im Gesundheits- bzw. Sozialbereich beschrieben. Dies könnte sich auf die damit verbundenen unterschiedlichen negativen Erfahrungen im (Berufs-)Alltag zurückführen lassen. Bezüglich Berufspraktikumserfahrung und Berufserfahrung kann in der vorliegenden Studie kein Einfluss auf die Einstellung zu interprofessioneller Interaktion festgestellt werden.

LIMITATIONEN

Studiendesign: Da es sich bei der Studie um eine Querschnittstudie handelt und dabei Personen zum selben Zeitpunkt einmalig befragt wurden, kann durch das gewählte Studiendesign keine Veränderung der individuellen Einstellung der Studierenden im Laufe des Ausbildungsprozesses gemessen werden. Dafür wäre eine longitudinale Studie notwendig (Perkhofer et al., 2016, S. 157). Trotzdem konnte die Entwicklung der Einstellung im Studienverlauf anhand der verschiedenen Studierendenkohorten untersucht werden. Durch die zeitlich limitierten Rahmenbedingungen war es nicht möglich, die Veränderung der Einstellung derselben Studierenden im Laufe des Ausbildungsprozesses zu untersuchen, was den Ansprüchen einer Longitudinalstudie entsprechen würde.

Auswahl der Erhebungsorte und der Teilnehmenden: Als Erhebungsorte wurden die FH Campus Wien, die FH Joanneum, die FH Wr. Neustadt und die FH IMC Krems gewählt. Es zeigt sich, dass sich das Angebot an interprofessioneller Ausbildung bezüglich des Ausmaßes und der Art an den FHn und in den einzelnen Studiengängen sehr heterogen darstellt, wodurch möglicherweise auch die Einstellung der Studierenden beeinflusst werden könnte. Da in anderen FHn, die kein Teil dieser Studie waren, wieder andere Voraussetzungen betreffend IPA herrschen könnten, wäre es sinnvoll, auch diese miteinzubeziehen. Um die Gesamtsituation in Österreich einschätzen zu können, wäre demnach eine Befragung der Studierenden an allen österreichischen Fachhochschulen anzudenken. Trotzdem können anhand der vorliegenden Ergebnisse bereits Aussagen über das Stimmungsbild der Studierenden der gesundheitswissenschaftlichen Studiengänge getroffen werden.

Prozedere der Teilnehmendenrekrutierung: Da die Autorin und der Autor auf die fachhochschulinterne Weiterleitung des Umfragelinks keinen Einfluss hatten, ist die Anzahl derjenigen, die den Link tatsächlich erhalten haben, nicht bekannt. Damit war eine Berechnung der Rücklaufquote im eigentlichen Sinne nicht möglich. Dies hatte jedoch keinen Einfluss auf den weiteren Verlauf der statistischen Auswertung.

Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass vorwiegend an dem Thema der IPA interessierte Studierende an der Befragung teilnahmen. Dies könnte zu einem Rücklauf-Bias führen (Perkhofer et al., 2016, S. 175). Durch die Gestaltung einer informativen und motivierenden Einleitung des Fragebogens wurde versucht, eine möglichst große Bandbreite an Teilnehmendencharakteren anzusprechen.

Erhebungsinstrument: Durch das gewählte Erhebungsinstrument des UWE-IP-D wurde die subjektive Selbsteinschätzung der Studierenden erhoben. Eine objektive Beurteilung der latent vorliegenden Einstellungen ist nicht möglich (Weigl, 2016, S. 16). Mahler et al. (2017) merken diesbezüglich an, dass das Verwenden von Selbsteinschätzungsinstrumenten bei der Messung interprofessioneller Kompetenzen eine Herausforderung darstellt. Da die Bewertung auf Grundlage der Wahrnehmungen der Betroffenen selbst stattfindet, kann es zu einer Verzerrung durch einen Selbstbeurteilungs-Bias kommen (Sottas & Kissmann, 2016, S. 20).

Der UWE-IPQ wurde primär für die Verwendung in Longitudinalstudien konzipiert. Allerdings verwendeten Pollard et al. (2004) den Fragebogen auch zur Generierung von Basisdaten und verglichen die Einstellung der Studierenden in Bezug auf diverse demografische Angaben. Um dem vielschichtigen Thema der IPA optimal begegnen zu können, wäre bei der Erhebung ein Methodenmix anzustreben (Thistlethwaite et al., 2015).

Die Formulierung der Fragen des UWE-IP-D lässt nicht immer einen klaren Bezug zu interprofessioneller Interaktion zu (Huber et al., 2020). Da aber die Nutzungsbedingungen vorschreiben, den Fragebogen in unveränderter Form zu verwenden, wurden die Ausfüllanweisungen dafür genutzt, mögliche Verständnisprobleme durch Erklärungen auszuräumen.

SCHLUSSFOLGERUNG

Die Kenntnis der Einstellung zu IPA/IPZ sollte bei der Konzeption interprofessioneller Aktivitäten während des Studiums berücksichtigt werden, um die Einstellung der Studierenden während deren Ausbildung positiv zu beeinflussen. Damit sind die Ergebnisse dieser Studie relevant für die Ausbildungsstätten mit gesundheitswissenschaftlichen Studiengängen.

eISSN:
2296-990X
Sprachen:
Englisch, Deutsch
Zeitrahmen der Veröffentlichung:
Volume Open
Fachgebiete der Zeitschrift:
Medizin, Klinische Medizin, andere