Interprofessionelle Ausbildung bzw. Lehre und Zusammenarbeit gewinnen im Gesundheitswesen zunehmend an Bedeutung. Bei der
Bei der Planung von interprofessionellen Ausbildungsprogrammen gibt es verschiedene Aspekte zu berücksichtigen, die Oandasan und Reeves (2005) in drei Ebenen einteilen. Auf der «Mikroebene» werden der Einfluss vorgefertigter Ansichten und die Entwicklung der Teilnehmenden zu Gesundheitsfachleuten beschrieben. Die «Mesoebene» beinhaltet Organisation und Planung sowie die Unterstützung einflussreicher institutioneller Personen. Auf der «Makroebene» wird der Politik und verschiedenen Institutionen eine wichtige Rolle beigemessen.
IPL kann einen positiven Effekt auf verschiedenen Ebenen bewirken und so das Gesundheitssystem beeinflussen. So zeigten sich in der Studie von Nagge et al. (2017) durch IPL Verbesserungen in der Zusammenarbeit und im Rollenverständnis. Auch kann eine Wertschätzung gegenüber anderen Professionen gefördert werden (Singer et al., 2018). In der Studie von Strasser et al. (2008) konnte durch ihre Intervention ein gewisser positiver Einfluss auf ein Patienten-Outcome gezeigt werden. Im Review von Reeves et al. (2013), welcher letztere Studie inkludiert hat, weisen die Autoren darauf hin, dass die Ergebnisse aufgrund der großen Heterogenität der eingeschlossenen Studien keine allgemeinen Aussagen erlauben.
In der Schweiz gibt es Bestrebungen, die interprofessionelle Zusammenarbeit durch gemeinsame Ausbildungsangebote, darunter die Zürcher InterProfessionelle AusbildungsStation (ZIPAS®; Ulrich et al., 2019), zu verbessern. Solche Angebote sind jedoch oft singulär und (noch) nicht fest in den Curricula verankert. Zudem sind Studierende der Gesundheits- und Medizinalberufe meist institutionell und örtlich voneinander getrennt. Im Kanton Zürich beispielsweise bietet die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) die Studiengänge «Ergotherapie», «Hebamme», «Pflege» und «Physiotherapie» an. Dagegen studiert man Humanmedizin an der Universität Zürich (UZH) und Pharmazie an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH). Die ETH bietet zudem neu Humanmedizin auf Bachelor-Stufe an. Zwischen den Studiengängen der Universitäten und Fachhochschulen gibt es bisher nur wenig gemeinsame Lehrveranstaltungen, da vielfach die entsprechenden Strukturen und Prozesse (z. B. Flexibilität der einzelnen Curricula) fehlen.
Die Institutionen ZHAW und UZH haben am 12. Oktober 2019 erstmalig den Interprofessionellen Ausbildungstag (IPE-Tag) durchgeführt, mit der Zielsetzung, das gegenseitige Rollenverständnis von Studierenden verschiedener Fachrichtungen im Gesundheitswesen zu verbessern und interprofessionelle Kompetenzen zu vermitteln bzw. zu vertiefen. Das Ziel dieser Untersuchung war es, den IPE-Tag inklusive der Erwartungen, positiven Aspekte und Verbesserungsvorschläge seitens der Studierenden zu evaluieren und den Kompetenzerwerb der Studierenden zu messen.
Zur Evaluation des IPE-Tages wurde ein Mixed-Methods-Ansatz gewählt; hierbei werden quantitative und qualitative Methoden kombiniert (Leech & Onwuegbuzie, 2009). Gemäß Einteilung und Definition der Autoren folgt diese Studie einem «
Das Grundkonzept des IPE-Tages entstammt einer Sommerakademie der Studienstiftung des Deutschen Volkes, an welcher ein interprofessionelles Team an Studierenden den IPE-Tag entwickelt hatte. Dieses Konzept wurde vom Autorenteam überarbeitet und an die Situation vor Ort angepasst und sah wie folgt aus: Nach einer Einführung in das Thema «Interprofessionalität» wurden die Teilnehmenden in Gruppen eingeteilt, jeweils begleitet von einem interprofessionellen Instruktoren-Team, bestehend aus zwei Dozierenden. Die Studierenden lernten sich zuerst durch ein kurzes Spiel näher kennen. Im Anschluss wurden gegenseitige Stereotypen herausgearbeitet und diskutiert. In kleineren Gruppen folgten dann zwei Fallbeispiele mit Simulationspersonen, in denen jeweils ein interprofessionelles Team von Studierenden eine gemeinsame Anamnese und einen Behandlungsplan erarbeiten mussten. Der erste Fall handelte von einer Mutter, welche nach Radiusfraktur ein Komplexes regionales Schmerzsyndrom entwickelte. Durch die eingeschränkte Beweglichkeit der Hand wurde das Stillen ihres Säuglings, die Haushaltsführung und die Pflege ihrer kranken Mutter erschwert. Im zweiten Fall ging es um eine im achten Monat schwangere Frau mit Problemen beim Wasserlassen und vermehrtem Durstgefühl (Diagnose Gestationsdiabetes). Da sie seit drei Monaten nicht mehr in der Kontrolle bei der Frauenärztin war, hatte sie zudem große Schuldgefühle. Während der Bearbeitung der Fälle wurden die Studierenden durch die anderen beobachtet. In den anschließenden Feedback- und Reflexionsrunden gaben die Studierenden sowie die Simulationspersonen Feedback bzw. wurden unter anderem die Eindrücke besprochen. Die wichtigsten Erkenntnisse wurden herausgearbeitet und in der größeren Gruppe einander vorgestellt. In den Pausen, während des Mittagessens und am abschließenden Grillfest gab es die Möglichkeit, sich untereinander auszutauschen. Der Ablaufplan des Tages und die Lernziele der einzelnen Einheiten finden sich in Tabelle 6 im Anhang.
Die insgesamt 68 Teilnehmenden kamen aus den Universitäten UZH und ETH und der Fachhochschule ZHAW. Teilgenommen haben Studierende aus den Studiengängen Ergotherapie (3. Bachelor-Jahr), Hebamme (2. Bachelor-Jahr), Medizin (1. Bachelor-Jahr sowie 3. Bachelor- bis 3. Master-Jahr), Pflege (2. Bachelor-Jahr), Physiotherapie (2. und 3. Bachelor-Jahr) und Pharmazie (1. Master-Jahr). Daneben waren Doktorierende (n= 8) aus dem Doktoratsprogramm «Care & Rehabilitation Sciences» der UZH mit verschiedenem fachlichem Hintergrund dabei.
Die Teilnahme am IPE-Tag war für die Studierenden freiwillig. Die Studierenden wurden über die Informationsplattformen der jeweiligen Institutionen bzw. Studiengänge auf die Veranstaltung hingewiesen. Für die Doktoranden war die Teilnahme im Rahmen des Moduls «Interprofessionalität» ihres Doktoratsprogramms obligatorisch. Sie wurden direkt durch die Programmleitung informiert.
Die Teilnehmenden erhielten vor und nach dem IPETag eine E-Mail mit einem Link zur Online-Umfrage, welche die wesentlichen Aspekte des IPE-Tages aufgriff und sich an den Themenbereichen von Singer et al. (2018) orientierte. Die Befragungen erfassten zunächst demografische Daten (Alter, Geschlecht, Studienrichtung) sowie vorgängige Erfahrungen mit Interprofessionalität (mit Angabe von zeitlichem Umfang und Situation), dann wurden fachliche Fragen zum Thema «Interprofessionalität» gestellt. In beiden Umfragen wurden die Teilnehmenden anschließend angewiesen, sich anhand zweier Teilfragebögen für interprofessionelle Kompetenzen selbst einzuschätzen. Der erste Teilfragebogen bestand aus Deskriptoren der ZIPAS®. Dabei wurden sieben von 11 Kompetenzbereichen aus dem Modell «Kompetenzen zur Interprofessionellen Zusammenarbeit» (KIPZ, KIPZModell; Huber et al., 2018, Tabelle 1) entnommen und in persönliche Aussagen umgeformt. Jede Aussage konnte mit einer Likert-Skala von 1 (
Eigenschaften der teilnehmenden Studierenden an den Online-Umfragen.
Weibliches Geschlecht n (%) | 46 (80.7) | 32 (80) |
Mittleres Alter M (SD) | 24,5 (± 5,5) | 24,5 (± 5,5) |
Ergotherapie n (%) | 4 (7,0) | 2 (5) |
Hebamme n (%) | 4 (7,0) | 4 (10) |
Medizin n (%) | 15 (26,3) | 8 (20) |
Pflege n (%) | 15 (26,3) | 12 (30) |
Physiotherapie n (%) | 15 (26,3) | 11 (27,5) |
Weitere Fachgebiete n (%)1 | 4 (7,0) | 3 (7,5) |
Erfahrung mit Interprofessionalität n (%)2 | 48 (84,2) | 32 (80) |
Pharmakologie, Chiropraktik oder Public Health;
Ja / Nein
Die Items des ZIPAS®-Kompetenzrahmens und des ICCAS wurden zur Analyse in die entsprechenden Subskalen (beispielsweise
Zur qualitativen Analyse wurden aus beiden Umfragen die Aussagen der Teilnehmenden auf die offenen Fragen gesamthaft entnommen und gemäß der Thematischen Analyse nach Braun und Clarke (2012) ausgewertet. Zunächst wurden den Aussagen anhand der Inhalte Codes zugeteilt, teils deduktiv aufgrund der gestellten Frage (z. B. nach der Motivation), teils induktiv, um neue Aspekte aufzudecken. Anschließend wurden unter den Codes Gemeinsamkeiten gesucht, um dadurch eine erste Einteilung vorzunehmen und
Von insgesamt 68 Teilnehmenden füllten 58 die erste und 41 die zweite Umfrage aus, was einer Rücklaufquote von 85,3 % bzw. 60,3 % entspricht. Aufgrund von Zweifeln am korrekten Ausfüllen der Umfragen, welche bei Sichtung der Rohdaten einerseits anhand der Antworten auf die theoretischen Fragen sowie der Selbsteinschätzung und andererseits anhand eines Kommentars entstanden waren, wurde jeweils eine Person von der ersten bzw. zweiten Befragung ausgeschlossen. Somit ergab sich eine abschließende Rücklaufquote von 83,8 % bzw. 58,8 %. In beiden Befragungen waren rund 80 % der Teilnehmenden Frauen, und das mittlere Alter beider Geschlechter betrug 24,5 Jahre. Die Umfragen wurden zum größten Teil von Studierenden der Medizin, Pflege und Physiotherapie ausgefüllt. Erfahrung mit Interprofessionalität gaben 48 bzw. 32 Studierende an. Die Eigenschaften der Teilnehmenden an den Umfragen sind in Tabelle 1 zusammengefasst.
Da die Daten die Voraussetzungen für parametrische Tests nicht erfüllten, wurde zur statistischen Auswertung der ICCAS- und ZIPAS®-Fragebögen der Mann-Whitney-U-Test verwendet. Es zeigte sich in allen Subskalen des ZIPAS®-Kompetenzrahmens ein Anstieg nach dem IPE-Tag. In den Subskalen
Ausgewählte Kompetenzbereiche nach ZIPAS® (Zürcher InterProfessionelle AusbildungsStation).1
Respekt | 4,88 | 0,55 | 5,22 | 0,43 | 0,002 | 3,072 | 95 |
Teamfähigkeit | 4,97 | 0,54 | 5,34 | 0,47 | 0,001 | 3,353 | 95 |
Wertschätzung | 5,55 | 0,50 | 5,66 | 0,36 | 0,400 | 0,842 | 95 |
Kommunikationsfähigkeit | 4,84 | 0,65 | 5,18 | 0,58 | 0,010 | 2,591 | 95 |
Reflexionsfähigkeit | 4,54 | 0,78 | 5,06 | 0,59 | 0,001 | 3,199 | 95 |
Konfliktfähigkeit | 4,42 | 0,86 | 4,78 | 0,63 | 0,047 | 1,990 | 95 |
Offenheit/Bereitschaft | 5,15 | 0,65 | 5,4 | 0,51 | 0,066 | 1,835 | 95 |
Abgeleitet aus dem Modell «Kompetenzen zur Interprofessionellen Zusammenarbeit» (KIPZ, KIPZ-Modell; Huber, M., Georg, W., Schröder, G., Daneffel, L., Spurek, H. & Kohlbrenner, D., 2018, Tabelle 1)
Interprofessional Education
Anzahl Freiheitsgrade
Im ICCAS präsentierte sich ebenfalls in allen Subskalen ein Anstieg von der ersten zur zweiten Befragung. Statistisch signifikante Verbesserungen wiesen die Subskalen
Kompetenzbereiche nach ICCAS (International Collaborative Competencies Attainment Survey).1
Communication | 5,66 | 0,80 | 6,04 | 0,67 | 0,012 | 2,512 | 95 |
Collaboration | 5,67 | 0,84 | 5,85 | 1,04 | 0,130 | 1,513 | 95 |
Roles and Responsibilities | 5,55 | 0,93 | 5,89 | 0,89 | 0,036 | 2,102 | 95 |
Collaborative Patient/Family-Centred Approach | 5,46 | 1,43 | 5,87 | 1,26 | 0,109 | 1,604 | 95 |
Conflict Management/Resolution | 5,91 | 0,80 | 6,17 | 0,76 | 0,100 | 1,646 | 95 |
Team Functioning | 5,17 | 1,55 | 5,75 | 1,18 | 0,060 | 1,877 | 95 |
MacDonald, C. J., Archibald, D., Trumpower, D., Casimiro, L., Cragg, B. & Jelley, W. (2010)
Interprofessional Education
Anzahl Freiheitsgrade
Der ZIPAS®-Kompetenzrahmen zeigt sich mit einem Cronbach's Alpha von 0,85 (mit 12 Items und
ZIPAS®1 | ||
- Respekt | 0,45 | 2 |
- Teamfähigkeit | 0,70 | 4 |
- Wertschätzung | 0,63 | 2 |
- Kommunikationsfähigkeit | 0,66 | 3 |
- Reflexionsfähigkeit | 0,77 | 3 |
- Konfliktfähigkeit | 0,83 | 3 |
- Offenheit/Bereitschaft | 0,79 | 3 |
ICCAS2 | ||
- Communication | 0,84 | 5 |
- Collaboration | 0,65 | 3 |
- Roles and Responsibilities | 0,79 | 4 |
- Collaborative Patient/Family-Centred Approach | 0,89 | 3 |
- Conflict Management/Resolution | 0,75 | 3 |
- Team Functioning | 0,67 | 2 |
Kompetenzbereiche abgeleitet aus dem Modell «Kompetenzen zur Interprofessionellen Zusammenarbeit» (KIPZ, KIPZ-Modell; Huber, M., Georg, W., Schröder, G., Daneffel, L., Spurek, H. & Kohlbrenner, D., 2018, Tabelle 1)
MacDonald, C. J., Archibald, D., Trumpower, D., Casimiro, L., Cragg, B. & Jelley, W. (2010) n=57
Mit der Thematischen Analyse (Braun & Clarke, 2012) der offenen Fragen konnten fünf Themen herausgearbeitet werden, die ihrerseits teilweise Subthemen beinhalteten. Diese Themen umfassen unter anderem die vorgängigen Erwartungen der Studierenden, die Effekte des IPE-Tages auf die Studierenden sowie Verbesserungsvorschläge und allgemeine Gedanken zum Thema «Interprofessionalität» seitens der Studierenden (siehe Tabelle 5).
Zitate der an den Online-Umfragen teilnehmenden Studierenden.
Motivation, Ziele und Erwartungen der teilnehmenden Studierenden | Gespannt, freue mich darauf. Hoffe, dass ich etwas lernen werde. |
Relativ neutral. Auch in der Hoffnung, nicht davon endtäuscht |
|
Verschiedene Sicht- und Denkweisen motzubekommen |
|
Dass man mehr über die anderen Berufsgruppen lernt und dass man für eine bessere Zusammenarbeit vorbereitet/mit möglichen Strategien ‘ausgerüstet’ wird, um die interprofessionelle Arbeit optimaler zu gestalten. | |
Ich finde es spannend auch mal mit Medizinern zusammen zu arbeiten. | |
Stärken und positive Aspekte des IPE-Tages | Ich habe es einen spannenden und lehrreichen Tag gefunden und war zwar müde, aber zufrieden am Abend. |
–Austausch und Üben im interprofessionellen Team | In den Pausen und beim Mittagessen hat man gut Zeit sich mit den anderen Professionen auszutauschen, was auch sehr spannend und lehrreich ist. Auch war es gut, dass die Einführungsveranstaltung sehr kurz gehalten wurde und man mehr im IP [interprofessionellen]-Team arbeiten konnte. (…) |
Die gemeinsame Anamnese mit den Beobachtungsrollen und Schauspielpatienten war eine gute Gelegenheit, neue interprofessionelle Umgangsformen/Herangehensweisen auszuprobieren. Die anschliessende Reflexion förderte so einige Spannungsfelder und eigene Barrieren zutage. | |
(…) Zudem wurde uns Studierenden einen angenehmen Rahmen |
|
–Teilnahme der Medizinstudierenden | (…) Vor allem die Zusammenarbeit mit Medizinsutenten |
Lerneffekt und Kompetenzerwerb | Jede Profession ging ohne Vorurteile in die Fallbeispiele, hörte sich die Sichtweisen und Meinungen der jeweils anderen an und so konnte jeweils ein guter gemeinsamer Weg gefunden werden. |
(…) Durch praktische Beispiele und Feedback habe ich viel über die anderen Professionen im Gesundheitswesen und deren Arbeitsweise gelernt. | |
(…) Ein guter, lernreicher |
|
Die Kommunikation mit den anderen Professionen war immer sehr respektvoll, man war offen für andere Ansichten und Vorschläge. | |
Verbesserungsvorschläge und negative Ansichten | |
–Verbesserungsvorschläge | (…) Weniger den Fokus auf die Vorurteile der verschiedenen Professionen gegenüber, sondern vielleicht eher, dass jede Professiongruppe |
Ich hätte mir gewünscht, dass man noch etwas mehr zu den einzelnen Berufen, z. B. wo deren Stärken und Schwächen liegen, erfährt. Z. B. durch ein kurzer Vortrag |
|
–Negative und gemischte Ansichten | Die Kombination von Bachelor-Studenten mit PhD-Studenten, die schon viele Jahre Berufserfahrung mitbringen fand ich nicht ganz gelungen. Der Stand der Expertise ist so unterschiedlich. (…) |
Bedeutung und Umsetzung der Interprofessionalität in der beruflichen Praxis | |
–Gedanken zur interprofessionellen Ausbildung und Zusammenarbeit | (…) Interprofessionalität spielt heutzutage immer eine |
Ich freue mich auf die Zukunft, in welcher ich mich umso mehr für eine IP [Interprofessionalität] bemühen werde | |
–Herausforderungen in der Zusammenarbeit verschiedener Professionen | (…) Ich bin der Meinung das |
Ich finde es wichtig, mit anderen Personen aus dem Gesundheitsdienst zusammen zu arbeiten und ihre Entscheidungen zu verstehen. Meiner Meinung nach ist das auch für den Patienten am besten, wenn es nicht um Machtkämpfe [ |
|
Interprofessionalität ist sehr wichtig in Gesundheitsberufen und ich hoffe, dass durch gemeinsame Ausbildungen und dem Austausch untereinander eine respektvolle Zusammenarbeit auf gleicher Ebene erreicht werden kann. |
Im ersten Thema,
Das zweite Thema,
Beim dritten Thema,
Das vierte Thema,
Das fünfte Thema,
Im Thema
Jede Profession ging ohne Vorurteile in die Fallbeispiele, hörte sich die Sichtweisen und Meinungen der jeweils anderen an und so konnte jeweils ein guter gemeinsamer Weg gefunden werden.
Ebenfalls trat im Thema
(…) Ein guter, lernreicher
Im Thema
(…) Weniger den Fokus auf die Vorurteile der verschiedenen Professionen gegenüber, sondern vielleicht eher, dass jede Professiongruppe
Auch gab es Studierende, die fanden, dass sie die anderen Berufsgruppen durch die Fallbeispiele näher kennengelernt hatten.
(…) Durch praktische Beispiele und Feedback habe ich viel über die anderen Professionen im Gesundheitswesen und deren Arbeitsweise gelernt.
Die Ergebnisse der ersten und zweiten Befragung über den IPE-Tag waren überwiegend positiv. Die Studierenden zeigten in allen Subskalen sowohl des ZIPAS®-Kompetenzrahmens als auch des ICCAS eine Verbesserung, wobei sich unter anderem in den Subskalen
Die Verbesserungen der Studierenden sowohl im ZIPAS®-Kompetenzrahmen als auch im ICCAS und die anschließenden Antworten auf die offenen Fragen in der zweiten Umfrage lassen Auswirkungen des IPE-Tages auf die Teilnehmenden in verschiedenen Aspekten vermuten. So haben sich die Studierenden in Kompetenzen wie
Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass Interesse und Bereitschaft für Interprofessionalität unter den freiwillig teilnehmenden Studierenden, aber auch den Doktorierenden vorhanden sind. Viele Aussagen aus den offenen Fragen lassen darauf schließen, dass die Studierenden sich mehr Kontakt zwischen den Fachgebieten wünschten, insbesondere mit Medizinstudierenden. Im Kanton Zürich gibt es bisher kaum Kontakt zwischen Studierenden verschiedener Fachbereiche der drei Hochschulen, von denen Studierende teilgenommen haben, obwohl sie in der beruflichen Praxis unmittelbar mit den anderen Professionen zusammenarbeiten müssen. Zur Verankerung curricularer Angebote braucht es entsprechende Prozesse und Strukturen. Pilotprojekte wie der IPE-Tag können dabei als gute Praxisbeispiele dienen.
Die Aussagen zum Thema «Interprofessionalität» lassen auch vermuten, dass die Studierenden das Thema für wichtig und wertvoll halten. Viele richteten ihren Blick bereits auf die Zukunft und den Berufsalltag, in welchem sie interprofessionelle Zusammenarbeit integrieren und dadurch insbesondere die Patientenversorgung verbessern möchten. Es ist zu erwähnen, dass durch die vorwiegend freiwillige Teilnahme bereits von einem gewissen Maß an Interesse und Bereitschaft für IPL auszugehen ist. Hinweise darauf liefern nicht zuletzt die relativ hohen Werte (>5), verglichen mit den weiteren Items, in den Subskalen
Unsere Resultate im ICCAS sind vergleichbar mit denen anderer Studien. In der kanadischen Studie von Nagge et al. (2017) wurde ein IPL-Programm mit insgesamt 146 Medizin- und Pharmaziestudierenden analysiert, wobei die Effekte mit dem ICCAS untersucht wurden. Dabei zeigte sich insgesamt eine statistisch signifikante Verbesserung in allen 20 Items, beispielsweise innerhalb der Subskalen
Diese Untersuchung hat einige Limitationen.
Zuallererst gilt es zu betonen, dass die Teilnahme der Studierenden, mit Ausnahme der Personen aus dem Doktoratsprogramm, freiwillig war und der IPE-Tag an einem Samstag stattfand. Daraus entsteht inhärent ein Selektions-Bias motivierter Studierender. Zudem ist die Generalisierbarkeit der Ergebnisse aufgrund des im Verhältnis zur Grundgesamtheit aller Studierenden der drei Institutionen geringen Mengengerüsts stark limitiert. Die Daten der ersten und zweiten Umfrage konnten nicht miteinander verbunden werden, weil, um anonyme Antworten zu ermöglichen, keine personalisierten Codes generiert wurden. Daher wurden statistische Verfahren für unabhängige Stichproben genutzt. In zukünftigen Untersuchungen sollte ein personalisierter Code erhoben werden, auf dessen Basis ein Verbinden der Befragungen ermöglicht wird.
Besonders bei den Subskalen des ZIPAS®-Kompetenzrahmens sind bereits hohe Ausgangswerte vorhanden. Es ist von einem gewissen Selektionsbias auszugehen, da die Teilnahme mehrheitlich freiwillig war, an einem Samstag stattfand und manche Teilnehmende kurz nach dem IPE-Tag Prüfungen ablegen mussten, sodass womöglich eher motivierte Studierende teilgenommen haben. Es muss allerdings dazu gesagt werden, dass insbesondere alle Studierenden der ZHAW im Vorfeld schon interprofessionelle Lernerfahrungen in mehreren Modulen gemacht haben, was die Höhe der Einstiegswerte anteilig auch erklären könnte.
Ebenfalls ist zu erwähnen, dass die zweite Befragung kurze Zeit nach dem IPE-Tag durchgeführt wurde und danach keine weitere Umfrage stattgefunden hat. Dadurch konnte nicht untersucht werden, ob die Effekte des IPE-Tages von Dauer sind.
Der IPE-Tag im Kanton Zürich konnte 2019 zum ersten Mal erfolgreich pilotiert und durch die Zusammenarbeit dreier Bildungsinstitutionen durchgeführt werden. Die teilnehmenden Studierenden schienen Interesse und Bereitschaft an bzw. für IPL zu zeigen, wobei viele ihren Blick auf den Berufsalltag und einige auf den Mehrwert für Patienten/-innen richteten. Durch solche interprofessionelle, innovative Lehrangebote in der Ausbildung kann sich die Möglichkeit ergeben, die Studierenden unterschiedlicher Professionen aus dem Gesundheitssystem früh zusammenzubringen, damit sie einander kennenlernen und interprofessionelle Kompetenzen einüben können. In dieser Untersuchung zeigten sich viele Verbesserungen in Kompetenzbereichen, darunter die Team- und Kommunikationsfähigkeit. Praxisorientierte Fallbeispiele mit Simulationspatienten/-innen und anschließenden Reflexionsrunden könnten ein geeigneter Ansatz sein, um die spätere interprofessionelle Zusammenarbeit zu fördern. In die zukünftige Planung des IPE-Tages können die verschiedenen Verbesserungsvorschläge wie die Klärung der Aufgaben, Kompetenzen und Verantwortlichkeiten der verschiedenen Professionen in die Programmgestaltung aufgenommen werden. Zusätzlich können Studierende weiterer Fachbereiche wie Psychologie oder Soziale Arbeit miteinbezogen werden.
Der IPE-Tag bildet als punktuelle Intervention einen guten Startpunkt für weitere interprofessionelle Lehrangebote. In Zukunft sollten vermehrt interprofessionelle Ausbildungsangebote verpflichtend für alle Studierenden longitudinal in die verschiedenen Curricula verankert werden. Dies bedingt eine gute Abstimmung und Kommunikation zwischen den Bildungsinstitutionen. Zusätzlich braucht es weitere Forschung zu den Gründen bzw. möglichen Lösungsansätzen der fehlenden Verankerung solcher Lehrangebote in der Schweizer Bildungslandschaft, zu den Haltungen, Einstellungen und Bedürfnissen der Studierenden verschiedener Berufsgruppen und Institutionen sowie zur Nachhaltigkeit des Kompetenzerwerbs.