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Telephone Interpreting in Home Postpartum Care of Allophone Migrant Women by Midwives / Telefondolmetschen in der geburtshilflichen Nachbetreuung von fremdsprachigen Migrantinnen durch Hebammen zu Hause


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Die gesundheitliche Benachteiligung von Migrantinnen in der geburtshilflichen Versorgung verschärft sich, wenn Sprachbarrieren vorliegen. Dolmetschen optimiert die Verständigung und das Outcome von Mutter und Kind, ist aber für viele Fachpersonen und Migrantinnen unzugänglich. Ein regionales Hebammennetzwerk stellt die in der Schweiz nicht krankenkassenpflichtigen Telefondolmetschdienste zur Verfügung. In dieser Untersuchung wurden der von Hebammen wahrgenommene Nutzen, die Einsatzbereiche und Schwierigkeiten des Telefondolmetschens im Rahmen der häuslichen Wochenbettnachsorge untersucht.

Die Daten wurden bei jedem gedolmetschten Gespräch zwischen September 2013 und März 2016 durch die Hebammen des Netzwerkes erhoben. Der Fragebogen enthielt deskriptiv analysierte Fragen mit Mehrfachantworten, eine Frage mit visueller Analogskala sowie Freitextfelder.

Insgesamt wurden 46 Fragebogen ausgewertet. Zehn von 29 eigens dazu geschulte Hebammen nutzten den Telefondolmetschdienst, und zwar vorwiegend zur Erfassung der Anliegen der Frau und zur Vermittlung von Informationen. Thema waren vor allem die somatische Gesundheit von Mutter und Kind und das Stillen, seltener die psychosoziale Situation und Informationen zu Versorgungsangeboten. Die erreichte Verständigung, die Zufriedenheit der Klientin und eine Verbesserung der Gesundheitskompetenz wurden als Vorteile gesehen. Schwierigkeiten, insbesondere mit dem zusätzlichen Zeitaufwand, der Telefonverbindungsqualität und der Qualität der Übersetzung, wurden seltener erlebt. Insgesamt schätzten die Hebammen den Nutzen des Telefondolmetschens für die Betreuungsqualität mit 7,4 von 10 möglichen Punkten ein.

Obschon Telefondolmetschen die Qualität der Versorgung verbessert, wurde es von den Hebammen verhältnismässig wenig genutzt. Schulungen und möglicherweise Videodolmetschen haben das Potenzial, die Qualität der gedolmetschten Gespräche zu erhöhen und mögliche Hürden bei der Anwendung zu minimieren. Psychosoziale Themen sollten vermehrt besprochen werden.

eISSN:
2296-990X
Sprachen:
Englisch, Deutsch
Zeitrahmen der Veröffentlichung:
Volume Open
Fachgebiete der Zeitschrift:
Medizin, Klinische Medizin, andere