In Deutschland ereignen sich jährlich vier bis fünf Millionen Stürze bei zu Hause lebenden Menschen im höheren Lebensalter. Die vorliegende Potenzialanalyse prüft, inwieweit ergotherapeutische körperliche Trainingsprogramme und Wohnraumanpassungen das Potenzial haben, extrinsische und intrinsische Sturzrisikofaktoren wirksam zu beeinflussen und die Haufigkeit von Stürzen bei zu Hause lebenden älteren Menschen zu reduzieren.
Die Potenzialanalyse wurde nach einem Methodenleitfaden (S. 11-22) erstellt. Der Leitfaden ist wie folgt abrufbar:
Das aktuellste Cochrane Review aus dem Jahr 2012 belegt, dass körperliches Training die Anzahl an Stürzen (7 Studien, 951 Teilnehmer/-innen, 0.68 RaR; 95 %-KI [0.58-0.80]), die Anzahl gestürzter Personen (6 Studien, 714 Teilnehmer/-innen, 0.78 RaR, 95 %-KI [0.64-0.94]) und Frakturen (6 Studien, 810 Teilnehmer/-innen, 0.34 RaR, 95 %-KI [0.18-0.63]) wirksam reduzieren kann. Darüber hinaus zeigten randomisiert kontrollierte Studien, dass durch Wohnraumanpassungen die Anzahl von Stürzen (4 Studien, 1443 Teilnehmer/-innen, 0.69 RaR, 95 %-KI [0.55-0.86]) und die Anzahl gestürzter Personen (5 Studien, 1153 Teilnehmer/-innen, 0.79 RaR, 95 %-KI [0.70-0.91]) wirksam reduziert werden kann. Eine direkte Implementation der komplexen Interventionen in den deutschen Versorgungskontext ist kritisch zu beurteilen.
Empfohlen werden: 1) Wohnraumanpassungen standardisiert zu manualisieren und 2) das Manual für körperliche Trainingsprogramme (LiFE) hinsichtlich theoretischer Fundierung, Akzeptanz, Anwendbarkeit und Durchführbarkeit zu prüfen und beide Interventionen im Rahmen von Machbarkeitsstudien zu untersuchen. Zudem sollten 3) klientenzentrierte Veränderungsmaße, Kosten und unerwünschte Effekte mit erfasst werden. Im Anschluss daran kann bei positiven Ergebnissen eine Wirksamkeitsstudie im deutschen Versorgungskontext angeschlossen werden.