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Midwifery education as a bachelor course at the university of applied sciences in Germany: a success with challenges / Hebammenausbildung als Studium: ein Erfolg mit Herausforderungen


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HEBAMMENAUSBILDUNG ALS STUDIUM: EIN ERFOLG MIT HERAUSFORDERUNGEN

Die Qualifikation zur Hebamme zukünftig ausschließlich in Regelstudiengängen auf akademischem Niveau umzusetzen, ist nach einem jahrzehntelangen fachwissenschaftlichen und berufspolitischen Einsatz als großer Erfolg zu verzeichnen.

Wesentliche Aspekte zur derzeitigen Umsetzung eines praxisintegrierenden Studiengangs

An der Hochschule Osnabrück wird neben dem bereits seit 12 Jahren etablierten ausbildungsergänzenden sechssemestrigen Studiengang Midwifery (B.Sc.) derzeit ein dualer praxisintegrierender (primärqualifizierender) siebensemestriger Bachelor-Studiengang „Hebammenwissenschaft“ entwickelt. In diesem – sich an den neuen Berufsgesetzen ausgerichteten – Studiengang werden sich längere Theoriephasen mit regelmäßigen Praxisphasen abwechseln, sodass das wissenschaftliche Studium direkt mit der Berufspraxis verbunden wird. Zusätzlich wird eine Vorbereitung der Studierenden im Skills-Lab erfolgen. Während der Praxisphasen wird eine Praxisbegleitung durch die Lehrenden bzw. Mitarbeiterinnen der Hochschule stattfinden.

Die Hochschule muss gemäß des neuen Hebammengesetzes (HebG) die Gesamtverantwortung für die Koordination der theoretischen und praktischen Lehrveranstaltungen mit den berufspraktischen Einsätzen tragen. Zudem muss die Erreichung des Studienziels gewährleistet sein. Zu den hochschulischen Prüfungen gehört auch die Abnahme der staatlichen Prüfung (praktisch, mündlich und schriftlich), die Voraussetzung für die Erteilung der Erlaubnis zur Führung der Berufsbezeichnung „Hebamme“ ist.

Um den wissenschaftlichen Ansprüchen gerecht zu werden und einen guten Theorie-Praxis-Theorie-Transfer zu gewährleisten, muss neben einem fundierten Theorie-Curriculum auch ein Praxis-Curriculum entwickelt werden, das eine adäquate Verknüpfung sichert.

Parallel zu diesem Prozess werden Kooperationen zu verantwortlichen Praxiseinrichtungen aufgebaut. Ihnen wird eine neue Rolle übertragen mit entsprechenden Rechten und Pflichten. Die Praxispartner zeigen ein hohes Interesse, was nicht zuletzt auch mit der notwendigen Nachwuchsgewinnung zusammenhängt.

Herausforderungen, die die Umsetzung flankieren

Als wesentlich ist hier das Zusammenbringen zweier Systemlogiken zu nennen: Hochschulbildung und Berufsbildung in Einklang zu bringen, ist durchaus als große Herausforderung zu betrachten. Zum Teil schränken die stark reglementierten Berufsgesetze die Handlungsfreiheiten der Hochschulen und Innovationen für die Entwicklung des Studiengangs ein.

Sonderbedingungen wie die Berücksichtigung tarifrechtlicher Bestimmungen (z. B. Arbeitszeiten, Probezeit, Entgelt) und vorgegebene inhaltliche und zeitliche Festlegungen durch die Berufsgesetze sowie für die staatliche Prüfung müssen berücksichtigt werden. Auch Internationalisierungsprozesse werden davon berührt. Die Zuständigkeiten mehrerer Ministerien für die verschiedenen Bereiche erfordern Abstimmungs- und Verstehensprozesse.

Lange Übergangszeiten von beruflicher und hochschulischer Qualifikation erschweren die Akquise von Praxisplätzen für die Studierenden und die Integration von Personal aus den Berufsfachschulen, weil das fachschulische System noch mehrere Jahre Bestand hat, aber die Hochschulstandorte parallel aufgebaut werden. Es bestehen Unsicherheiten bei den verantwortlichen Praxiseinrichtungen durch die Novellierungen und die zum Teil noch nicht eindeutig geklärten Fragen z. B. zur Finanzierung und zur Praxisanleitung, sodass ein hoher Beratungsbedarf besteht.

Die Gewinnung von Personal für die Studiengänge, die die Voraussetzungen zur Einstellung, d. h. die formalen Kriterien erfüllen, gestaltet sich schwierig. Mehrfachausschreibungen für die Besetzung von Professuren sind an den meisten Standorten notwendig. Parallel müssen die Disziplinentwicklung und die Nachwuchsqualifikation zwingend weiterhin stattfinden, ohne dass dazu entsprechende Ressourcen bereitgestellt werden. Die Forschung ist aufgrund der fehlenden strukturellen Voraussetzungen schwer aufrechtzuerhalten, weil die Entwicklung der Studiengänge enorme Kapazitäten erfordert.

An der Umsetzung der neuen Bedingungen teilzuhaben und an den Entwicklungen gestalterisch und innovativ mitwirken zu dürfen, erfordert neben der Freude daran somit gleichzeitig große Anstrengungen, weil wenig Ressourcen vorhanden sind und durchaus politischer Druck vorliegt.

Insgesamt ist es eine sehr erfreuliche Situation mit einem hohen Gestaltungspotenzial, das zugleich mit enormen Herausforderungen einhergeht.

eISSN:
2296-990X
Idiomas:
Inglés, Alemán
Calendario de la edición:
Volume Open
Temas de la revista:
Medicine, Clinical Medicine, other