Gemäß WHO-Definition bezeichnet Demenz ein Syndrom, welches mit Störungen vieler höherer kortikaler Funktionen, wie beispielsweise dem Gedächtnis, dem Denken, der Orientierung, der Auffassung, dem Rechnen, der Lernfähigkeit, der Sprache sowie dem Urteilsvermögen, einhergeht. Dabei ist das Bewusstsein nicht getrübt. Die kognitiven Beeinträchtigungen werden gewöhnlich von Veränderungen der emotionalen Kontrolle, des Sozialverhaltens oder der Motivation begleitet. So lautet die Beschreibung der für Demenz geltenden Diagnosenummern F00 – F03 in der aktuellen Form der International Classification of Diseases (ICD-10, 2013).
Demenz führt zu Verhaltensänderungen und geht mit einem Verlust geistiger Funktionen einher: Gedächtnisverlust, Störungen der Orientierung, eingeschränktes Urteilsvermögen, fortschreitender Verlust der Sprache, Verlust der Fähigkeiten zur Bewältigung des Alltags (De Rynck et al., 2011). Mit Krankheitsbeginn treten lediglich geringe Einschränkungen der Alltagskompetenz auf. Der progressive Krankheitsverlauf führt jedoch mit zunehmendem Fortschreiten der Erkrankung zu massiven Beeinträchtigungen, welche eine dauerhafte Beaufsichtigung und in weiterer Folge auch einen ständigen Betreuungs- und Pflegebedarf erfordern (vgl. 1. Österreichischer Demenzbericht, 2009; Höfler et al., 2015). Das Verhaltens-Cluster bei Demenz umfasst Depression, Apathie, Aggression, psychomotorische Agitation und Psychosen. Diese psychischen Verhaltensauffälligkeiten, die bei 80 – 90 % aller Demenzerkrankten in verschiedenen Ausprägungen auftreten, werden in der Literatur – bezugnehmend auf die Perspektive der betreuenden Personen – auch als „herausforderndes Verhalten“ beschrieben (McShane, 2000). Demenzerkrankte haben wie alle Menschen das Verlangen, verstanden und akzeptiert zu werden und können auf mangelndes Verständnis und mangelnde Wertschätzung mit negativen Gefühlen und für die Umgebung unverständlichem Verhalten reagieren. Als Auslöser für „herausforderndes Verhalten“ sind misslungene Kommunikation und empfundener Stress ebenso zu sehen wie die hirnorganischen Veränderungen selbst. Das heißt, dass nicht unbedingt die Krankheit selbst zu verändertem Verhalten führen muss, sondern auch der inadäquate Umgang der Umwelt mit dem Demenzerkrankten die Interaktion erschwert (Cohen-Mansfield, 2008). Daraus folgernd muss im Krankenhaus, wo davon auszugehen ist, dass regelmäßig Menschen mit Demenz zu betreuen sind, großes Augenmerk auf den richtigen Umgang des Personals mit dieser Patienten/-innengruppe gelegt werden – zum Nutzen für beide Seiten.
In Österreich wird die Prävalenz der Demenz auf 1,15 bis 1,27 Prozent geschätzt. Im Zuge der demographischen Alterung wird eine Steigerung der Zahl der Betroffenen bis zum Jahr 2050 auf 270.000 angenommen, also mit einer nahezu Verdreifachung der Prävalenzrate gerechnet. Studienergebnisse bestätigen eine Zunahme der Prävalenz von Demenzerkrankungen in den letzten Jahren. So sind in den USA derzeit geschätzte 14,7 % der über 70-Jährigen betroffen (Hurd et al., 2013).
Auch eine höhere Lebenserwartung begünstigt eine starke Erhöhung der altersabhängigen Prävalenz von Demenzerkrankungen. Jeder vierte über 80-Jährige und jeder zehnte über 65-Jährige ist bereits von Demenz betroffen. Österreichweite Auswertungen belegen zudem eine tendenzielle Zunahme der Haupt- und Nebendiagnose Demenz – Diagnosegruppen F00 – F03 in Krankenanstalten (vgl. 1. Österreichischer Demenzbericht, 2009; Höfler et al., 2015).
Die Aufnahmediagnose für einen Krankenhausaufenthalt bezieht sich bei einem Großteil der Patienten/-innen jedoch nicht auf die Demenzerkrankung, sondern auf andere Beschwerden. Auf Grundlage der Entlassungsdiagnosen werden als Aufnahmegründe vor allem Erkrankungen wie Herzinsuffizienz und andere Herzerkrankungen, Pneumonien, Oberschenkelhalsfrakturen, Gehirnerschütterungen, Bluthochdruck, Schlaganfälle, Morbus Parkinson, grauer Star, Harnwegsinfekte, Exsikkosen, Synkopen und Rückenschmerzen angeführt (1. Österreichischer Demenzbericht, 2009; Höfler et al., 2015).
Neuere Studien zeichnen ein optimistischeres Bild: Aufgrund der steigenden Lebenserwartung und der weiteren Alterung der Bevölkerung werden Demenzfälle in den nächsten 40 Jahren weiterhin zunehmen. In den reichen Ländern wird diese Entwicklung jedoch durch höhere Bildung, Behandlung von Risikofaktoren wie kardiovaskulärer Erkrankungen sowie Früherkennung und gezieltere Therapie nicht so dramatisch ausfallen wie bislang angenommen (Langa, 2015; Rocca et al., 2011). Für Patienten/-innen mit Demenz und deren Angehörige bedeutet ein Krankenhausaufenthalt häufig eine sehr belastende Ausnahmesituation. Der Wegfall des gewohnten Betreuungsumfeldes führt in der Interaktion zwischen den Patienten/-innen, Angehörigen und dem pflegerischen Personal häufig zu beachtlichen Schwierigkeiten, Konflikten und Missverständnissen (Wingenfeld & Schaeffer, 2001 in Ernst & Seger, 2013). In diesem Zusammenhang werden eine Häufung von problematischen Situationen sowie eine Verschlechterung und Verstärkung von Krankheitssymptomen wie gesteigertes Abwehrverhalten, Unruhe und Aggressivität genannt. Diese Faktoren wirken sich wiederum negativ auf die Compliance und die Lebensqualität aus und tragen wahrscheinlich auch zu einem negativen Einfluss auf die Lebenserwartung bei (Rüsing et al., 2008 in Ernst & Seger, 2013).
Als mögliche Ursache für Verhaltensauffälligkeiten von demenzkranken Menschen werden zudem unbefriedigte oder fehlinterpretierte Bedürfnisse angenommen. Auch nicht erkannte und unbehandelte Schmerzen gelten dabei als auslösende Faktoren. Da Patienten/-innen häufig nicht wegen ihrer Demenz, sondern, wie bereits erwähnt, aufgrund anderer Beschwerden im Krankenhaus aufgenommen werden, ist der pflegerische Fokus primär nicht auf die Demenz ausgerichtet. Für das Pflegepersonal stellt das „herausfordernde Verhalten“ regelmäßig hohe Ansprüche an die fachliche und menschliche Kompetenz. Krankheitssymptome im Sinne eingeschränkter kognitiver Fähigkeiten erschweren Erkennen und Zuordnung von auslösenden Faktoren wie beispielsweise Schmerzen (Ernst & Seger, 2013).
Mehr als 80 % der betreuungs- und hilfsbedürftigen Menschen werden in Österreich von Familienangehörigen, Freunden/-innen und nahen Bekannten versorgt, hauptsächlich von Frauen. Ohne sie wäre die Betreuung aller Pflegebedürftigen nicht möglich (Pochobradsky, 2005). Wenn Angehörige eine wichtige Rolle als Sprachrohr zwischen dem Pflege- und Behandlungsteam und den Patienten/-innen einnehmen, sollten sie als solche auch in pflegerische Planungen eingebunden werden. Ein gut funktionierendes Schnittstellenmanagement und ein durchgängiger Pflegeprozess intra- und extramural sollten durch ein gut abgestimmtes interprofessionelles Entlassungsmanagement koordiniert und sichergestellt werden.
Die vorliegende Studie ist ein Ausschnitt im Sinne einer Pilotstudie eines breit angelegten praxisorientierten Projektes zur Optimierung der Versorgung von Patienten/-innen mit Demenzerkrankungen am A.ö. Landeskrankenhaus-Universitätskliniken Innsbruck, Tirol Kliniken GmbH. Das Projekt wurde im Dezember 2013 durch die Pflegedirektion beim Tiroler Gesundheitsfonds (TGF) zur Genehmigung und Förderung eingereicht. Der TGF beauftragte in Folge die Pflegedirektion mit der Projektdurchführung.
Die zunehmende Prävalenz dementieller Erkrankungen sowie die Belastungssituationen für betroffene Patienten/-innen, deren Angehörige und die pflegerischen und therapeutischen Teams trugen dazu bei, dieses Thema aufzugreifen und in einem Projekt zu bearbeiten.
Das Gesamtprojekt umfasste bisher eine Literaturrecherche zum Thema Demenz im Krankenhaus, Befragungen von Angehörigen und Mitarbeitern/-innen, Vernetzungstreffen mit Mitgliedern des Schnittstellenmanagements, eine Fortbildungsreihe zum Thema Demenz, die Erarbeitung von Unterstützungsangeboten für Angehörige sowie Entlassungs- und Schnittstellenmanagement. Die Umsetzung verschiedener Konzepte und Maßnahmen zur weiteren Optimierung der Versorgung von Patienten/-innen mit Demenz wurde begonnen und wird laufend weitergeführt.
Bei der hier beschriebenen Pilotstudie handelt es sich um eine Mitarbeiter/-innenbefragung zum Umgang mit Menschen mit Demenz im Krankenhaus, fokussierend auf eine ausgewählte Station sowie eine Ambulanz des A.ö. Landeskrankenhauses-Universitätskliniken Innsbruck, Tirol Kliniken GmbH unter Einbeziehung der Patienten/-innenbewegungen im Krankenhaus von der Aufnahme bis zur Entlassung. Die Befragung erfolgte auf Basis eines standardisierten Fragebogens. Zudem wurden Mitarbeiter/-innen des Patienten/-innentransportdienstes (PTD) im Rahmen einer Fokusgruppe zu ihren Erfahrungen im beruflichen Alltag mit Menschen mit dementieller Veränderung, zu herausfordernden Situationen und Anliegen in diesem Zusammenhang befragt.
Ziele des Gesamtprojekts sind die Bildung von Grundverständnis und Kompetenz bei den Mitarbeitern/-innen im Kliniksetting im Umgang mit Demenzpatienten/-innen, die Gestaltung von Kernprozessen (Aufnahme, Untersuchungen, Abläufe und tageszeitliche Gestaltungsmöglichkeiten sowie Entlassung), der Einbezug von Angehörigen und ehrenamtlichen Mitarbeitern/-innen, die Milieugestaltung für Orientierung und Sicherheit sowie die Risikoprävention.
Mit der in Folge beschriebenen Pilotstudie wurde untersucht, wie es derzeit um die Versorgung von Demenzpatienten/-innen im Krankenhaus bestellt ist und wie das Pflegepersonal und das Krankentransportpersonal mögliche Probleme und Belastungen sehen: Wie hoch ist die Prävalenz der Erkrankung und wie erleben Mitarbeiter/-innen aus unterschiedlichen Bereichen des Krankenhauses den Umgang mit Demenzpatienten/-innen? Die so gewonnenen Einblicke sollten in weiterer Folge verwendet werden, um die Versorgung von Patienten/-innen mit Demenzerkrankungen zu optimieren.
Dies beinhaltet konkret die Erhaltung und Förderung der Alltagskompetenzen der Demenzpatienten/-innen, die Verminderung von problematischen Situationen (wie Unruhezustände oder Aggressivität), die systematische Einschätzung von Befindlichkeit und Schmerzen, das Minimieren von Risiken und Komplikationen (wie Stürze oder Mangelernährung), die Integration von Anliegen Angehöriger, die Optimierung des Schnittstellenmanagements und die Ausrichtung des Entlassungsmanagements auf die Bedürfnisse von Patienten/-innen mit Demenz und deren Angehörigen. Als Ausgangpunkt der Pilotstudie dienten dabei die bereits vorhandenen Daten zur Prävalenz der Demenzerkrankungen anhand der Entlassungsdiagnosen aus den Jahren 2010 – 2012 am A.ö. Landeskrankenhaus-Universitätskliniken Innsbruck, Tirol Kliniken GmbH, auf die zugegriffen werden konnte.
Die konkreten Fragestellungen der Pilotstudie lauteten:
Wie erleben Mitarbeiter/-innen aus der Pflege die Versorgung von Demenzpatienten/-innen? Wie wird die Bedeutung des Themas eingeschätzt, was belastet, wo gibt es Verbesserungspotenzial? Die sollte am Beispiel einer Station und einer Ambulanz gezeigt werden. Wie erleben Mitarbeiter/-innen des Patienten/-innentransportdienstes den Umgang mit Demenzpatienten/-innen in ihrem Arbeitsalltag? Fühlen sie sich ausreichend qualifiziert oder überfordert vom Umgang mit dementen Patienten/-innen?
Da es sich hier um eine Pilotstudie handelt, konnten nur einzelne Bereiche des Krankenhauses erfasst werden. Zielgruppe der Studie waren zum einen Pflegepersonen aus zwei verschiedenen Bereichen: Es wurde eine Station ausgewählt, die einen hohen Anteil an Patienten/-innen mit Demenz aufwies. Weiters wurde aufgrund der Empfehlung im Resümee des Projekts „Doppelt hilft besser“ (dip, 2011), einen aufnehmenden Bereich in derartige Projekte miteinzubeziehen, eine Ambulanz ausgewählt.
Zum anderen wurden Mitarbeiter/-innen des stationsübergreifend agierenden Patienten/-innentransportdienstes (PTD) des A.ö. Landeskrankenhauses – Universitätskliniken Innsbruck, Tirol Kliniken GmbH befragt. Diese Personengruppe war von Interesse, da sie zum Teil engen Kontakt mit Patienten/-innen hat und vor allem in der Regel alleine mit den Patienten/-innen unterwegs ist.
Die Mitarbeiter/-innen der Station (n = 56 Personen) und der Ambulanz (n = 17 Personen) wurden mittels Fragebogen zum Thema Demenz befragt. Die Teilnahme war freiwillig, die Mitarbeiter/-innen konnten jederzeit ohne nachteilige Auswirkungen und ohne Angabe von Gründen abbrechen bzw. aus der Studie aussteigen.
SechsMitarbeiter/-innen des stationsübergreifend agierenden Patienten/-innentransportdienstes PTDs (n = 102) wurden auf freiwilliger Basis zu einem Fokusgruppeninterview (Krueger & Casey, 2009) zum Thema „Demenz im Arbeitsalltag“ eingeladen. Der Ausstieg aus dem Interview und die Schwärzung von Aussagen waren jederzeit ohne Angabe von Gründen und ohne negative Auswirkungen auf das Arbeitsverhältnis möglich. Die Teilnehmer/-innen wurden vor Beginn der Befragung über die Aufnahme des gesamten Interviews mittels Audiogerät informiert. Zusätzlich wurde innerhalb der Befragungsgruppe Stillschweigen über die im Rahmen der Befragung geäußerten Meinungen und Einstellungen insbesondere im Zusammenhang mit der Nennung von Namen und sensiblen Inhalten vereinbart.
Der Fragebogen für die quantitative Erhebung wurde auf Basis des Fragebogens „Demenz im Krankenhaus, Basisbefragung Pflegeleitungen Station/Abteilungen DICV Köln 2012“ des Deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung (dip) erstellt. Die Genehmigung zur Verwendung des Fragebogens wurde vorab beim dip eingeholt.
Der auf den Umgang mit Demenz bezogene Teil A beinhaltet 91 Items zu 11 verschiedenen Bereichen wie beispielsweise Abläufe im Krankenhaus, Grad der Umsetzung von Konzepten zur Versorgung von Menschen mit Demenz, Häufigkeit von Zwischenfällen bei Patienten/-innen mit Demenz, Belastungen im Umgang mit Menschen mit Demenz sowie Fortbildungswünsche im Zusammenhang mit Demenz im Krankenhaus. Insgesamt wurden 73 Fragebögen in der Zeit vom 17.06.2014 bis 31.07.2014 ausgesendet, die Rücklaufquote betrug 54,8 % (40 Fragebögen).
Am Beginn des Fragebogens befand sich eine Frage zur Einverständniserklärung bezüglich der Dokumentation im Projektbericht und Veröffentlichung der Ergebnisse der Befragung außerhalb der Krankenanstalt. Diese Frage war als Voraussetzung für das weitere Ausfüllen des Fragebogens anzukreuzen.
Aufgrund der kleinen Befragungsstichprobe wurde von der Abfrage persönlicher Daten wie Geschlecht, Alter oder Ausbildungsabschluss aus Gründen des Datenschutzes Abstand genommen. Zudem waren aufgrund der kleinen Stichprobe keine statistisch relevanten Aussagen in Bezug auf persönliche Daten zu erwarten.
Für das zweistündige Fokusgruppeninterview mit den Mitarbeitern/-innen des PTDs wurde ein strukturierter Interviewleitfaden erarbeitet und eingesetzt. Die Schwerpunkte des Interviews, das von zwei wissenschaftlichen Mitarbeiter/-innen der fh gesundheit durchgeführt wurde, lagen auf Wunsch der Pflegedienstleitung der Tiroler Landeskliniken auf folgenden Fragen:
Was erwarten Mitarbeiter/-innen des Patienten/-innentransportdienstes, damit der Transport von Menschen mit dementieller Veränderung bzw. von verwirrten Menschen „erfolgreich“ verläuft? Was sind besonders belastende Situationen beim Transport von Menschen mit einer dementiellen Veränderung bzw. von verwirrten Menschen?
Angaben zur beruflichen Ausbildung sowie zu Alter und Geschlecht wurden auf freiwilliger Basis zu Beginn des Fokusgruppeninterviews erhoben.
Am Fokusgruppeninterview nahmen eine Frau und fünf Männer teil. Drei von ihnen waren als Rettungssanitäter/-innen, drei als Pflegehelfer/-innen ausgebildet. Die höhere Anzahl von Männern in diesem Tätigkeitsbereich spiegelt sich auch in der Befragungsgruppe (im Patienten/-innentransportdienst) wider.
Die Auswertung der quantitativen Daten erfolgte durch das Department für Medizinische Statistik, Informatik und Gesundheitsökonomie der Universität Innsbruck. Zur Beschreibung der Stichprobe wurde eine deskriptive Statistik durchgeführt. Kategorielle Daten wurden in Prozent sowie in Ausnahmefällen in absoluten Zahlenwerten angegeben. Zur Berechnung sowie graphischen Darstellung der deskriptiven Statistik wurden SPSS 21 (IBM Corp. Released 2012. IBM SPSS Statisticsfor Windows, Version 21.0.Armonk, NY: IBM Corp.) sowie Microsoft Excel 2010 verwendet.
Die Auswertung des qualitativen Datenmaterials (Volltexttranskripte der Originalaufnahmen, schriftliche Feldnotizen) erfolgte durch die beiden Interviewerinnen sowie eine weitere Person im Sinne einer Triangulation der Perspektiven, sowohl induktiv als auch deduktiv (Elo & Kyngäs, 2008). Hauptkategorien im Rahmen einer qualitativen Inhaltsanalyse (Flick, 2014) waren Erfahrungen und Anliegen der Mitarbeiterinnen des Patienten/-innentransportdienstes.
Aus der Vielzahl der Ergebnisse wurden jene ausgewählt, die in der Folge zu ersten konkreten Maßnahmen zur Optimierung der Versorgung von demenzerkrankten Patienten/-innen im Sinne des Gesamtprojekts führten. Aus den Jahren 2010- 2012 liegen Daten zu sämtlichen stationären Aufenthalten vor, auf die zugegriffen werden konnte. Die Auswertungen der Entlassungsdiagnosen von jenen Abteilungen am A.ö. Landeskrankenhaus – Universitätskliniken, Tirol Kliniken GmbH, in denen die Diagnose Demenz am häufigsten gestellt wurde, bestätigen eine leichte Zunahme der Prävalenz von Demenzerkrankungen. Diese Entwicklung ist aus Abbildung 1 ersichtlich.
2010 gab es 23.218 Entlassungen, 384 davon mit der Haupt- oder Zusatzdiagnose Demenz (1,65 %), 2011 waren es bei 23.194 Entlassungen 358 Demenzdiagnosen (1,54 %) und 2012 kamen auf 22.678 Entlassungen 472 Demenzdiagnosen (2,08 %).
Eine der ersten Fragen im Fragebogen lautete:
In einer Frage ging es um die Bewertung (Antwortmöglichkeiten „sehr gut“, „gut“, „schlecht“, „sehr schlecht“) der konkreten Voraussetzungen zur Versorgung von Patienten/-innen mit Demenz auf der eigenen Station/Abteilung:
Die Antworten der Mitarbeiter/-innen in der Ambulanz und auf der Station sind in den Abbildungen 3 und 4 zu sehen. Aus den Antworten der Mitarbeiter/-innen der Ambulanz sind Verbesserungsmöglichkeiten in den Bereichen „Gewährleistung der Kontinuität in der Betreuung“, „Kompetenz der Pflegenden in Bezug auf Demenzversorgung“ und „Schmerzmanagement bei Menschen mit Demenz“ zu erkennen (vgl. Abbildung 3). FIGURE 3 (Abb. 3)
Nach den Antworten der Mitarbeiter/-innen der Station liegt das größte Verbesserungspotenzial in den Bereichen „Schmerzmanagement bei Menschen mit Demenz“, „Kompetenzen der Pflegenden in Bezug auf Demenzversorgung“ sowie „Gewährleistung der Kontinuität in der Betreuung“ (vgl. Abbildung 4).
Aus den Abbildungen 3 und 4 wird ersichtlich, dass die Themen der Mitarbeiter/-innen in beiden Bereichen, der Ambulanz und der Station, in Bezug auf die Versorgung von Menschen mit Demenz die gleichen sind, wenn auch aufgrund der unterschiedlichen Aufgaben und Tätigkeiten nicht mit der gleichen Dringlichkeit.
Ein bedeutsamer Aspekt im Umgang mit dementiell erkrankten Menschen ist die emotionale Belastung, die sich in verschiedenen Situationen ergeben kann. Die Mitarbeiter/-innen wurden gebeten, das Ausmaß der Belastung in folgenden Situationen anzugeben:
Eine Möglichkeit, diese Belastungen zu reduzieren, liegt im Einbeziehen der Angehörigen. Es wurde konkret gefragt, wieweit dies von Seiten der Ambulanz bzw. der Station gewünscht ist, ob die Bereitschaft von Angehörigen, ihre Familienmitglieder zu betreuen, sich in den letzten zwei Jahren verändert hat, inwieweit die Unterstützung von Angehörigen für die Mitarbeiterinnen der Abteilung planbar ist und ob Angehörige als Begleitung zu Untersuchungen und Operationen angefragt werden.
Abbildung 6a zeigt die Ergebnisse der Ambulanz; hier ist bei 83 % der befragten Mitarbeiter/-innen das Einbeziehen der Angehörigen erwünscht. Das konkrete Anfragen nach Begleitung durch Angehörige ist in der Ambulanz jedoch kaum noch verbreitet (83,3 % trifft eher nicht zu und trifft gar nicht zu).
Abbildung 6b zeigt die Ergebnisse zum Einbeziehen der Angehörigen auf der Station, auch hier ist der Wunsch danach bei 75 % der Befragten vorhanden. Hier nennen 48,1 % der befragten Mitarbeiter/-innen, dass sie Angehörige als Begleitung zu Untersuchungen und Operationen konkret anfragen.
Um den Mitarbeitern/-innen Hilfestellungen im Umgang mit Menschen mit Demenz geben zu können, wurden konkrete Fortbildungswünsche zu Themen wie Beziehungsgestaltung und wertschätzende Kommunikation, Intervention bei „herausforderndem Verhalten“ und Apathie, Fachwissen über Demenz, Schmerzdiagnostik und -therapie bei Menschen mit Demenz, Ernährung und Ernährungsunterstützung, ethische Fragen bei der Behandlung von Menschen mit Demenz, Bezugspflege/Primary Nursing, rechtliche Aspekte der Versorgung, pflegerische Konzepte sowie basale Stimulation erfragt. Diese Wünsche der befragten Mitarbeiter/-innen sind Abbildung 7 zu entnehmen.
Herausforderungen im Transportalltag: Fehlende Information und Kommunikation im Versorgungsteam
Fehlende Information an die Mitarbeiter/-innen des PTDs
Als belastend im Umgang mit Patienten/-innen mit Demenz erleben Mitarbeiter/-innen des Patienten/-innentransportdienstes (n = 6) jene Situationen, in denen Informationen zu einer bestehenden Demenzerkrankung
Geringer Personalstand und Spitzen in den Transportzahlen
Kritisch werden Zeiten mit niedrigem Personalstand und Spitzen in den Transportzahlen für den Umgang mit an Demenz erkrankten Patienten/-innen erlebt (n = 3):
Herausforderungen im Umgang mit Patienten/-innen mit dementiellen Erkrankungen
Nicht-Durchführbarkeit oder Abbruch von Patienten/-innentransport
Als Herausforderung im Umgang mit Patienten/-innen mit dementiellen Erkrankungen werden Einzelsituationen empfunden, in denen Patienten/-innentransporte nicht durchgeführt werden können oder abgebrochen werden müssen (n = 6):
Konflikte mit nicht beteiligten Personen
Belastungssituationen in der Arbeit mit an Demenz erkrankten Personen ergeben sich im Transportalltag auch durch Kontakt mit unbeteiligten, betriebsfremden Personen wie Besuchern/-innen und deren Interpretation des Verhaltens dementer Patienten/-innen. So sehen sich Mitarbeiter/-innen des PTDs immer wieder mit dem Vorwurf unterlassener Hilfeleistung konfrontiert:„Bei
Ebenso kann der Kontakt mit einer großen Anzahl von
Als unterstützend werden interdisziplinärer Austausch
Konstante Bezugspersonen
Aus Sicht der Mitarbeiter/-innen des Transportdienstes (n = 6) sollten für Patienten/-innen mit
Geht es nach den Befragten, können es auch Angehörige sein, die den Patienten/-innentransport begleiten und in Wartephasen unterstützen. Eine derartige Zusammenarbeit wird auf Basis von Erfahrungswerten als positiv beurteilt
Personelle Zuteilung der Mitarbeiter/-innen des Patienten/-innentransportdienstes zu Versorgungseinheiten – Kontinuität in der Versorgungskette
Eine personelle Zuteilung zu Versorgungseinheiten erscheint den Mitarbeitern/-innen des PTDs (n = 6) im Hinblick auf eine optimale Betreuung von Patienten/-innen mit Demenz aus mehreren Gründen sinnvoll: Regelmäßig auf Station anwesende Transportmitarbeiter/-innen werden (nicht nur) von Patienten/-innen mit Demenz leichter als bekannt eingestuft und einer bestimmten Funktion zugeordnet:
Andererseits ermöglicht die gegenseitige Bekanntheit ein individuelles Eingehen auf die Bedürfnisse der Patienten/-innen vor, nach und während des Transportprozesses:
Zugleich erleichtert eine personelle Zuordnung die durchgängige Kommunikation zwischen Pflege- und Transportpersonal hinsichtlich bestehender dementieller Erkrankungen und daraus resultierender möglicher Verhaltensweisen und Bedürfnisse im Zuge des Transportprozesses:„(…)
Damit verbunden wird auch eine bessere patienten/-innenzentrierte Informationsweiterleitung im gesamten Behandlungsverlauf gesehen:
Wie bedeutsam es ist, sich mit dem gesellschaftlichen Wandel im Gesundheitsversorgungskontext auseinanderzusetzen, zeigt das Thema Demenz. Die Zahl der Betroffenen steigt und ihre Behandlung und Pflege stellt alle am Betreuungs-, Pflege- und Versorgungsprozess beteiligten Mitarbeiter/-innen vor besondere Herausforderungen. Im Österreichischen Demenzbericht (2014) wird auf die Schwierigkeit der Prävalenzermittlung Bezug genommen. Die Demenz wird als Nebendiagnose nur selten erfasst, wenn Patienten/-innen mit Demenz wegen internistischer und chirurgischer Akutindikationen aufgenommen werden. Daraus ergibt sich ein „Underreporting“ dieser „Nebendiagnose“.
Die Anzahl von Patienten/-innen mit Demenz im Krankenhaus wird Ende der 90er-Jahre mit ca. 12 % beziffert. Inzwischen wird in der Literatur bereits von einem durchschnittlichen Anteil von 20 % gesprochen (vgl. Österreichischer Demenzbericht, 2014). Auf Grundlage kausaler Faktoren wie z.B. der demographischen Entwicklung, Versorgungsstrukturen, spezieller Risiken, welche zu Hospitalisierung führen können und einer Befragung von Stations- und Ambulanzleitungen aus dem Jahr 2014 schätzt das Deutsche Institut für Pflegeforschung den Anteil der Patienten/-innen mit Demenz im Krankenhaus für Deutschland auf 23,3 % (vgl. Pflege-Thermometer, 2014). Entsprechend der Prognosen in der Literatur wird auch für das A.ö. Landeskrankenhaus – Universitätskliniken, Tirol Kliniken GmbH im Hinblick auf die Altersverteilung (36,4 % der Patienten/-innen über 65 Jahre) künftig ein steigender Anteil von Patienten/-innen mit Demenz angenommen. Aufgrund der im Vergleich zur internationalen Literatur sehr niedrigen Prävalenzrate der Demenz ist zu empfehlen, vor allem das ärztliche Personal auf das Thema Demenz zu sensibilisieren, damit gegebenenfalls Demenz auch diagnostiziert wird.
Die Einschätzung der Mitarbeiter/-innen der Versorgung der Menschen mit Demenz war sowohl in der Ambulanz als auch auf der Station gut, gleichzeitig wird der Wunsch nach Fortbildung geäußert. Dies könnte als widersprüchlich empfunden werden. Erklärt werden könnte dieser Widerspruch mit mangelndem Bewusstsein oder Verdrängung der Problematik des adäquaten Umgangs bei den professionell Pflegenden. Die Autoren/-innen halten es jedoch für wahrscheinlicher, dass die Pflegenden der für die Pilotstudie gezielt ausgewählten Bereiche durch den häufigen Kontakt mit Demenzerkrankten über die Jahre Expertise ausgebaut haben. Es handelt sich um engagierte und für die Thematik sensibilisierte Mitarbeiter/-innen, die ihre Kompetenz durch Fortbildung erweitern möchten.
Es wird weiters geäußert, dass der Umgang mit Menschen mit Demenz stark belastend ist, unabhängig, ob es sich um eine Ambulanz oder um eine Station handelt. Die Belastungen wurden auf der Station höher angegeben als auf der Ambulanz, was sich auf den längeren und intensiveren Patienten/-innenkontakt zurückführen lässt. Da von einer weiteren Zunahme der Prävalenz von Demenzerkrankungen auszugehen ist, wird es in Zukunft noch wichtiger sein, das Personal bei dieser anspruchsvollen Aufgabe zu unterstützen. Der Fortbildung der Mitarbeiter/-innen kommt hier, von allen befragten Gruppen geäußert, ein hoher Stellenwert zu, damit sie einen professionellen Umgang mit Menschen mit Demenz (weiter)entwickeln können. Dieser ist gekennzeichnet von hohem Verständnis für die Symptomatik der Erkrankung und einem „richtigen“ (empathischen und professionellen) Umgang im Sinne der Patienten/-innen und der Mitarbeiter/-innen selbst.
Die Mitarbeiter/-innenbefragung an der Ambulanz und der Station des A.ö. Landeskrankenhauses -Universitätskliniken, Tirol Kliniken GmbH zeigt Informations-, Fortbildungs- und Unterstützungsbedarf auf. Eine wesentliche Säule der Unterstützung der Mitarbeiter/-innen ist die Fortbildung. Es ist nachgewiesen, dass geschulte Mitarbeiter/-innen die Bedeutung der personenzentrierten Betreuung von Menschen mit Demenz besser erkennen, größeres Verständnis für Menschen mit Demenz zeigen und aufmerksamer sind, was die Symptome der Erkrankung betrifft (Edwards et al., 2015). Aufgrund der Fortbildungswünsche der befragten Mitarbeiter/-innen wurde eine Fortbildungsreihe zum Thema Demenz gestartet. Die Fortbildungsthemen sollten sowohl die Kommunikationsprozesse innerhalb der internen und externen Versorgungsstrukturen interprofessionell und interdisziplinär optimieren, als auch die zielgerichtete adäquate und kompetente Versorgung, Betreuung und Behandlung der Menschen mit Demenz im Krankenhaus sicherstellen. Hierzu haben alle Mitarbeiter/-innnengruppen, die im direkten Patienten/-innenkontakt stehen, gezielte Fortbildungen erhalten. Diese sollen sie befähigen, die Situationen besser einschätzen zu können, eine angemessene Kommunikation und somit auch eine adäquate Behandlung und Betreuung zu gewährleisten. Die Fortbildungsinhalte für die Mitarbeiter/-innensind primär auf den Umgang mit speziellen Problemstellungen in der Praxis wie beispielsweise Unruhezustände, Wandering, Verwirrtheit, freiheitsentziehenden Maßnahmen, verminderte Nahrungsaufnahme ausgerichtet.
Nicht nur bei den Teilnehmern/-innender in der Studie befragten Stationen, sondern auch bei vielen Mitarbeitern/-innen anderer Abteilungen oder Bereiche (beispielsweise vom Patienten/-innentransport oder Verein Klinikbrücke) sind die Fortbildungen auf große Resonanz gestoßen. Die Inhalte spannten einen weiten Bogen von Demenzdiagnostik, über Psychopathologie der Demenz, Verhaltensauffälligkeiten bei Demenz, über die Pflege von Patienten/-innen mit Demenz, rechtliche Fragen zum Umgang mit dementiell veränderten Patienten/-innen bis zum Entstehen von Empathie und dem Umgang mit beruflichen Anforderungen und Belastungen.
Empfehlungen für weiterführende organisatorische und strukturelle Interventionen beziehen sich zum Einen auf die Prüfung und Anpassung von organisatorischen Abläufen im Zusammenhang mit besonderen Problemstellungen von demenzkranken Patienten/-innen. Zum Anderen sollen laut Befragungsergebnissen die interprofessionelle Koordination und Abstimmung (Ablauforganisation, Tagesstruktur, Personaleinsatzplanung, Personalschlüssel, Personalschlüssel, Skill Grade, Ehrenamtliche Helfer/-innen, Informationsfluss zwischen den Professionen und Abteilungen, gegenseitige Wertschätzung), insbesondere auch die Qualität und Kontinuität in der Zusammenarbeit und Versorgung der Patienten/-innen, weiter verbessert werden (vgl. Höfler et al., 2014; Edvardsson, Winblad & Sandman, 2008). Die Prüfung und Umsetzung einer bedarfsgerechten Ausstattung und baulicher Gegebenheiten, die Anschaffung von Hilfsmitteln (wie Niederflurbetten, Matratzen, Sturzmatten, musiktherapeutische Ausstattungselemente, Ausstattung für Orientierungstraining, ergotherapeutische Hilfsmittel und Beratung) und die Ableitung von Empfehlungen für zukünftige Bauprojekte sollen fortgesetzt werden. Das von den Studienteilnehmern/-innen erwähnte notwendige Schnittstellenmanagement bezieht sich auf Versorgungseinheiten intramural, sowie auf Entlassungsmanagement (Pflege und interprofessionell/therapeutisch) und Informationsaustausch mit Selbsthilfegruppen, Angehörigen und extramuralen Einrichtungen.
Für den deutschsprachigen Raum liegen seit 2007 die „Rahmenempfehlungen zum Umgang mit herausforderndem Verhalten bei Menschen mit Demenz“ vor, die auf Grundlage einer Literaturstudie sowie dem Austausch mit einer Experten/-innenrunde wissenschaftlich erarbeitet worden sind (Bartholomeyczik et al., 2006). Das dip gibt in seiner Veröffentlichung „Menschen mit Demenz im Krankenhaus“ zahlreiche Handlungsempfehlungen, die auch aufgrund der erhobenen Daten an der Krankenanstalt umgesetzt werden (Deutsches Institut für angewandte Pflegeforschung, 2012).
Übergeordnetes Ziel des Gesamtprojekts am A.ö. Landeskrankenhaus – Universitätskliniken, Tirol Kliniken GmbH war die Optimierung der Pflege- und Betreuungssituation für Patienten/-innen mit Demenz in der Krankenanstalt. Dies bedeutet konkret, das Erhalten und die Förderung der Alltagskompetenz der Patienten/-innen mit Demenz, die Verminderung von problematischen Situationen wie Unruhezuständen, Angst und Aggressivität, die systematische Einschätzung von Befindlichkeiten und Schmerzen, das Minimieren von Risiken und Komplikationen (Stürze, Immobilität, Mangelernährung), der professionelle Umgang der Mitarbeiter/-innen mit „herausforderndem Verhalten“ von Patienten/-innen mit Demenz sowie das Erfassen der Anliegen von Angehörigen von Patienten/-innen mit Demenz in Bezug auf den Krankenausaufenthalt. All diese Aspekte wurden auch seitens der Studienteilnehmer/-innen als wesentlich für qualitativ hochwertige Versorgung von Menschen mit dementieller Veränderung beschrieben. Das Schnittstellenmanagement mit extramuralen Pflege- und Betreuungseinrichtungen sowie die Ausrichtung des Entlassungsmanagements sollen ihren Empfehlungen nach auf die Bedürfnisse von Patienten/-innen mit Demenz und deren Angehörige weiter vorangetrieben werden.
Eine weitere Handlungsempfehlung des dip (2014) sieht die Benennung von Demenzbeauftragten vor, eine Maßnahme, die an der Krankenanstalt umgesetzt wird. Zur Sicherung der professionellen Betreuung und Therapie und zum Aufbau eines entsprechenden Konzeptes ist die Etablierung speziell geschulter Demenzbeauftragter an Krankenhäusern zielführend. Aufgabe dieser Demenzbeauftragten ist es, sich für die speziellen Belange und Anforderungen von Menschen, die neben der Einweisungsdiagnose zusätzlich an Demenz erkrankt sind, während des Krankenhausaufenthaltes einzusetzen und die Patienten/-inneninteressen zu vertreten (Pinkert & Holle, 2012).
Sowohl in der Fragebogenerhebung als auch im Fokusgruppeninterview gaben die teilnehmenden Mitarbeiter/-innen an, dass der Einbezug von Angehörigen wichtig und wünschenswert ist und zur Qualität und Kontinuität der Versorgung im Krankenhauskontext wesentlich beitragen kann. Nach den Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes aus dem Jahre 2011 werden in Deutschland von 2,34 Millionen Menschen mit Pflegebedarf insgesamt 1,62 Millionen Menschen zu Hause versorgt. Hiervon wiederum werden 1,07 Millionen Menschen alleine von ihren Angehörigen gepflegt (SGB XI). Damit spielen die Angehörigen in der Versorgung eine herausragende und aktive Rolle, der auch in der Versorgung im Krankenhaus Rechnung getragen werden sollte. Angehörige sind vertraute Bezugsperson und vermitteln dem Demenzkranken dadurch Sicherheit. Dies bedeutet, wie auch von den Mitarbeitern/-innen des PTDs erwähnt, Hilfestellung und Entlastung für die im Krankenhaus tätigen (Pflege)Personen (vgl. Ballou Hamilton, 2014). Den Angehörigen kommt im Rahmen der Krankhausbehandlung und der weiteren Betreuung eine wichtige ergänzende Rolle im Bereich der Pflege, Betreuung und der Fürsorge des Menschen mit Demenz zu. Unterschiedliche Menschen und deren Familienkonstellationen erfordern ebenso unterschiedliche Interventionen im Rahmen der Pflege, Therapie, Begleitung und Betreuung. Als konkrete Maßnahmen sind hier Aushang und Ausgabe einer Notfallmappe und eines Wegweisers „Menschen mit Demenz im Krankenhaus“, Ermöglichung der schriftlichen, frühzeitigen und geplanten Dokumentation von gezielten Angaben zur Person – besonders auch bei Notfalleinweisungen von Menschen mit Demenz im Krankenhaus – und Schaffung von Sichtbarkeit und Transparenz durch Einsatz diverser Hilfsmittel (u.a. Patienten/-innenkompass, Infomappe, Hinweisschilder) zu nennen (dip, 2014).
Im Sinne der Krankenhäuser und Leitbildperspektiven steht der Mensch in seiner Person und individuellen Lebenssituation im Mittelpunkt. Durch die demographische Verschiebung und aufgrund der Datenlage (z.B. Hurd et al., 2013) kann man davon ausgehen, dass immer mehr Menschen mit Demenz in Krankenhäusern anzutreffen sind. Für diese Menschen ist es wünschenswert, dass sie auf Mitarbeiter/-innen treffen, die sensibilisiert und im Umgang mit den Patienten/-innen hoch professionalisiert sind. Vor allem Menschen mit einer Demenzerkrankung und deren Bezugspersonen benötigen besondere Aufmerksamkeit und Sensibilität zur Unterstützung in der für sie schwierigen Situation eines Krankenhausaufenthaltes.
Wirtschaftlich gesehen sind Krankenhäuser Unternehmen und die Mitarbeiter/-innen sind als Human Resources nicht nur Teil des Vermögens eines Unternehmens, sondern das, was das Unternehmen leisten kann (Kobi, 2002). Das bedeutet folglich, dass jede Investition in Mitarbeiter/-innen, wie in der beschriebenen Studie beispielhaft durch Befragung, gezielte Fortbildung und weitere konzeptionelle Arbeit zur Optimierung der Versorgung von Menschen mit Demenz im Krankenaus geschehen, eine Investition in Nachhaltigkeit und somit Zeichen einer lernenden Organisation ist.
Als ein Vorbild sei exemplarisch für die Exzellenzbeispiele aus dem englischsprachigen Raum – Schlagwort „dementia-friendly hospital“ – Schottlands National Dementia Strategy 2013-2016 erwähnt (www.gov.scot/Resource/0042/00423472.pdf). Hier finden sich neben Standards für die stationäre Versorgung von Demenzpatienten/-innen weitreichende Hinweise zur Unterstützung von Demenzerkrankten, wie beispielsweise vom Krankenhaus ausgehend, die Bereitstellung von Unterstützung für zumindest das erste Jahr nach der Diagnosestellung zur Erstellung des weiteren Unterstützungsplans. Um möglichst lange zu Hause bleiben zu können, wird Unterstützung durch und Integration in die Gemeinde gefördert. Bauliche Anpassung und technisch erforderliche Ausstattung der Wohnumgebung ermöglichen es, möglichst lange unabhängig zu Hause leben zu können. Advance Care Planning soll im Falle von palliativer Betreuung Bedingungen zur bestmöglichen Unterstützung und Lebensqualität für demente Patienten/-innen und deren Angehörige schaffen.
Es gibt Anhaltspunkte, dass den Mitarbeitern/-innen des Patienten/-innentransportdienstes eine wichtige Rolle in der Versorgung von Personen mit Demenzerkrankungen in Krankenhäusern zukommen könnte. Sie sind die Gruppe, die – falls keine Angehörigen verfügbar sind, die einbezogen werden können – eine gewisse Kontinuität in der Versorgungskette bieten könnte. Aus pragmatischen Gründen (die Erhebung musste vor Beginn der geplanten Fortbildungsmaßnahmen abgeschlossen sein und aus der Zahl von 106 Mitarbeitern/-innen des PTDs meldeten sich – v.a. bedingt durch Diensteinteilung bzw. Urlaub – nur sechs freiwillig für eine Teilnahme) konnte nur ein Fokusgruppeninterview stattfinden. Die Ergebnisse aus diesem Interview konnten mit den Ergebnissen der quantitativen Erhebung in Beziehung gesetzt werden und tragen so zur inhaltlichen Validität dieser Pilotstudie im Sinne eines mixed-method Designs bei. Eine Fortführung der wissenschaftlichen Arbeit und des Gesamtprojekts sollte auf genau diese Limitation näher eingehen, da es sich lohnen würde, die genannten Aspekte aus Mitarbeiter/-innenperspektive intensiver zu betrachten. Methodisch wäre es zudem interessant, auch die Sichtweise Angehöriger von Patienten/-innen mit dementieller Veränderung zu erheben. Dafür könnte, auch im Sinne der Triangulation, ein qualitativer Zugang sehr aufschlussreich sein.
Diese Studie ist Teil eines breit angelegten Gesamtprojekts zur Optimierung der Versorgung von Patienten/-innen mit Demenzerkrankungen am A.ö. Landeskrankenhaus – Universitätskliniken Innsbruck, Tirol Kliniken GmbH. Damit dieses Projekt mit all seinen Komponenten zustande kommen konnte, brauchte es die Unterstützung durch Organisationen und Menschen, bei denen wir uns bedanken möchten. Die Studie wurde über Drittmittel des Tiroler Gesundheitsfonds unterstützt. Dank geht an Klaus Feistmantl (Ausbildungszentrum West der Tirol Kliniken GmbH) und Thomas Stippler (A.ö. Landeskrankenhaus – Universitätskliniken, Tirol Kliniken GmbH).
Großer Dank gilt den Mitarbeitern/-innen der befragten Station und Ambulanz sowie des Patienten/-innentransportdienstes, die mit ihrer Teilnahme an dieser Pilotstudie wesentlich dazu beigetragen haben, Ansatzpunkte zur Optimierung der Versorgung von Menschen mit Demenzerkrankung im Krankenhaus zu identifizieren.