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Da im historischen Kontext dieser Frucht der Trivialname „Indianerbanane“ Anstoß erregen könnte, wird im Folgenden nur mehr der Trivialname „Papau“ verwendet.
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wurde auf eine geschlechtsspezifische Differenzierung verzichtet. Personenbezogene Ausdrücke umfassen jedes Geschlecht gleichermaßen.
Ein wesentliches Hindernis für die Kultivierung einer neuen Art ist der Mangel an verfügbaren wissenschaftlichen Informationen darüber, wie die Kultur wächst und wie sie am besten angebaut werden kann (Layne, 1996). Im Gegensatz zur amerikanischen gibt es kaum deutschsprachige Literatur zu dieser Art, was dazu führt, dass hiesige Gärtner und Obstbauern viel experimentieren müssen, obwohl die meisten spezifischen Informationen aus wissenschaftlichen Veröffentlichungen und einigen Fachbüchern entnommen werden können. Ein primäres Leitziel dieser Arbeit besteht deshalb darin, dass alle Erkenntnisse in der deutschen Sprache auch jenen Personen barrierefrei zur Verfügung gestellt werden können, welche zwar im Fachbereich tätig sind, nicht aber über ausreichende Sprachkenntnisse verfügen oder schlichtweg keinen wissenschaftlichen Zugang haben.
Die Gattung
Die Gattung
Am Naturstandort schießen regelmäßig Sprosse in einiger Entfernung vom Stamm hoch, sodass sich ein einzelner Baum schließlich zu einem Dickicht mit mehr als 500 Stämmen ausbreitet (Hosaka et al., 2005). Eine Sprossenfamilie mit einem einzigen Wurzelsystem kann einen Viertel Hektar (2500 m2) umfassen (Reich, 2004). Durch die starke vegetative Vermehrung ist invasives Potential zu erwarten. Im Bundesstaat Massachusetts entwickeln sich gepflanzte Landschaftsbäume zu Kolonien (Standley und Katzenberg, 2019). Infolge der Abnahme von Waldbränden seit 1966 verbreitet sie sich im Bundesstaat Illinois stark. Wenn sich eine Pflanze zur Kolonie entwickelt, nimmt sie auf der Ausbreitungsfläche den Großteil des Vegetationsanteils ein (Larimore et al., 2003). Die standorttypische Flora und Fauna wird durch das dichte Unterholz zunehmend verdrängt und erschwert die Waldpflege. Bekämpfungsversuche mit unterschiedlichen Herbiziden waren wenig erfolgreich (Olson und Keeley, 2018). Genetische Studien haben gezeigt, dass es in der Wildnis auch chimäre Sprossenfamilien gibt, also einen zusammenhängenden Organismus mit zwei oder mehreren Genotypen (Pomper et al., 2003b, 2009a). In unterschiedlichen Versuchsreihen wurde beobachtet, dass sich Sämlinge der Papau bereits im sehr frühen Keimstadium durch Zusammenwuchs der Hypokotyle der Sämlinge (Sprossachsen unterhalb der Keimblätter) zu einer Chimäre vereinen können (Lehner et al., s. a.).
Die Papau ist ein Fremdbefruchter, ihr Bestäubungserfolg in Wildbeständen ist infolge der Autosterilität (Selbstinkompatibilität) wenig effektiv. Generell setzen große Wildbestände nur sehr selten Früchte an (Lagrange und Tramer, 1985; Reich, 2004), vermutlich auch wegen der starken vegetativen Vermehrung. Untersuchungen haben gezeigt, dass die Obstproduktion an Wildbäumen hauptsächlich durch unzureichende Bestäubung begrenzt war. In freier Wildbahn setzten nur 0,41 % der natürlich bestäubten Blüten Früchte an, während 17 % der handbestäubten Blüten Früchte tragen konnten (Wilson und Schemske, 1980). Möglicherweise führen in dichten Wildbeständen auch niedrigere Lichtverhältnisse zu einer verminderten Photosyntheseleistung, welche den Fruchtansatz beeinträchtigen könnte (Pomper et al., 2003c). Bei Solitärpflanzen (Einzelgänger) soll weniger als ein Prozent der Blüten Früchte ansetzen, was ebenfalls auf die Selbstinkompatibilität der Art zurückzuführen ist. Für einen guten Fruchtansatz sind mehrere genetisch unterschiedliche Sorten mit Kreuzbestäubung notwendig (Reich, 2004). Bei einigen Sorten kann sich der Start in die Blühsaison jedoch um wenige Tage unterscheiden. Noch vor dem Blattaustrieb Ende April schwellen die behaarten Blühknospen an. Aus phänologischer Sicht startet
Die Beeren werden zumeist in Trauben aber selten auch einzeln getragen und erreichen ein Einzelgewicht bis zu 600 Gramm. Abbildung 3 zeigt eine Traube mit besonders großen Früchten. Sie sind sehr nahrhaft und haben zwei Samenreihen mit rund 12 bis 20 Samen, die bis zu drei Zentimeter lang sein können. Das Fruchtfleisch hat ein starkes Aroma und einen einzigartigen Geschmack (Pomper und Layne, 2005, 2008). Mit fortschreitender Fruchtreife intensiviert sich der Geschmack zunehmend (Pomper et al., 1999). Überreife Früchte haben ein unappetitliches Aussehen und ein unangenehmes Aroma, welche die Verbraucher oft abschrecken (Duffrin und Pomper, 2006). Die Literatur beschreibt zwei unterschiedliche Fruchttypen: einen großen, gelbfleischigen, stark aromatischen, frühreifenden Typ und einen kleineren, weißfleischigen, milden, spätreifenden Typ, wobei die gelb gefärbten Früchte tendenziell besser schmecken sollen als weiße. Sargent (1890) hat die weißfleischigen Früchte gar als ungenießbar beschrieben. Aus Sicht der Botanik werden diese Fruchttypen nicht als getrennte Arten unterschieden (Callaway, 1991; Reich, 2004).
Der erste schriftliche Bericht über die indigene Kultivierungsform stammt aus dem Jahr 1541, als spanische Pioniere Ureinwohner fanden, welche im Schwemmland des Mississippis Papaufrüchte anbauten und aßen (Pickering, 1879, in: Pomper und Layne, 2005; Sargent, 1890). Es wird auch vermutet, dass die indigenen Stämme das Papau-Sortiment erweitert haben (Barlow, 2002, in: Moore, 2015). Keener und Kuhns (1997) mutmaßten, dass die Papau in New York und Südontario nur durch indigenen Anbau etabliert werden konnte, wohingegen Murphy (2001) eine unabsichtliche Verbreitung über das menschliche Verdauungssystem erwog. Infolge eines gezielten Anbaus wäre es naheliegend, dass wünschenswerte Eigenschaften ausgewählt wurden. Heutige wildwachsende Papau-Tuffs mit herausragender Fruchtausbildung könnten also durchaus Überbleibsel eines vor langer Zeit verlassenen Obstgartens sein (Moore, 2015). Die Papau war für die Ureinwohner mehr als nur Nahrung. Aus der faserigen Rinde des Baumes wurden bis ins 19. Jahrhundert Seile, Schnüre und sogar Fischernetze hergestellt (Sargent, 1890). Aus der schamanischen Medizin wird berichtet, dass zur Behandlung gegen Kopfläuse Samen zu Pulver gemahlen und auf die Kopfhaut aufgetragen wurde (Moerman, 1998, in: Moore, 2015).
Nicht ohne Grund sind in den USA viele Straßen, Schulen, Bäche, ja sogar ganze Ortschaften, Inseln oder Friedhöfe nach dem englischen Trivialnamen „Pawpaw“ benannt (Layne, 1996). Angesichts der Tatsache, dass jeder dieser Orte nach der natürlichen Abundanz dieser Pflanze benannt wurde, ist es bemerkenswert, dass Pioniere und Stadtgründer ihre Wertschätzung gegenüber der Papau damit zum Ausdruck brachten. Neben jenen Personen, welche sich mit der indigenen Kultur identifizieren, ist die Papau auch für Amerikaner, deren Wurzeln bis in die Kolonialzeit zurückreichen, von besonderer Bedeutung. Zweifellos waren alle Kolonialisten für Nahrung aus der Wildnis dankbar, aber besonders die Spanier brachten neben Vieh auch Samen und landwirtschaftliche Traditionen aus der Alten Welt mit. Abgesehen davon, dass sie vertraute Speisen an einem unbekannten Ort ermutigten, hätten sie wahrscheinlich auch nicht daran gedacht, etwas Anderes anzubauen als das, was sie bisher immer gekannt hatten. Aber der neu eroberte Kontinent zwang sie bald dazu, sich anzupassen, insbesondere dann, wenn Siedlungsgebiete auf unbestimmte Zeit verlassen wurden. Befestigte Verteidigungsanlagen und Handelsplätze waren mitunter bis zu 1000 km voneinander entfernt. Erst unter diesen Umständen wurden alte Wildfrüchte, darunter die Papau oder die Amerikanische Persimone (
Im amerikanischen Bürger- und Unabhängigkeitskrieg lernten Soldaten die Früchte wegen ihres Nährwerts zu schätzten und betrieben damit als Tauschgut Handel. Als die Grenzen geregelt waren, die Städte und Handelsnetzwerke wuchsen, nahm die Bedeutung der Wildkost ab. Die Papau geriet über zwei Jahrhunderte beinahe in Vergessenheit (Moore, 2015). Nur wenige Waldbesitzer kannten Papau-Tuffs mit guter Fruchtausbildung und hielten die herbstliche Waldernte als Tradition aufrecht (Crabtree und Pomper, 2019).
Im Jahr 1916 kündigte die „American Genetics Association“ einen Wettbewerb an, um die besten Papaufrüchte zu finden. Als Preis sollten 50 $ ausbezahlt werden (50 USD von 1916 entsprechen in etwa einer heutigen Kaufkraft von rund 1.200 €). Ziel des Wettbewerbs war es, Gene überlegener Wildfrüchte zu sammeln. Die Sponsoren waren der Meinung, dass mit gezielter Züchtung Nachteile beseitigt und Sorten mit kommerzieller Qualität entwickelt werden könnten. Die Einsendung erfolgte per Paketpost an das Büro des Verbandes in Washington D.C. Die Kommission soll daraufhin festgestellt haben, dass die schnellverderbliche Natur der Früchte der Hauptausschlussfaktor für eine Kommerzialisierung sei (Popenoe, 1916, 1917, in: Archbold et al., 2003a; Pomper et al., 2003c).
Bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts beschäftigten sich nur einige wenige Enthusiasten mit der Entdeckung überlegener Selektionen aus der Wildnis (Peterson, 2003). Im Jahr 1981 erfuhr die Papau eine bessere Vermarktung, als Neal Peterson aus Harpers Ferry (West Virginia) die PawPaw-Foundation (PPF) gründete (Pomper und Barney, 2003). Im Jahr 1990 wurde der Wettbewerb von 1916 an der Kentucky State University (KSU) wiederholt (Callaway, 1991), einerseits, um neues Genmaterial zu sammeln, andererseits, um das öffentliche Interesse zu stärken (Callaway, 1992). Im Jahr 1993 schlossen sich zwölf Institutionen der PPF an, um Aspekte wie den Klimaeinfluss, die Kulturführung, Schädlinge und Fruchteigenschaften der Papau zu bewerten (Pomper et al, 2003c). Erst zur Jahrtausendwende haben das niedrige landwirtschaftliche Nettoeinkommen und die anhaltend niedrigen Rohstoffpreise viele US-Landwirte veranlasst, alternative Kulturen zu prüfen, insbesondere Kulturen mit hoher Gewinnspanne wie Obst (Peterson, 2003). Zwischen 1995 und 2005 führte die KSU Untersuchungen an 26 Sorten und einigen Wildauslesen durch (Pomper et al., 2005). In Princeton und Frankfort (Kentucky) haben sich die Sorten ‘NC-1’, ‘Overleese’, ‘PA-Golden 1’, ‘Potomac’™, ‘Shenandoah’™, ‘Sunflower’, ‘Susquehanna’™ und ‘Wabash’™ gut bewährt (Pomper und Layne, 2005, 2008; Pomper et al., 2008b).
In der letzten Dekade haben gezielte Kreuzungsverfahren auf Basis genetischer Marker das Interesse von Forschern geweckt. Somit könnten wünschenswerte Eigenschaften ohne ein langwieriges Ausleseverfahren erzielt werden. Bei
Die erste Entsendung von Samen nach Europa wurde durch den Botaniker John Bartram im Jahr 1736 dokumentiert. Auch der amerikanische Gründungsvater Thomas Jefferson soll Anfang des 19. Jahrhunderts Samen nach Europa versendet haben (Moore, 2015). Da die Samen ohne Kühlung binnen weniger Tage vertrocknen und der Embryo im Samen seine Lebensfähigkeit verliert (Finneseth et al., 1998, 2002b), ist es eher unwahrscheinlich, dass mit diesen Samen ein Keimerfolg stattgefunden hat. Der Mikrofilm eines Originalmanuskripts soll belegen, dass ebenfalls im Jahr 1736 im Garten des gelehrten Lord Robert Petre aus Thorndon Hall (England) drei Magnolien (
Erst zur Jahrtausendwende wurde die Art auf Basis der amerikanischen Forschungsbemühungen auch in anderen europäischen Sichtungsgärten in Italien, Rumänien, Bayern und Österreich etabliert (Pomper und Layne, 2005, 2008). Die Versuchsplantage der HBLFA Schönbrunn wurde 2003 in Hetzendorf (Wien) angelegt und 2009 in einen angrenzenden Versuchsgarten verpflanzt (Pirc, 2015).
Im Laufe der Jahre gab es in Nordamerika viele Trivialnamen wie beispielsweise „bandango“, „custard apple“, „fetidbush“, oder „poor man's banana“ (Moore, 2015). Langfristig hat sich aber ein ganz anderer Trivialname durchgesetzt. Im Jahr 1886 berichteten die Gebrüder John und Curtis Lloyd, dass Negrosklaven der Westindischen Inseln diese Früchte nach einer ihnen bekannten Art als „Paw Paw“ bezeichnet hatten. Dies war das erste Mal, dass sich das Wort „Pawpaw“ in der Druckschrift auf
Der Kolonist William Strachey beschrieb sie 1612 mit dem Wort „Assimin“, nach der indigenen Bezeichnung vom Stamm der Powhatan „Assessin“. Der französische Entdecker Julien Binniteau beschrieb die Gattung 1699 ebenfalls mit dem indigenen Wort des Stammes der Algonquin als „Asimines“ (Drechsel, 1997, in: Moore, 2015). Diese Wortstämme bedeuten in der indigenen Sprache Beere oder Frucht (Greenawalt, 2016). Schließlich benannte der französische Naturforscher Michel Adanson im Jahre 1763 die Gattung
Der Artname
Wild- und Sämlingspflanzen der Papau entwickeln zumeist Früchte mit unangenehmem Geschmack. Mittels einer Veredelung können die Eigenschaften einer erprobten Pflanze vervielfältigt werden (Layne, 1996). Vor der Veredelung werden deshalb kräftige Sämlingsunterlagen herangezogen, auf welche später Triebspitzen oder Einzelknospen transplantiert werden. Diese Technik ermöglicht somit den Erhalt der Ursprungssorte als Klon (Davies und Geneve, 2002).
Die Samenernte sollte nur von frischen Früchten erfolgen, da Fermentierungsprozesse in älterem Fruchtfleisch den Embryo töten können (Bonner, 2008). Durch technische Mazeration der Früchte und anschließendes Abschwemmen von Fruchtfleischresten soll das Extrahieren von Samen erleichtert werden (Finneseth et al., 2000b). Zur Verhinderung einer Pilz- und Bakterienkontamination während der Kaltstratifikation (Keimruhe) können die Samen für ein bis zwei Minuten in einer 10 bis 20 %igen Natriumhypochloritlösung [NaClO] gebadet werden (Layne, 1996). Eine Samendesinfektion konnte die Embryonen bei Brombeeren (
Bevor der Keimprozess beginnt, müssen die Samen 60 bis 100 Tage kaltstratifiziert werden. Im Versuch wurde dabei die Keimfähigkeitsrate von 1 auf 70 % erhöht. Der Keimerfolg könnte durch konstante Umweltbedingungen zusätzlich gesteigert werden. Im Laborversuch zeigte sich die höchste prozentuale Keimung bei konstant 27 °C Bodenwärme unter Lichtabschluss (Evert und Payne, 1991). Es wird auch vermutet, dass weitere Vorkeimfaktoren die Keimfähigkeitsrate beeinflussen. So zeigte Hydrogel (Polyacrylamid-Copolymer) als Stratifizierungsmedium signifikant schnellere Keimerfolge als die Vergleichsgruppen in Quarzsand. Darüber hinaus kann die Keimung bereits im Stratifizierungsmedium erfolgen (Abbildung 4). Dies ermöglicht es Samen mit abgestorbenen Embryonen noch vor dem Anbau auszusortieren, Die Radicula (Keimwurzel) reagiert aber sehr empfindlich auf einen Tausch des Substrats (Lehner et al., s. a.).
Die Keimung bleibt oft unbemerkt, da sie unterirdisch stattfindet. Die Samen sind hypogäische Dunkelkeimer, ihre Capsulae (Samenkapseln) verbleiben in der Erde, weshalb sie einen Zentimeter tief eingegraben werden sollten. Optional können sie in einem abgedunkelten und beheizten Keimapparat vorkeimen (Finneseth et al., 2000b). Die Kotyledonen (Keimblätter) sind haustorial, sie verbleiben in ihren Samenkapseln und verlagern das Speichermaterial vom Endosperm (Nährgewebe) in den Embryo (Finneseth et al., 1998). Erst 45 bis 90 Tage nach dem Anbau stößt das Hypokotyl (Sprossachse unterhalb der Keimblätter) samt Samenkapsel durch die Erdoberfläche. Das Wurzelwerk ist zu diesem Zeitpunkt bereits gut entwickelt (Reich, 2004). Die Samenkapsel und die darin eingeschlossenen Keimblätter werden nur benötigt, solange das Endosperm metabolisiert wird (Finneseth et al., 1998). Eigene Versuchsreihen haben gezeigt, dass einige Jungpflanzen zum Zeitpunkt der Keimblattabzission (Abwurf) das vegetative Wachstum unterbrechen, mitunter auch vollständig einstellen konnten. Obwohl während des gesamten Versuchszeitraums geeignete Wachstumsbedingungen aufrechterhalten wurden und das Wurzelwerk größtenteils vital war, konnte keine dieser Pflanzen eine Sprossachse oberhalb der Keimblätter (Epikotyl) entwickeln. Viele Sämlingspflanzen mit vertrockneten Samenkapseln waren aber nach rund zwölf Monaten imstande, Adventivtriebe (aus remeristematisierten Knospen) aus dem vitalen Hypokotyl (Sprossabschnitt unterhalb der Keimblätter) auszubilden (Abbildung 5), weshalb eine Dormanz (Entwicklungsverzögerung) im Wurzelgewebe naheliegt (Lehner et al., s. a.). Die Literatur nennt keine Ursachen für diese Ruhezeit bei
Da der Wurzelballen junger Papaupflanzen bruchempfindlich ist, vermehren die meisten Züchter die Papaubäume nicht in einem Baumschulbeet, sondern in hohen Containern, sogenannten Rootrainern. Dies führt in der Produktion zu deutlich höheren Kosten für die Endverbraucher (Pomper et al., 2003a). Als Containersubstrat hat sich in verschiedenen Versuchsreihen ein 50:50-Gemisch aus ProMix®-Mycorrhizae™ (saures Torfmoos pH: 5,0–5,6) mit Sand bei einer Bodenwärme von 32 °C als ideal erwiesen (Pomper et al., 2002b). Sämlinge, welche einer optimalen Bodenwärme ausgesetzt waren, zeigten im Versuch höhere Werte bei der Pflanzenhöhe, der Gesamtblattfläche und der Biomasse als jene, die einer suboptimalen Temperatur ausgesetzt waren. Eine Bodenheizung könnte somit die Produktionszeit einer verkaufsfähigen Pflanze als auch die Heizkosten für Gewächshäuser senken (Pomper et al., 2003a). Um Ringelwuchs der Pfahlwurzel zu vermeiden, kann ein Farbanstrich auf Latexbasis an der Innenseite des Rootrainers gemischt mit Kupfer(II)-hydroxid [Cu(OH)2] vorgenommen werden. Das Kupfer löst sich lokal an der Wurzelspitze, was im Allgemeinen zu Verbrennungen und einer stärkeren seitlichen Verzweigung führt. Im Versuch an jungen Papaubäumen stimulierte dies die Entwicklung eines feinfaserigen Wurzelsystems statt einer Pfahlwurzel (Pomper et al., 2002a). Am Ende des Versuchs zeigten jedoch jene Pflanzen, deren Rootrainer mit Cu(OH)2 bestrichen wurden, eine Gelbfärbung der Blätter sowie einen verringerten Chlorophyllgehalt, was darauf schließen lässt, dass die Pflanzen an der Kupfertoxizität litten und eine Konzentration unter 100 g/L verwendet werden sollte (Pomper et al., 2003a). Ein Versuch über den Düngemittelbedarf von Topfware hat gezeigt, dass es langfristig keine signifikanten Unterschiede zwischen einer wöchentlichen Applikation von 500 mg/L „Peters® liquid-feed fertilizer“ oder einer einmaligen Beimengung von 0,81 kg/m3 des Langzeitdüngers „Osmocote®“ gab (Pomper et al., 2002c). Keimlinge hingegen, deren Anzuchtsubstrat der Langzeitdünger „Osmocote®“ beigemengt wurde, zeigten ein schnelleres Wurzelwachstum als deren Vergleichsgruppen (Finneseth et al., 1998). Sobald ein Jungbaum ein Dutzend oder mehr Blätter ausgebildet hat, muss er in einen größeren Rootrainer verpflanzt werden. Andernfalls kann die Endknospe am Terminaltrieb ihr Wachstum einstellen. Durch eine künstlich verlängerte Photoperiode mit Bodenheizung und Düngemittelapplikation konnte ein Spitzenwachstum von 1,5 m im ersten Jahr erzielt werden. Somit könnte bereits im zweiten Jahr okuliert werden (Layne, 1996).
Ohne die oben genannten Maßnahmen braucht die Pfropfunterlage zwei bis drei Jahre, bis das Stämmchen solch einen Durchmesser erreicht, sodass es Edelreis tragen kann. Auch nach dem Veredeln benötigt die Jungpflanze einen geschützten, überdachten Standort, damit Gewebeimplantate einwachsen können. Die Zeitspanne, bis ein Jungbaum einen verkaufsfähigen Zustand erreicht, könnte mitunter etliche Jahre in Anspruch nehmen. Während der Produktionszeit sollten die Pflanzen deshalb im Topf wachsen und auch überwintern (Pomper et al., 2003a).
Obwohl die Art sehr winterhart ist, reagieren die Wurzeln von Jungpflanzen äußerst sensibel auf Temperaturen unter −1 °C. Experimente in Kentucky haben gezeigt, dass eine Überwinterung im Freiland möglich sein kann, aber nur mithilfe von Dämmmaterialien, Nagetierködern und eines Elektrozauns gegen Wildverbiss (Layne, 1996). Studien aus Illinois deuteten zudem darauf hin, dass die Sorten ‘Overleese’ und ‘Sunflower’ ganz besonders kälteempfindlich sein können (Bratsch et al., 2003).
Nur wenige aus Samen gezogenen Pflanzen bringen große, wohlschmeckende Früchte hervor. Die meisten Sämlingsbäume entwickeln ein schleimig-faseriges Fruchtfleisch oder ein zu reichhaltiges Aroma mit bittersüßem Terpentin-Nachgeschmack (Pomper und Layne, 2005). Sämlingspflanzen sind demnach nur für Baumschulen und Züchter interessant und sollten durch eine Okulation oder Pfropfung veredelt werden. Veredelte Papaubäume überleben aber in der Regel nur zwanzig Jahre (Pomper und Layne, 2005), Sämlingsbäume und Sprossenfamilien können hingegen über Jahrhunderte bestehen (Barlow, 2001; Moore, 2015). Studien zeigten eine hohe Diversität im Genpool der Papau (Pomper et al., 2003b; Pomper et al., 2010). Dies deutet darauf hin, dass eine genetische Inkompatibilität vom Wurzelstock mit dem Spross zu Vitalitätseinbußen führen könnte und erhärtet die Empfehlung, dass Klone nur auf Sämlingspflanzen ihrer eigenen Sorte gepfropft werden sollten, um Gewebeabstoßungsreaktionen zu minimieren und somit die Lebensdauer und Abwehrpotenz gegenüber Pathogenen zu erhöhen (Bratsch et al., 2003; Pomper und Layne, 2005; Pomper et al., 2010).
Alle Veredelungsmethoden außerhalb der Vegetationsperiode sind gut geeignet. Als besonders effektiv wird die Kopulation mit Gegenzungen genannt (Pomper und Layne, 2005). Die Methode hat den Vorteil, dass der kambiale Überlappungsbereich stark vergrößert wird, ist aber sehr zeitaufwändig und wird deshalb in Europa eher selten angewandt (Davies und Geneve, 2002; Stangl, 2014; Klock, 2015). Die Kopulation mit Gegenzungen ist zu rund 90 Prozent erfolgreich, wenn die Pfropfunterlage einen Durchmesser von fünf Millimetern hat und bereits im Saft ist (Pomper und Layne, 2005). Eine vereinfachte Alternative zur Kopulation mit Gegenzungen ist das Sattelpfropfen (Klock, 2001). Abbildung 6 zeigt die oben genannten Schnitttechniken beim Veredeln außerhalb der Vegetationsperiode.
Bei der klassischen Okulation während der Vegetationsperiode wird nur eine ruhende Knospe in das Kambium der Trägerpflanze implantiert, wobei konkurrierende Triebe die Photosynthese aufrechterhalten. Wenn die veredelte Knospe angewachsen ist, werden üblicherweise alle konkurrierenden Triebe entfernt (Davies und Geneve, 2002). Bei der Papau soll dieser Rückschnitt jedoch möglichst spät erfolgen, andernfalls kann ein signifikanter Rückgang des Veredelungserfolgs von 87 auf 55 % eintreten (Pomper et al., 2009b). Finneseth et al. (2000b) berichteten bei okulierten Bäumen über eine jährliche Ausbildung von Reiteraten der Pfropfunterlage. Der Begriff Reiteration (engl.: Wiederholung) wurde erstmals von Oldemann (1974) eingeführt und beschreibt proventive Stammaustriebe (aus schlafenden Knospen) welche den Terminaltrieb ersetzen, obwohl die bestehende Krone der Pflanze die Photosynthese aufrechterhalten könnte. Mittels der Okulation könnten auch mehrere Sorten zu einem Familienbaum veredelt werden. Die Sorten ‘Davis’, ‘IXL’, ‘Overleese’, ‘Sunflower’ und ‘Shenandoah’™ zeigen eine enge genetische Verwandtschaft und könnten somit auch langfristig kompatibel zueinander sein (Pomper et al., 2010).
Es wurde auch versucht, den Papaubaum durch Gewebekultur verschiedener Sorten in verschiedenen physiologischen Zeiträumen in-vitro zu klonen. Die hauptsächliche Einschränkung bei der Gewebekultur von
Das Bewurzeln von Stammstecklingen soll schwierig und keine kommerzielle Geschäftspraxis sein. Experimente mit Stecklingen verschiedener Altersstufen zeigten einen signifikanten Einfluss des Alters der Stecklinge auf die Bewurzelungsfähigkeit. Stecklinge von besonders jungen Sprösslingen welche mit 10.000 ppm des Phytohormons L-1-IBA [4-(Indol-3-yl)buttersäure] behandelt wurden, zeigten im Versuch eine Bewurzelungsrate von 75 % und bildeten im Durchschnitt zwei Wurzeln pro Steckling. Jene Stecklinge, welche älter als zwei Monate waren, hatten offenbar ihre Bewurzelungsfähigkeit verloren (Finneseth et al., 2000b; Geneve et al., 2003). Wenn aus Stecklingen geklonte Pflanzen anwachsen, könnten Sorten auch durch Ableger kostengünstig vermehrt werden. Dabei wird ein Sprössling mit einem Spaten von der Mutterpflanze getrennt, dieser muss aber noch ein Jahr an Ort und Stelle anwachsen, bevor er verpflanzt werden kann. Der Erfolg beim Züchten von Papaupflanzen aus Sprösslingen soll variabel sein und vom jeweiligen Klon abhängen (Reich, 2004). Vegetative Vermehrungsversuche durch Absenker oder Hügelschichtung waren ebenfalls erfolgreich, aber nur zu einem geringen Prozentsatz (Hickmann, 1985, in: Layne, 1996).
In den Forschungsgärten der Pawpaw-Foundation wurden unterschiedliche Anwuchsquoten dokumentiert, was indes auf mangelnde Kenntnisse über die Kulturführung beruht haben dürfte. In manchen Anlagen konnte gar nur die Hälfte der gepflanzten Bäume anwachsen (Pomper et al., 2003c).
Die Wurzeln junger Papau-Bäume reagieren sensibel auf einen Milieuwechsel, Topf- und Pflanzgrubensubstrat sollten einen neutralen bis leicht sauren pH-Wert aufweisen. Die Bäume bevorzugen mäßig feuchte und nährstoffreiche Böden (Jones et al., 1998; Pomper und Layne, 2005). Zwei Studien zeigten, dass grobporige Böden für das Papauwachstum besser geeignet sind als feinporige (Lagrange und Tramer 1985; Greenawalt, 2016). Die Pflanzen gedeihen nicht, wenn sie in häufig überfluteten oder in schwer durchnässten Böden gepflanzt werden (Lagrange und Tramer 1985; Nash und Graves 1993). Obwohl die Art am natürlichen Standort im Schatten gedeiht, soll sie an einem vollsonnigen Wuchsort deutlich mehr, größere und süßere Früchte entwickeln (Moore, 2015). Für eine Neubegründung einer Plantage wird empfohlen, die Bäume in Nord-Süd-Reihen im Abstand von 3,7 bis 4,6 m zu pflanzen. Der Pflanzabstand in der Reihe sollte mehr als 2,4 m betragen. Jungbäume, die bei der Pflanzung bereits 45 bis 90 cm hoch waren, erzielten im Langzeitversuch eine niedrigere Sterblichkeitsrate als kleinere Bäume (Layne, 1996). Zudem sind jene Pflanzen, deren Rootrainer mit Cu(OH)2 behandelt wurden, schneller angewachsen (Pomper und Layne, 2005). Eine tiefe, mit Substrat befüllte Pflanzgrube kann ebenfalls den Anwuchs beschleunigen. Solches Milieu bevorzugen jedoch Wühlmäuse für ihre Winterquartiere, die mitunter die dünne Pfahlwurzel des Bäumchens durchtrennen können (Layne, 1996). Nestbauliche Studien über die Gemeine Feldmaus (
Junge Papaubäume sollten in den ersten Jahren im moderaten Schatten gehalten werden (Peterson, 1991; Pomper et al., 2003a). Jones et al. (1998) berichteten zudem einen besonders starken Transplantationsschock, wenn Pflanzen aus der Schattenhalle direkt ins Freiland gesetzt wurden. Auch ein Versuch in New York hat gezeigt, dass das Laub in gewöhnlichen doppelwandigen Polyethylen-Wuchshüllen (Verbissschutz) hitzebedingt vertrocknete. Offene Stammschutzgitter mit einem Durchmesser von 45 cm konnten die Jungbäume ausreichend schattieren und gleichzeitig durchlüften (Merwin et al., 2003). New York ist rund acht geographische Breitengrade (rund 800 km) südlich von Österreich situiert. Da die sommerliche Strahlungsintensität äquipotent zu Mittel- und Südeuropa ist, kann auch hierzulande eine Freilandschattierung empfohlen werden. Nach einigen Jahren am endgültigen Wuchsort im Halbschatten scheinen die Pflanzen nicht mehr unter direkter Sonneneinstrahlung zu leiden. Vielmehr sollen sie in praller Sonne höhere Zuwachsraten zeigen (Wilson und Schemske, 1980).
Um die Konkurrenzvegetation einzuschränken, ist Unkrautbekämpfung besonders im Gründungsjahr einer Plantage wichtig. Es gibt jedoch keine Herbizide, welche dezidiert für die Verwendung bei
Der Düngemittelbedarf ausgewachsener Bäume wurde noch nicht bestimmt. In den Versuchsflächen in Kentucky wurde je einmal im Mai, Juni und Juli mit wasserlöslichem NPK Dünger (20-8,6-16,6) und löslichen Spurenelementen gedüngt, wobei ein jährlicher Zuwachs von 30 bis 45 cm erreicht werden konnte. Ein ausgezeichnetes Wachstum konnte auch mit 30 bis 60 g körnigem Ammoniumnitratdünger (34-0-0) pro Baum erzielt werden, der im Frühjahr vor dem Blattaustrieb unter den Bäumen ausgestreut wurde (Pomper und Layne, 2005). Über Mischkulturen mit stickstoffanreichernden Arten, wie Erlen (
Die protogynen Blüten sind so konzipiert, dass sie sich nicht selber bestäuben können (Jones et al., 1998), siehe Kapitel 2.3. Eine gezielte künstliche Bestäubung ist zwar möglich, aber nur dann erforderlich, wenn genetisch unterschiedliche Bestäubungspartner fehlen. Die Pollen der Sorte ‘Little Rosie’ sollen beispielsweise hervorragende Bestäubungsergebnisse erzielen (Pomper und Layne, 2005). Merwin et al. (2003) vermuteten, dass manche Sorten zueinander inkompatibel sein könnten. Barton und Menges (2018) mutmaßten zudem, dass ein geringer Fruchtansatz auch auf das Fehlen eines wirkungsvollen Bestäubers wie Käfer und Aasfliegen zurückzuführen sein kann. Eigene Versuche lassen vermuten, dass die Sorten ‘Overleese’, ‘Prima-1216-60’ und ‘Sunflower’ autofertil (selbstfruchtend) sein können. Im Versuch von 2019 wurden sieben Blütenknospen pro Sorte mit einem Sack aus Pollen-Stop Gewebe umhüllt, sechs davon wurden später mit einem separaten Pinsel autogam (mit Pollen der eigenen Sorte) bestäubt. Jede handbestäubte Blüte dieser drei Sorten brachte Fruchtstände hervor (Lehner et al., s. a.).
Zur händischen Bestäubung soll sich ein abgeschnittenes, von Blütenblätter und Narbe befreites Androeceum (Sitz der Staubblätter) besonders gut eignen. Narben zeigen ihre Bereitschaft für den Pollen, wenn sie frisch und glänzend aussehen. Das eben geerntete Androeceum wird vorsichtig an die glänzende Narbe gedrückt, wobei darauf zu achten ist, dass die empfindliche Narbe dabei nicht abbricht (Reich, 2004). Jones et al. (1998) warnten, dass eine intensive Bestäubung zwar den Gesamtertrag steigern, die Fruchtgröße aber mindern könnte, wohingegen Pomper et al. (2008a) keine Korrelation zwischen Blütenzahl und Fruchtgröße feststellen konnten. Greenawalt (2016) warnt, dass die Handbestäubung zu einem übermäßigen Fruchtansatz führen kann, was zu einem verringerten Baumwachstum bis hin zum Zusammenbruch der Krone führen könnte.
Die Blüten verströmen für uns einen vergorenen, leicht hefeartigen Duft und werden nicht von Bienen, sondern von Aasfliegen und Käfern bestäubt (Goodrich et al., 2006). Faegri und van der Piji (1971) beschreiben die Bestäubungstätigkeit durch Fliegen und Käfer generell als wenig effektiv. Um gezielt Fliegen anzulocken, wurden in Florida verwandte
Das Zurückschneiden erfolgt am besten im späten Winter, vor Beginn der Vegetationsperiode. Häufig bilden Äste von kleinfruchtenden Sorten sehr spitze Winkel zum Terminaltrieb (Abbildung 8). Bei starkem Schneefall oder Fruchtansatz können diese Äste bis tief ins Kernholz einreißen. Mit einem vorbeugenden Rückschnitt können spitze Gabelungen gezielt entfernt werden (Jones et al., 1998; Pomper und Layne, 2008). Bei schweren Stürmen können ganze Äste verdrehen. Das Holz soll dabei aber keinen strukturellen Schaden nehmen, sondern sich binnen 24 Stunden wieder in die Ausgangssituation zurückrichten (Goodrich et al., 2016). Studien an zahlreichen nordamerikanischen Laubbäumen zeigten, dass ein stammparalleler Schnitt stärkere Langzeitschäden bewirkt als der Astringschnitt (Liese et al., 1988). Werden Jungtriebe zur Gänze oder bis auf wenige Knospen eingekürzt, bilden Bäume Proventivtriebe (Angsttriebe aus schlafenden Knospen im Achselgewebe) (Stangl, 2014).
Ausdünnen ist aufgrund des geringen Fruchtansatzes zumeist nicht erforderlich, könnte aber die Fruchtgröße steigern. Eine Studie bestätigt diese Annahme, aber die Autoren warnen, dass die erhöhten Kosten für händisches Ausdünnen nicht durch die zunehmende Qualität kompensiert werden kann (Crabtree et al., 2009, 2010).
Auch wenn in einigen Publikationen berichtet wird, dass es kaum Schädlinge für die Papau gibt, konnten im Zuge dieser Literaturrecherche etliche Schadorganismen identifiziert werden. Es gibt in Amerika einige hochspezialisierte, aber in Europa nicht invasive Schadinsekten, wie
Im Herbst 1995 berichtete die Versuchsanstalt der „National Clonal Germplasm Repository“ in Corvallis (Oregon) über eine hohe Mortalität in einer erst zwei Jahre alten Plantage. Bis 2001 war schließlich die Hälfte der Plantage inklusive der adulten Sämlingsbäume abgestorben. Aus dem toten Gewebe konnten keine Pilze isoliert werden, aber eine Reihe von Bakterien (
Gelegentlich verwelken in den USA unmittelbar nach dem Blattaustrieb ganze Äste, mitunter auch ganze Bäume, wobei sich das Splintholz schwarz oder blau verfärbt. Die Krankheit wird als „Bläue“ bezeichnet. Diese Symptome wurden insbesondere an und oberhalb der Pfropfnarbe, selten auch bei krebsartiger Rindenaufspaltung beobachtet. Mehrere Pilzarten der Gattungen
Die Fliegenschmutz- oder Regenfleckenkrankheit (ein Komplex aus
Die Blätter können Blattflecken aufweisen (meist einfach nur
Die Grüne Huschspinne (
Der Japankäfer (
Blattläuse (
Der Johannisbeer-Glasflügler (
Wespen (
Der Asiatische Ambrosia-Käfer (
Wühlmäuse (
Rehe (
An der Westküste der USA werden aufgrund des trockenen Klimas die Blätter an Papaubäumen von Schnecken (
Im Allgemeinen ist Chlor für Gehölze besonders schädlich (Dubson, 1991), aber diese Pflanzen reagieren auch auf Natrium sensibel. Streusalzapplikation sollte im Umfeld vermieden werden. Im Süden der USA sind natriumbelastete Böden häufig, weshalb in einem Versuch das Bodenmilieu verändert wurde. Durch Zugabe von 1,5 t Gips pro Ar und einer reinen Süßwasserberegnung zeigten die Papaubäume höhere Zuwachsraten als die Kontrollgruppen auf unbehandelten Böden (Picchioni et al., 2004).
Gepfropfte Edelreiser können bereits im dritten Jahr einige Früchte ausbilden (Jones et al., 1998). Ab dem siebten Standjahr am endgültigen Wuchsort produzieren die meisten Bäume zuverlässig Früchte. Die Erträge können zwischen den Jahren alternieren, nach mehreren ertragsreichen Jahren können ertragsschwache folgen (Pomper et al., 2008b). Jährliche Vorerntefaktoren, vor allem das Wetter, sowie Bodeneigenschaften (pH-Wert oder Bodennährstoffe), Sonnenlicht und Bewässerung können die Obstproduktion erheblich beeinflussen. Die retrospektive Studie von Greenawalt et al. (2019) hat gezeigt, dass gleiche Sorten an unterschiedlichen Standorten in den selben Versuchsjahren signifikant unterschiedliche Saisonlängen und Saisonstarts zeigten. Somit ist es empfehlenswert, im Spätsommer oder Frühherbst den Reifefortschritt an jedem Standort separat zu überprüfen. Empirisch gesehen erfolgt der Erntesaisonstart rund 160 Tage oder rund 2600 Wachstumsgradtage (Wärmesumme seit Vegetationsbeginn) nach dem Start in die Blühsaison (Reich, 2004). Aus phänologischer Sicht ist dies wenn Goldruten (
Ein guter Baum trägt in Amerika zehn bis zwanzig Kilogramm, wobei die Früchte erst abfallen, wenn sie voll ausgereift sind. Eine harte, unreif gepflückte Frucht wird bald schwarz und verfault. Die Ernte für einen einzelnen Baum erstreckt sich über einen Zeitraum von drei bis vier Wochen. Je nach Sorte und Fruchtreife sind daher mehrere Nachernten notwendig (Duffrin und Pomper, 2006; Pomper und Layne, 2005, 2008).
Auch wenn Cai et al. (2019) in einer Verbraucherakzeptanzstudie festgestellt haben, dass sich die Wertschätzung im Allgemeinen durch frische Früchte ausdrückt, erschwert die schnell verderbliche Natur der Früchte sogar eine Direktvermarktung. Derzeit scheint eine Kommerzialisierung langfristig nur durch Tieffrieren (Reich, 2004) oder mittelfristig durch eine Pasteurisierung von Fruchtpüree (Fang et al., 2007; Zhang et al., 2017; Brannan et al., 2019) möglich zu sein.
Die Früchte der Papau sind klimakterisch, Studien haben gezeigt, dass die fortschreitende Fruchtreife durch Kühlung verlangsamt werden kann (Archbold und Pomper, 2003). Zudem vermindert eine Lagerung auf Holzwolle (Abbildung 10) Quetschungen durch das Eigengewicht (Lehner et al., s. a.).
In unterschiedlichen Versuchsreihen waren sowohl unreife als auch reife Früchte bei 4 °C rund einen Monat lagerfähig, wobei vereinzelt eine Lagerfähigkeit von 60 Tagen und mehr erreicht werden konnte. Bei einer Lagerung unter 4 °C entwickelten die Früchte ein unangenehmes Aroma. Während der Lagerung im Kühlhaus nimmt die Fruchtfestigkeit stetig ab (Galli et al., 2009). Mit dem größten Rückgang der Fruchtfestigkeit ging im Laborversuch ein Ethylenpeak hervor, was darauf hinweist, dass niedrige Ethylengehalte ausreichen könnten, um den Reifungsprozess zu beschleunigen (Koslanund et al., 2005b). Überreife Früchte entwickelten eine innere bräunliche Verfärbung, Gewebesäuerung und eine schleimige Textur ohne Geschmack (Galli et al., 2009). Diese Erweichung ist vermutlich kälteinduziert und zeigt sich zuerst durch eine braunschwarz Verfärbung der Schale, was mutmaßlich auf eine anaerobe Stoffwechseltätigkeit zurückzuführen ist (Galli et al., 2008). Der Verfärbungsprozess der Schale geht binnen zwei bis drei Tagen vonstatten (Koslanund et al., 2005a). Somit kann ein Überschreiten der Lagerfähigkeit bereits Tage im Voraus erkannt werden. Abbildung 11 zeigt eine stark fortgeschrittene Verfärbung der Schale.
Die Lagerfähigkeit reifer Früchte wird vor allem durch Schäden, welche im Zuge der Ernte entstanden sind (Schnittverletzungen an der Schale, Quetschungen beim Pflücken, Fallschäden oder eingerissene Fruchtstängel), limitiert. Die Ernte mitsamt dem Fruchtstängel erhöht die Lagerfähigkeit nicht. Zudem stellt ein scharfkantig abgeschnittener Fruchtstängel ein gewisses Verletzungsrisiko für andere Früchte dar (Crabtree et al., 2010). Mit einem organisierten Managementplan, kombiniert mit einer Reihe unterschiedlicher Sorten mit verschiedenen Erntezeiten, könnte die Saison von vier bis sechs Wochen auf acht bis zwölf Wochen verlängert werden (Archbold et al., 2003a). Zur Erstellung solch eines Managementplans sind weitere Untersuchungen zu den Reifeverteilungen und den Lagerungseigenschaften einzelner Sorten erforderlich.
Die Früchte können auch gedörrt werden. Amerikanische Ureinwohner sollen zum Beispiel die getrockneten Früchte mit Asche oder Lauge behandelt und später zu Eintopf verkocht oder als Brot gebacken haben. Heutzutage deuten mehrere Berichte darauf hin, dass ein Verspeisen von gedörrtem Papau-Fruchtfleisch zu akuten Krankheitsanfällen führen kann (Vines, 1960, in: Pomper und Layne, 2005; Moore, 2015). Möglicherweise haben amerikanische Ureinwohner die gedörrten Früchte zusammen mit Holzkohle zum Zweck der Entgiftung im Magen-Darm-Trakt verspeist, wie es beispielsweise von Sansibar-Stummelaffen (
Hervorragende Lagerungseigenschaften erzielt Tieffrieren. Dabei werden die Früchte zuerst entkernt, das Fruchtfleisch ausgekratzt und mit etwas Zitronensaft püriert (Reich, 2004). Das Tieffrieren ganzer Früchte ist nicht empfehlenswert, da die Schale ihre Festigkeit verliert, wodurch das Auskratzen von Fruchtfleisch immens erschwert wird (Lehner et al., s. a.). Tieffrieren kann zudem das Reduktionspotenzial von Papau-Fruchtfleisch erhöhen. Harris und Brannan (2009) konnten bei −18 °C über 300 Tage eine Vervierfachung der Gesamtphenole und Flavonoide (Antioxidanzien) nachweisen.
Die Hauptursache für die Verfärbung von Papau-Früchten ist auf die Aktivität der Polyphenoloxidase (PPO) zurückzuführen. Mittels einer Hochdruckverarbeitung über 500 MPa können Enzyme (biochemische Katalysatoren) wie PPO inhibiert werden. Bei hochdruckverarbeiteten Papaufrüchten konnten nach 45 Tagen bei 4 °C nur geringe Farbveränderungen festgestellt werden. Auch wenn die PPO-Aktivität durch die Hochdruckverarbeitung nicht vollständig inhibiert werden konnte, könnte diese Verarbeitung eine besonders interessante Alternative sein, da keine Geschmacksveränderung festgestellt wurde (Zhang et al., 2017). Im Zuge einer Folgestudie stellten Brannan et al. (2019) fest, dass nach einer Hochdruckverarbeitung unterschiedliche Sorten unterschiedliche Lagerungseigenschaften erzielten, was indes auf eine Hemmung von zellwandmodifizierenden Enzymen hindeutet. Bemerkenswert ist, dass die Sorten ‘Overleese’ und ‘IXL’ eine geringere PPOAktivität als andere Papau-Sorten aufwiesen (Brannan und Wang, 2017). PPO-Abbau ist bei Pfirsich oder Apfelpüree auch durch die Zugabe von Ascorbinsäure oder Steviosiden möglich. Die Zugabe von Steviosiden erzeugte bei der Papau ein süßeres und zugleich bittereres Fruchtfleisch. Farberhaltung und Lagerfähigkeit konnten zusätzlich erhöht werden. Ascorbinsäureadditive erzeugten stark variierende Ergebnisse (Zhang et al., 2017). Auch kurzes Erhitzen auf 40 bis 80 °C konnte im Versuch ebenfalls zu einer raschen Minderung oder einer vollständigen Inhibierung der PPO-Enzymaktivität führen (Fang et al., 2007).
In den letzten Jahren erfreuten sich die Früchte wachsender Beliebtheit, vor allem als exotische Gartenfrucht oder als Gourmetspeise (Pomper et al., 2009d). Besonders beliebt waren im Verkostungsversuch von Tempelton et al. (2003) Eiscreme, Pudding, Erfrischungsgetränke und Torten. Bei Letzterem konnte das Fruchtfleisch das Fett in Backwaren teilweise (Wise und Duffrin, 2003) oder vollständig (Duffrin et al., 2001) ersetzen. Das Fruchtfleisch soll sich auch gut fermentieren lassen, weshalb es zu Bier gebraut oder zu Wein gegärt und später zu Brandy gebrannt werden könnte (Moore, 2015; Ogodo et al., 2015). Schalen, Samen und unreifes Fruchtfleisch sind aus toxischen Gründen nicht zur Weiterverarbeitung geeignet (McLaughlin, 2008).
Frisch verzehrt werden die Früchte am besten, wenn sie mit einem scharfen Messer entlang der Bauchseite (längs, nicht quer) eingeschnitten werden (Abbildung 12). Durch sanftes Drehen der Hälften löst man die Kerne. Diese werden am besten mit einem Löffel entfernt, um anschließend das Fruchtfleisch wie bei einer Kiwi auszulöffeln. Das Fruchtfleisch um die Kerne hat eine schleimig-faserige Konsistenz mit bittersüßem Terpentin-Nachgeschmack und wird üblicherweise nicht verspeist (Layne, 1996).
Reifes Fruchtfleisch zeigt einen bemerkenswert hohen Anteil an Antioxidantien (Kobayashi, et al., 2008; Harris und Brannan, 2009). In einer Studie von Galli et al. (2007) wurde die phytochemische Nährstoffzusammensetzung der Papau im Vergleich zu den häufig konsumierten Früchten Äpfel, Bananen und Orangen untersucht. Dabei zeigte sich, dass die Papau höhere Anteile an Gesamtfett und Proteinen hat. Bei den Vitaminen zeichnet sie sich vor allem durch hohe Gehalte an den Vitaminen B3 und C aus. Bei den Mineralstoffen hat sie im Vergleich zu Apfel, Banane und Orange deutlich höhere Gehalte an Eisen, Kalzium, Kupfer, Magnesium, Mangan, Phosphor und Zink. Das sind mitunter sehr wichtige Mikronährstoffe, welche häufig in der Ernährung von Kindern und Senioren fehlen. Die hohen Nährstoffgehalte machen diese Frucht zusammen mit dem einzigartigen Geschmack zu einem veritablen Superfood. Es ist anzunehmen, dass die Papau eine ausgewogene Ernährung fördert, welche dazu beitragen kann, Krebs- und Herzproblemen vorzubeugen, den häufigsten Todesursachen in den entwickelten Ländern (Galli et al., 2007). Die phytochemische Zusammensetzung zwischen den Sorten variierte aber ebenso wie die Fruchtgröße, die Schalenfarbe und der Zuckergehalt, wie anhand von zehn Sorten gezeigt werden konnte. Zudem waren die jeweiligen Anteile stets abhängig vom jeweiligen Reifegrad (Brannan et al., 2015).
Neben der Verwendung von Früchten als Lebensmittel können auch Gewebeextrakte für unterschiedliche Anwendungsmöglichkeiten als chemisches Ausgangsprodukt verwendet werden. Aus Zweigen, Blättern sowie Schalen und Samen können biologisch aktive Acetogenine (natürlich vorkommende polyketide Fettsäuren) extrahiert werden (Alali et al., 1999). Der Verzehr davon kann unterschiedliche Krankheitsbilder verursachen. Ein Versuch an Beagle-Hunden hat gezeigt, dass oral keine letale Dosis aufgenommen werden kann, da akut toxische Wirkungen durch Emesis und Diarrhö vermieden werden (McLaughlin, 2008).
Die Ernte von Ruten (Schneitelung) war eine Jahrhunderte alte Tradition der Futterwirtschaft. Bei dieser Schnitttechnik werden einjährige Triebe immer an derselben Stelle entfernt. Erfolgt dieser Rückschnitt jährlich überwallt ein Kallus die Schnittverletzung und schützt diese vor eindringenden Pathogenen (Machatschek, 2002). Ruten, welche aus dem Kallusgewebe sprießen sind aus botanischer Sicht remeristematisierte (neugebildete) Adventivtriebe, sie sprießen nicht aus Knospen der Blattachseln oder Triebspitzen (Torres, 1989) und eignen sich hervorragend zur Ernte und Weiterverarbeitung. Schneitelbäume mit mehreren verzweigten Ästen haben eine größere Kallusoberfläche als Kopfbäume und neigen deshalb zu einer stärkeren Ausbildung von Adventivtrieben (Abbildung 13) (Machatschek, 2002). Studien über Kopfweiden zeigen zudem, dass ältere Gehölze höhere Biomassezuwachsraten als junge Pflanzen aufweisen (Frédette et al., 2019). Mit dieser Schnitttechnik können auch zuverlässig Papauzweige geerntet werden. Gu et al. (1999) haben gezeigt, dass die Konzentration von Acetogeninen monatlich variiert und im Mai und Juni am höchsten ist. Die Zweige können zu diesem Zeitpunkt geerntet, getrocknet, gemahlen und dann für die spätere Extraktion gelagert werden (Johnson et al., 1996). Im Rahmen einer phytochemischen Studie über Papauzweige konnte Jerry McLaughlin (2008) anhand von Proben aus dem Sichtungsgarten von Neal Peterson aus Harpers Ferry (West Virginia) feststellen, dass der Gehalt an Acetogeninen von 135 Auslesen um den Faktor 1000 variieren kann.
In folgenden Bereichen können Gewebeextrakte eine Anwendung finden:
Desinfektionsmittel: Aus unreifen Papaufrüchten könnte ein Desinfektionsmittel hergestellt werden. Phenolverbindungen in unreifen Früchten haben in-vitro hohe Hemmwirkungen gegen verschiedene an- und aerobe Bakterienstämme gezeigt (Nam et al., 2019). Emetikum: Ende des 19. Jahrhunderts wurde von „Eli Lilly and Company“ ein flüssiges Extrakt als schnell wirkendes Vomitivum (Brechmittel) verkauft (McLaughlin, 2008). Körperpflege: Jerry McLaughlin aus Spanish Fork (Utah) hat kommerzielle Kopflaus-, Flöhe- und Zecken-Shampoos sowie verschiedene Salben wie beispielsweise gegen Herpes (Herpes-simplex- und Varizella-Zoster-Viren), Akne, Fußpilz, Hautkrebs, Hautinfektionen, etc. aus Papauextrakten entwickelt (Pomper und Layne, 2005; McLaughlin, 2008). Das Kopflausshampoo wurde in einer klinischen Studie an Schulkindern getestet, von denen einige bis zu drei Jahre Kopfläuse infolge von Pyrethrin-Resistenzen gehabt hatten. Es zeigte rasch eine hundertprozentige Erfolgsquote (McCage et al., 2002). Die Produktion von Haustierschampoos gegen Flöhe und Zecken wurden eingestellt, nachdem sie auf unzureichenden Absatz gestoßen waren (McLaughlin, 2008). Krebsforschung: Mehrere Studien haben gezeigt, dass Acetogenine zu den potentesten Krebsbekämpfungssubstanzen gehören (Rupprecht et al., 1986; McLaughlin und Hui, 1993; Zhao et al., 1994b). Aus den rund 130 Gattungen und rund 2400 Arten der Familie der Parkinsonismus und Demenz: Im Rahmen einer klinischen Studie auf den Westindischen Inseln wurde Patienten Kräutertee aus den Blättern von Schädlingsbekämpfung: Ein Teil der Antitumorforschung war auf die Entwicklung eines umweltfreundlichen organischen Pflanzenschutzmittels gerichtet (McLaughlin et al., 1997). Acetogenine sind Fettverbindungen, welche von Natur aus in den Sommermonaten als Gift gegen Schädlingsfraß produziert werden (Alali et al., 1999), zwei U.S.-Patente schützen die kommerzielle Verwendung von Acetogeninen als Insektizid (Mikolajczak et al., 1988, 1989). Diese Verbindungen wurden in einer 9,5 %igen Ethanollösung [C2H5OH] extrahiert und getestet. Das Extrakt wirkte bei Blattläusen und Gallmücken effektiver und schneller als die neurotoxische Verbindung Phosmet [C11H12NO4PS2] in der Vergleichsgruppe (Sampson et al., 2002). Der primäre Wirkungsmechanismus von Acetogeninen gegen Kohlschaben (
Aufgrund der Nährstoffzusammensetzung sind die Früchte der Papau von großem Interesse, aber deren schnell verderbliche Natur ist ein komplexes Hindernis für eine Kommerzialisierung. Ein Vertrieb als verarbeitetes Fruchtpüree wäre für die Vermarktung förderlich, wenn Konservierungsmethoden optimiert werden könnten. Aufgrund der heterogenen Fruchtform und der partiellen Giftigkeit ist aber eine rein maschinelle Verarbeitung am Stand der Technik nicht möglich. Mit einer manuellen Verarbeitung geht eine intensive Saisonarbeit einher, was sich direkt im Preis für die Konsumenten ausdrückt. Es gibt einen Absatzmarkt für die Gourmetküche vor allem als gefrorene Eiscreme. Es ist aber anzunehmen, dass die Früchte ein saisonales Nischenprodukt bleiben, zumal in den USA nach dreißig Jahren Forschung kein lukrativer Markt etabliert werden konnte.
Deshalb scheint das größte kommerzielle Potenzial von
Neben den Früchten als Nahrungsmittel sind auch bioaktive Verbindungen als Desinfektions- oder Schädlingsbekämpfungsmittel von Interesse, falls die notwendigen Zulassungskriterien erfüllt werden könnten. Auch für die Krebsforschung sind die Inhaltsstoffe von Interesse. Das Antitumorpotenzial ist seit knapp vierzig Jahren bekannt, dessen Wirkungsweise ist seit 2003 patentiert. Aus pharmakologischer Sicht würde der Einsatz eines wirkungsvollen Naturprodukts die Erzeugung und den Absatz erprobter Pharmazeutika schwächen. Aus diesem Grund macht eine klinische Anwendung auch wenig Sinn, weshalb „Paw Paw Cell-Reg®“ als reines Nahrungsergänzungsmittel vertrieben wird.