Workability for persons with chronic diseases. A systematic review of validity and utility of assessments in German language / Valide und praktikable deutschsprachige Assessments zur Erfassung der Arbeitsfähigkeit bei Menschen mit chronischen Erkrankungen – eine systematische Review
Publié en ligne: 18 juin 2018
Pages: 72 - 90
Reçu: 20 sept. 2017
Accepté: 28 mars 2018
DOI: https://doi.org/10.2478/ijhp-2018-0008
Mots clés
© 2018 Thomas Friedli, Peter M. Villiger, Brigitte E. Gantschnig
This work is licensed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivatives 3.0 License.
Die Erhaltung und Ermöglichung der Arbeitsfähigkeit ist ein wichtiges Ziel der Gesundheitsversorgung von Menschen mit chronischen Erkrankungen allgemein (Kaskutas, 2017; Sturesson, 2015) und insbesondere der interprofessionellen Programme des Gesundheitswesens (v. a. Ergotherapie, Soziale Arbeit, Physiotherapie). Denn Arbeit, Arbeitsbedingungen und Arbeitsfähigkeit als Möglichkeit der Partizipation (Teilhabe) am Lebensbereich „Arbeit“ beeinflussen die Lebenssituation und Lebensqualität eines Menschen und damit auch die Gesundheits- und Krankheitsdynamik wesentlich (Amler, 2016).
Arbeitsfähigkeit ist grundsätzlich mehr als das Ausbleiben von Arbeitsunfähigkeit (WAI-Netzwerk, 2015). Arbeitsfähigkeit kann als die Fähigkeit eines Menschen definiert werden, eine gegebene Arbeit zu einem bestimmten Zeitpunkt zu bewältigen (Ilmarinen, Tuomi, & Seitsamo, 2005). Unter „Arbeitsfähigkeit“ wird im Folgenden die nach Abzug von unfalloder krankheitsbedingter Absenz oder unfall- oder krankheitsbedingtem Präsentismus übrigbleibende (Rest-) Fähigkeit eines Menschen verstanden, seine Arbeitskraft zu einem bestimmten Zeitpunkt so einzusetzen, dass trotz der Auswirkungen von Unfall oder Krankheit eine volkswirtschaftlich wertvolle Produktivität übrigbleibt. Dabei kann sich diese Produktivität sowohl auf den Kontext bezahlter (Erwerbs-)Tätigkeit als auch auf unbezahlte Tätigkeiten wie Hausarbeit oder Angehörigenbetreuung beziehen. Denn die Produktivitätsverluste bei unbezahlter Arbeit, die sogenannten Opportunitätskosten, bilden einen wesentlichen Bestandteil krankheitsbedingter gesamtgesellschaftlicher Kosten (Bouwmans et al., 2013).
Menschen mit chronischen Erkrankungen sind in ihrer Arbeitsfähigkeit beeinträchtigt (Hoving, van Zwieten, van der Meer, Sluiter, & Frings-Dresen, 2013; Jensen, Jensen, & Nielsen, 2012; Larsson-Lund, Kottorp, & Malinowsky, 2016), was nicht nur Auswirkung auf ihr persönliches Leben, ihre finanzielle Situation (Biederman & Faraone, 2006; Nordgren & Soderlund, 2017), sondern auch auf das ihrer Familien (de Sola, Salazar, Duenas, Ojeda, & Failde, 2016), ihrer Arbeitgeber (Hoving et al., 2013) und auf die Gesellschaft als Ganze hat (Wieser et al., 2014). Laut einer aktuellen Studie über die chronischen, nichtübertragbaren Krankheiten in der Schweiz belaufen sich die Kosten in der Schweiz, die durch die Verringerung der Arbeitsfähigkeit, Präsentismus und Absentismus bei Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, muskuloskelettalen Erkrankungen, psychischen Störungen, Krebs, chronischen Atemwegserkrankungen, Demenz und Diabetes entstehen, auf 41,1 Milliarden Schweizer Franken pro Jahr (Wieser et al., 2014). Diese Zahlen verdeutlichen, dass die Erhaltung und Ermöglichung der Arbeitsfähigkeit ein wichtiges Ziel der Gesundheitsversorgung sein muss.
Evidenzbasierung ist sowohl ein Gebot der Wirtschaftlichkeit als auch eines der Ethik. So ist es ethisch fragwürdig, vulnerable Menschen mit Methoden oder Techniken zu behandeln, die lediglich auf subjektiven Meinungen über Wirksamkeit beruhen. Aufgrund dieser mehrdimensionalen Relevanz hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Evidenzbasierung und Kosteneffizienz zu zentralen Zielen ihrer Strategieüberlegungen für das 21. Jahrhundert deklariert (Terwindt, Rajan, & Soucat, 2016). Um die Wirksamkeit und Effektivität der Gesundheitsversorgung zu erheben, ist es unabdingbar, praktikable und valide Assessments zu verwenden (Law, Baum, & Dunn, 2017). Dies gilt insbesondere für komplexe interdisziplinäre Programme (z. B. Gantschnig et al., 2017) und Interventionen der auf Arbeitsintegration spezialisierten Professionen „Ergotherapie“, „Soziale Arbeit“ und „Physiotherapie“. Der Begriff „
Deshalb ist das Ziel dieser Arbeit herauszufinden, welche deutschsprachigen Assessments zur Erfassung der Arbeitsfähigkeit bei Menschen mit chronischen Erkrankungen valide und praktikabel sind.
Die Studie ist eine systematische Übersichtsarbeit. Sie entstand in Zusammenarbeit von drei Forschenden zwischen März und August 2017. Um geeignete deutschsprachige Assessments zur Erfassung der Arbeitsfähigkeit von Menschen mit chronischen Erkrankungen zu finden, wurde zu Beginn folgende Fragestellung formuliert:
Welche Assessments zur Erfassung der Arbeitsfähigkeit sind für Klientinnen und Klienten mit chronischen Erkrankungen valide und praktikabel?
Zu obenstehender Fragestellung wurden Keywords definiert (vgl. Tabelle 1), welche anschließend für eine systematische Recherche in den wissenschaftlichen Datenbanken Medline, CINAHL, PsycInfo, Cochrane Health Technology Assessment Database (HTA Database), DARE, CCMed, Sowiport und BASE verwendet wurden. Bei der Auswahl der Datenbanken wurde zum einen darauf geachtet, dass sie die Bereiche „Medizin“, „Gesundheitswissenschaften“ und „Sozial(arbeits)wissenschaften“ und zum anderen den deutschen wie den englischen Sprachraum abdecken. Die Keywords wurden den Thesauren der einzelnen Datenbanken angepasst und in einem ersten Durchlauf jeweils einzeln verwendet. Im zweiten Durchlauf wurden sie mittels Boole’schem Operator OR mit ihren Synonymen und Varianten erweitert und anschließend mit AND verknüpft (Tabelle 1). Die Resultate dieser Suche wurden in einer Search History festgehalten.
KeywordsSchlüsselwort deutsch Keyword english Synonyme Suchfelder aus Search Terms nach Datenbank (am Bsp. MeSH) Erfassungsinstrument Chronische Erkrankung Arbeitsfähigkeit Validität Reliabilität Praktikabilität
Anschließend wurden Duplikate gesuchtundherausgefiltert und alle identifizierten Studien durch das Lesen des Titels und Abstracts auf ihre Relevanz hin geprüft. Dabei wurde untersucht, ob sie sich direkt mit der Forschungsfrage befassen. In einem weiteren Schritt wurden die verbliebenen Studien gelesen und daraufhin geprüft, ob darin ein oder mehrere arbeitsfähigkeitsspezifische Assessmentsidentifiziert werden konnten. Ausgeschlossen wurden dabei Assessments, deren Hauptfokus nicht auf der Arbeitsfähigkeit liegt (z. B. Selbstkonzepte). In einem letzten Schritt wurden alle Assessments ausgeschlossen, zu denen keine deutsche Übersetzung gefunden werden konnte (Abb. 1). Im Rahmen des Studiums der Literaturangaben in der gefundenen Primärliteratur konnten zwei weitere Assessments identifiziert werden, welche in der systematischen Recherche nicht aufgetaucht sind. Da beide Assessments von der Autorenschaft übereinstimmend als relevant eingestuft wurden, wurden sie im Nachhinein in die Review integriert.
Grafische Darstellung des Auswahlprozesses der Assessments
Nachdem die gefundenen Assessments erfasst waren, wurde die Keyword-Suche auf deren Namen und die Search Terms zur Validität und Praktikabilität beschränkt. Mithilfe dieses Suchdurchgangs konnten all jene Assessments identifiziert und ausgeschlossen werden, für welche keine quantitative Primärliteratur (Validierungsstudien) bezüglich der Gütekriterien Validität und Praktikabilität vorhanden ist. Durch dieses mehrstufige Rechercheverfahren konnten schlussendlich acht Assessments identifiziert werden, für die deutschsprachige Versionen vorliegen. Vor diesem Hintergrund wurde die obenstehende Fragestellung spezifiziert, indem sie mit den Namen der Assessments ergänzt wurde. Die überarbeitete Fragestellung lautet entsprechend:
Sind die Assessments Productivity Costs Questionnaire (iPCQ), Work Instability Scale for Rheumatoid Arthritis (RA-WIS), Screening-Instrument Arbeit und Beruf (SIBAR), Screening-Instrument zur Feststellung des Bedarfs an medizinisch-beruflich orientierten Maßnahmen in der medizinischen Rehabilitation (SIMBO), Valuation of Lost Productivity Questionnaire (VOLP), Work Ability Index (WAI/ABI), Work Limitations Questionnaire (WLQ) und Work Productivity and Activity Impairment Questionnaire (WPAI) valide und praktikabel?
Um die Qualität der einbezogenen Assessments zu beurteilen, wurden die Aussagen aus den einbezogenen Studien mithilfe einer durch die Autorinnen und Autoren verfassten Vorlage zur kritischen Besprechung quantitativer Studien auf Basis von Law et al. (Law et al., 1998) zusammengefasst und die Assessments damit kritisch gewürdigt.
Keywords, Datenbanken und Vorgehen wurden von Erstautor und Letztautorin gemeinsam definiert. Die Suche wurde von einer Person durchgeführt, die Ergebnisse der Suchen wurden bei jedem Schritt gemeinsam diskutiert und die Qualität der Studien anhand der Formulare gemeinsam beurteilt.
Im Rahmen der Recherche konnten für die acht Assessments insgesamt 74 deskriptive Studien identifiziert werden. An den Studien haben zwischen 19 und 38‘000 Personen teilgenommen.
Im Folgenden werden die Resultate der Literaturreview, bezogen auf die acht identifizierten Assessments, kurz beschrieben. Die detaillierten Resultate sind in den
Der
Übersicht über Anwendung, Praktikabilität und Validität des iPCQ
Die
Übersicht über Anwendung, Praktikabilität und Validität des RA-WIS
Das
Übersicht über Anwendung, praktikabilität und Validität von SIBAR
Das
Übersicht über Anwendung, Praktikabilität und Validität von SIMBO
Der
Übersicht über Anwendung, Praktikabilität und Validität des VOLP
Der
Übersicht über Anwendung, Praktikabilität und Validität des WAI
Mit dem
Übersicht über Anwendung, Praktikabilität und Validität des WLQ
Der Work
Übersicht über Anwendung, Praktikabilität und Validität des WPAI
Abbildung 10 zeigt eine vergleichende Übersicht der wichtigsten Dimensionen und Eigenschaften der acht Assessments.
Vergleich der zentralen Dimensionen und Eigenschaften der acht Assessments Bemerkungen: gemessene Konstrukte (Präsentismus, Absentismus, Produktivitätsverlust bezahlte Arbeit, Produktivitätsverlust unbezahlte Arbeit, Bedarf berufsbezogene Reha): dichotom (Ja/Nein); Zeitaufwand: dreistufig (5–10 Min., 11–20 Min., > 20 Min.);Verfügbarkeit:dichotom (frei, geschützt); Kosten: dichotom (gering: < 200,- €/hoch> 200,- €); Validierung: 4-stufig (≤ 5 Studien/6–10 Studien/11–15 Studien/≥ 15 Studien)
Die Ergebnisse der Literaturreview zeigen, dass standardisierte, valide und praktikable deutschsprachige Assessments zur Erhebung der Arbeitsfähigkeit von Menschen mit chronischen Erkrankungen existieren. Unsere Literaturreview weist jedoch Limitationen auf. Zum einen ist dies die Beschränkung der Literaturrecherche auf in Englisch und Deutsch publizierte Studien, zum andern wurden aufgrund der zur Verfügung stehenden Ressourcen nur veröffentlichte Studien einbezogen. Auf eine Suche nach „grauer Literatur“ wurde verzichtet. Diese Limitation fällt insbesondere bei all jenen Assessments ins Gewicht, bei denen lediglich Validierungsstudien des Entwicklerteams zu finden waren. Dort ist das Risiko besonders hoch, dass es zu einer Verzerrung der Darstellung der psychometrischen Güte der Assessments kommt. Eine weitere Limitation der Arbeit ist zugleich eine ihrer Stärken: Durch das relativ weite Verständnis von Arbeitsfähigkeit resp. des Einbezugs unterschiedlicher Konzepte und Definitionen von Arbeitsfähigkeit und damit zusammenhängender Konstrukte ist die vergleichende Gegenüberstellung der Assessments wie oben angedeutet schwierig. Dafür wird jedoch die gesamte Breite bestehender Assessments zum Thema erfasst. Weitere Stärken der Studie liegen nach Auffassung der Autorenschaft darin, dass sie auf einer sehr umfangreichen Literaturrecherche beruht und alle aufgefundenen Studien in den Reviewprozess eingeschlossen wurden. Des Weiteren wurde sehr systematisch vorgegangen und der gesamte Prozess sorgfältig dokumentiert, um die Nachvollziehbarkeit und Kontrollierbarkeit der Studie für weitere Forschende zu garantieren. Die größte Stärke der Studie liegt darin, dass sie die bestehende wissenschaftliche Literatur kurz zusammenfasst. Dabei ergänzt sie vorbestehende deutschsprachige Vergleichsarbeiten, wie beispielsweise die Studie von Amler (2016), um weitere Assessments wie beispielsweise SIMBO, SIBAR, iPCQ und RA-WIS. Anschlussfähig ist vorliegende Literaturreview des Weiteren an einen aktuellen Vergleich einer Auswahl von Assessments für die Einschätzung der beruflichen Leistungsfähigkeit zur Anwendung in der Ergotherapie von Zamath (Zamath, 2017a, 2017b). Die dort präsentierte Auswahl an Assessments überschneidet sich jedoch aufgrund der etwas anderen zugrunde liegenden Kriterien nur in einem Assessment mit jenen in vorliegender Review. Aus Perspektive der gesundheitsbezogenen Sozialen Arbeit ist die Review anschlussfähig an den aktuellen Diskurs um Wirkungsforschung und Evaluation in komplexen Interventionen (vgl. dazu z. B. Hüttemann, Sèler, Süsstrunk, & Sommerfeld, 2017; Süsstrunk, Sèler, & Hüttemann, 2016), weil Arbeitsfähigkeit verstanden als Teilhabe am Arbeitsleben einen wesentlichen Outcome gesundheitsbezogener Sozialer Arbeit darstellt.
Nachfolgend werden zentrale Ergebnisse der Review im Detail diskutiert. Die beschriebenen Assessments unterscheiden sich hinsichtlich mehrerer Dimensionen. Sie decken erstens unterschiedliche, für die interprofessionelle Diagnostik und Intervention relevante Konstrukte, Aspekte oder Auswirkungen von Arbeits(un)fähigkeit ab (vgl. Tabelle 2), zweitens wurden sie für unterschiedliche Zwecke entwickelt (Screening, Prognostik, Unterscheidung von Subgruppen, Evaluation) (Durand & Hong, 2013) und damit zusammenhängend drittens für unterschiedliche Erfassungszeitpunkte (drohende oder bereits eingetretene Arbeitsunfähigkeit). Eines der im Gesundheitswesen verbreitetsten und bestevaluierten Instrumente – der WAI – wurde beispielsweise nicht explizit für kranke Menschen entwickelt, sondern als (betriebliches) Präventionsinstrument für Beschäftigte resp. deren Arbeitgebende (Ilmarinen & Tempel, 2002). Viertens unterschieden sie sich auch hinsichtlich ihrer Spezifität. Einige sind als generische Instrumente entwickelt und validiert worden, andere für spezifische Krankheitsbilder resp. Diagnosen. Diese Unterschiede machen einen Vergleich herausfordernd. Tabelle 2 zeigt einen Überblick über die arbeitsfähigkeitsbezogenen Konstrukte der Assessments.
Übersicht verschiedener arbeitsfähigkeitsbezogener Konstrukte der AssessmentsKonstrukt Englisch Konstrukt Deutsch Definition Instrumente Arbeitsfähigkeit oder „Arbeitsbewältigungsfähigkeit“/ (Risiko von) Arbeitsunfähigkeit Arbeitsfähigkeit als Resultat des Ztszmmenspzls dtr vier Einflussfaktoren Gesundheit: (Leistungsfähigkeit), Kompetenz (Bildung, Keznffiisse, GescffickNcMsft), Werte (Einstellungen, Motivation)und Arbeit (Umgebung, Gemeinschaft, Bglastungen, Anforderungen, Management) (Ilmarineo & Thmpel, 2002)
Arbeitsunfähigkeit umfasst durch traumatische oder nicht-traumatische Gesoedghitsprobltme hervorgerufenen ArbeitsagtGull unh dtäeentismuc.Siewire in der Regel definiert als Ftsisttlleng, Ktsnksthrcidzag, verminderte Produktivität mdcrAreeit misfunkdonelen Einschränkungen (Schultzoral. 2007 in Durand & Hong, 2013) WAI RA-WIS iPCQ(1) VOLP(2) WPAI(3) Präsentismus Reduktion der Arbeitsproduktivität durch Leistungseinschränkung aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen (Bouwmanset al., 2015) iPCQ RA-WIS VOLP WPQ WPAI krankheitsbedingte Abwesenheit/ Absentismus Produktivitätseinbußen bei bezahlter Arbeit durch krankheitsbedingte Abwesenheit (Bouwmans et al., 2015) iPCQ VOLP WPAI kraniheitsbedinrfte „Ar beitsinstabilität“/Arbeits(platz) unsicherheit „ RA-WIS gesundheitsbedingter Produktivitätsverlust Produktivitätsverluste aufgrund von Abwesenheit oder Ineffizienz bei bezahlter oder unbezahlter Arbeit aufgrund von Gesundheitsproblemen (Präsentismus und Absentismus) (Bouwmans et al., 2015) iPCQ WLQ VOLP WCAI krankheitsbedingte Einschränkung der Arbeitsperformanz Einfluss chronischer Krankheiten und deren Therapien auf die Arbeitsleistung (Lerner et al., 2001) WLQ berufliche Teilhabe/Partizipation Einbezogensein in den LebensZsieitA Avdeit(WHO, 2005) → ICF SIMBO Gesamtbedarffürberufsbezogene Behandlungsangebote frühzeitige berufliche Orientierungindermedizinischen Rehabilitation aufgrundvon Frühberentungsrisiko, beruflicher Belastung undsubjektivenberufsbezogenen Behandlungsbedarfs (Streibelt, M.,2009) SIBAR SIMBO
Für viele Assessments zur Arbeitsfähigkeit gilt, dass entweder nur wenige (unabhängige) Validierungsstudien vorliegen oder nur einzelne Aspekte der psychometrischen Güte der Assessments erforscht sind (iPCQ, RA-WIS, SIBAR, SIMBO, VOLP). Vor allem zur Praktikabilität der verschiedenen Assessments liegen nur sehr wenige Studien vor. Bei der Mehrzahl der Assessments sind zentrale Dimensionen der Praktikabilität wie Akzeptanz oder Nutzerfreundlichkeit nur unzureichend oder gar nicht evaluiert (Ausnahmen sind hier teilweise iPCQ, RA-WIS und WLQ), jedoch erscheint der notwendige zeitliche Aufwand der Durchführung der Assessments aus Einschätzung der Autoren relativ gering, was die Praktikabilität grundsätzlich stärkt. Zu den Konsequenzen der Bewertung (
Außerdem ist die die Genauigkeit der Schätzungen bei Assessments, welche die Kosten von Produktivitätsausfällen berechnen, als problematisch einzustufen. So weisen Zhang et al.in einer Vergleichsstudie von vier Assessments (u. a. WLQ und WPAI) nach, dass die Resultate teilweise sehr stark abweichen (W. Zhang, Gignac, Beaton, Tang, & Anis, 2010). Dies ist im Hinblick auf Wirksamkeitsstudien komplexer interprofessioneller Programme problematisch.
Des Weiteren hat sich im Rahmen der Literaturrecherche gezeigt, dass in (teilweise vergleichbaren) Programmen des Gesundheitswesens aufgrund der Heterogenität des Feldes (Diversität von Diagnosen, Zielgruppen, angestrebten Outcomes, institutionellen oder politischen Satzungen etc.) sehr unterschiedliche Assessments genutzt werden, um Arbeits(un)fähigkeit und damit zusammenhängende Produktivitätskosteneinbußen zu erfassen oder zu berechnen. Diese Tatsache erschwert den Aufbau einer programmübergreifenden oder gar internationalen Datengrundlage als Basis für interprofessionelle Wirkungsforschung in komplexen Programmen des Gesundheitswesens.
Es kommt hinzu, dass die Begrifflichkeit im Thema „Arbeitsfähigkeit“ unterschiedlich verwendet wird und teilweise auch ungeklärt bleibt (Sturesson, Edlund, Fjellman-Wiklund, Falkdal, & Bernspång, 2013). So verwendet die Autorenschaft des RA-WIS beispielsweise die Begriffe „
Grundsätzlich stehen für die interprofessionelle Praxis und Forschung jedoch valide und praktikable Assessments zur Erfassung der Arbeitsfähigkeit und damit zusammenhängender Konstrukte zur Verfügung. Im spezifischen Kontext muss jedoch genau geprüft werden, welches Assessment sich für die jeweiligen Ziele, Ansprüche, Klientengruppen und die zur Verfügung stehenden Ressourcen (z. B. Zeit- und Geldressourcen) eignet. Wenn das Ziel des Einsatzes eines Assessments ein erstes Screening des Risikos von Arbeitsunfähigkeit oder des Bedarfs an entsprechenden Rehabilitationsmaßnahmen ist, eignen sich Screening-Instrumente wie SIBAR, SIMBO und allenfalls WAI; stehen hingegen arbeitsfähigkeitsspezifische Outcome- Messungen im Hinblick auf Wirkungsnachweise im Zentrum, müssen eher Assessments der Produktivität wie iPCQ, VOLP oder allenfalls WPAI verwendet werden, wohingegen sich für die Prävention eines Arbeitsplatzverlustes bei Beschäftigten Assessments wie WLQ oder RA-WIS eignen. Eher komplexe Assessments wie z. B. der iPCQ werden mit Vorteil computerunterstützt ausgewertet, andere Assessments wie beispielsweise der RA-WIS lassen sich sehr einfach händisch auswerten.
Wichtig erscheint primär, dass in Forschung und Praxis vermehrt validierte Assessments angewendet werden, zumal deren Anwendung in der Praxis gesetzlich vorgeschrieben ist oder es bald sein wird (Schweizerische Eidgenossenschaft, 2016). Weiter wäre es wünschenswert, wenn Forschung und Praxis hinsichtlich Assessments zum Thema Arbeitsfähigkeit die Zusammenarbeit interinstitutionell und international intensivieren und einen Diskurs für eine Optimierung, allenfalls Vereinheitlichung und umfassendere Validierung von Assessments, anstoßen würden.
diese Instrumente messen Arbeitsfähigkeit umfassend (mind. Präsentismus und Absentismus), ohne sich jedoch konzeptuell auf Ilmarinen et al. abzustützen.
diese Instrumente messen Arbeitsfähigkeit umfassend (mind. Präsentismus und Absentismus), ohne sich jedoch konzeptuell auf Ilmarinen et al. abzustützen.
diese Instrumente messen Arbeitsfähigkeit umfassend (mind. Präsentismus und Absentismus), ohne sich jedoch konzeptuell auf Ilmarinen et al. abzustützen.