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<p>In heutigen Beschleunigungsgesellschaften werden Körper und Geist des Menschen auf eine ausserordentliche Weise beansprucht, die nicht selten zu physischen und psychischen Krankheitsverläufen führt. Medizin, Psychologie, Soziologie und Philosophie haben sich vermehrt in den letzten zwei Dekaden dieses Problems angenommen, Ursachenforschung betrieben, Diagnosen erstellt und Auswege aufgezeigt. Aufschlussreich und nicht ohne bedenkenswerte Anregung ist nun aber auch die Tatsache, dass schon Thomas von Aquin ein Phänomen aufdeckt und analysiert, das er mit der Tradition die ‘evagatio mentis’ nennt. Diese Fragmentierung des Geistes verortet der Aquinate in besonderer Weise in der menschlichen Geisteshaltung der Trägheit. Aktualisierenden Erkennungswert erreicht Thomas’ Untersuchung vor allem dann, wenn jene Zerfallsbewegung sich in mehrfacher Hinsicht des Erkennens, der Kommunikation und der inneren und äusseren Unruhe artikuliert. In neuerer Zeit haben aus philosophischer Sicht erst wieder phänomenologischexistentialistische Zugänge diesem Phänomen ihre Aufmerksamkeit geschenkt, so dass dieser Diskurs heutigentags auf vielen Feldern seine aktuelle Bedeutung und Brisanz aufzeigt.</p>
</abstract>

In heutigen Beschleunigungsgesellschaften werden Körper und Geist des Menschen auf eine ausserordentliche Weise beansprucht, die nicht selten zu physischen und psychischen Krankheitsverläufen führt. Medizin, Psychologie, Soziologie und Philosophie haben sich vermehrt in den letzten zwei Dekaden dieses Problems angenommen, Ursachenforschung betrieben, Diagnosen erstellt und Auswege aufgezeigt. Aufschlussreich und nicht ohne bedenkenswerte Anregung ist nun aber auch die Tatsache, dass schon Thomas von Aquin ein Phänomen aufdeckt und analysiert, das er mit der Tradition die ‘evagatio mentis’ nennt. Diese Fragmentierung des Geistes verortet der Aquinate in besonderer Weise in der menschlichen Geisteshaltung der Trägheit. Aktualisierenden Erkennungswert erreicht Thomas’ Untersuchung vor allem dann, wenn jene Zerfallsbewegung sich in mehrfacher Hinsicht des Erkennens, der Kommunikation und der inneren und äusseren Unruhe artikuliert. In neuerer Zeit haben aus philosophischer Sicht erst wieder phänomenologischexistentialistische Zugänge diesem Phänomen ihre Aufmerksamkeit geschenkt, so dass dieser Diskurs heutigentags auf vielen Feldern seine aktuelle Bedeutung und Brisanz aufzeigt.

Die Einheit und Fragmentierung des menschlichen Geistes. Thomas von Aquin über die <italic>evagatio mentis</italic>

European Journal for the Study of Thomas Aquinas

This work is licensed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivatives 3.0 License.

Die Einheit und Fragmentierung des menschlichen Geistes. Thomas von Aquin über die 

In heutigen Beschleunigungsgesellschaften werden Körper und Geist des Menschen auf eine ausserordentliche Weise beansprucht, die nicht selten zu physischen und...

Die Einheit und Fragmentierung des menschlichen Geistes. Thomas von Aquin über die evagatio mentis

Publié en ligne: 20 oct. 2022

Pages: 20 - 44

Reçu: 21 août 2021

Accepté: 20 sept. 2021

DOI: https://doi.org/10.2478/ejsta-2022-0002

Mots clés
acedia, curiositas, verbositas, spirituale bonum, Beschleunigungsgesellschaft

© 2022 Detlef Rohling, published by Sciendo

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Die Einheit und Fragmentierung des menschlichen Geistes. Thomas von Aquin über die evagatio mentis

Publié en ligne: 20 oct. 2022

Pages: 20 - 44

Reçu: 21 août 2021

Accepté: 20 sept. 2021

DOI: https://doi.org/10.2478/ejsta-2022-0002

Mots clésacedia, curiositas, verbositas, spirituale bonum, Beschleunigungsgesellschaft

© 2022 Detlef Rohling, published by Sciendo

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Mots clés
acedia, curiositas, verbositas, spirituale bonum, Beschleunigungsgesellschaft