An den Grenzen der Vernunft: Beamte und ›Barbaren‹ in den Peripherien Lateinamerikas, 18.–19. Jahrhundert
Publié en ligne: 31 déc. 2018
Pages: 30 - 47
DOI: https://doi.org/10.2478/ADHI-2018-0032
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© 2019 Lasse Hölck, Published by Sciendo
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Die lange Zeit verbreitete Ansicht, es habe sich bei der europäischen Expansion um ein rein rationales, intellektuelles Unternehmen gehandelt, gilt heute, trotz der überwiegend materiellen Motivation dieser Überseefahrten, als weitestgehend verworfen.(1)
Die Siedlergesellschaften in Übersee wurden genau wie in Europa zu einem erheblichen Teil von öffentlichen, gefühlsbeladenen Zuschreibungen wie Scham und Ehre gesteuert.(2) Alle (west-)europäischen Bevölkerungen, die nach Übersee expandierten, brachten dabei je eigene kulturelle Besonderheiten und emotionale Werte mit sich. Jede Region besaß kulturspezifische Erfahrungs- und Ausdrucksformen für Emotionen, die als »Gefühlsregime« die politische und soziale Ordnung – und mithin die koloniale Verwaltung – beeinflussten.(3) Soziale Hierarchien wurden auch in den Kolonien von unterschiedlichen kulturellen Mustern, Wissenssystemen und religiösen Differenzen getragen. Selbst geteilte »Sicherheiten«, wie die christliche Lehre, waren emotional wie rational in eigene überkommene Erzählstrukturen eingebettet.(4) Die Zeugnisse des Adels sowie der oberen und unteren Beamten verwendeten eine »emotional getränkte Sprache«, wie es Jan Plamper ausdrückt, und geben daher einen Einblick in die inneren Verfassungen ihrer Autoren, auch wenn sie sich vordergründig mit sachlichen Themen befassen.(5)
Diese Beobachtungen treffen auch auf Lateinamerika zu, wie im Folgenden herausgearbeitet werden soll. Die offizielle Korrespondenz (kolonialer) Beamter in Lateinamerika mit übergeordneten Stellen und dem Mutterland bildet dabei zusammen mit zeitgenössischen Druckschriften wie Regierungshandbüchern, Wörterbüchern und den Monografien von Ordensgeistlichen die empirische Grundlage dieses Beitrages. Der Fokus liegt auf der Einbeziehung indigener Bevölkerungen an den Randregionen in die staatliche Verwaltung. Die Fallstudien stammen überwiegend aus dem mexikanischen Nordwesten sowie aus dem südamerikanischen Cono Sur.
Das Vorhaben der Kolonialbeamten, die in Amerika angetroffenen ›Barbaren‹ zu regieren, schien von Anfang an vor besondere Schwierigkeiten gestellt zu sein, wie der Jesuit Josef de Acosta in seiner einflussreichen »Historia Natural y Moral de las Indias« (Lib. VI, Cap. XI) von 1590 darlegte, denn »es ist die Form der Regierung, in der die Barbaren am deutlichsten ihre
Barbarei zeigen.« Dem Ordensgeistlichen nach würde eine Regierung »menschlicher und weniger überheblich werden, sobald die Menschen zu mehr Vernunft (
Vernunft beziehungsweise Rationalität als Voraussetzung gesellschaftlicher Grundordnung wurde im Vergleich mit den indigenen Gruppen Amerikas seit Beginn der Eroberung und bis ins 19. Jahrhundert angeführt. Die Beamten in den Peripherien Lateinamerikas bedienten sich in ihren Briefen dabei auffällig häufig bei dem Begriff des Misstrauens (
Gegenüber den indigenen Bevölkerungen fühlten sich die europastämmigen Siedler allgemein überlegen, weil sie der Ansicht waren, dass sie selbst ihr Handeln von Vernunft und Verstand (
Diese im »Diccionario de Autoridades« nur angedeutete »Mischung« der Freude über die höhere Verständigkeit der angetroffenen Indianer ist also eine ebenfalls emotionale: Zu der Freude kommt unmittelbar die Befürchtung, der lokalen Bevölkerung militärisch möglicherweise nicht überlegen zu sein.
Wie sich im Laufe der Eroberungen und Erkundungen des Kontinentes allerdings herausstellen sollte, waren gerade die kleinen und mobilen Gruppen in den dünn besiedelten Peripherien viel schwerer zu unterwerfen als die großen hierarchisierten Gesellschaften.(15) Bis ans Ende des 19. Jahrhunderts verblieben riesige, von einer Vielzahl meist egalitär organisierter Gesellschaften bewohnte Räume in Nord- und Südamerika außerhalb staatlicher Verwaltung. Die Beziehungen zu den Bewohnern dieser Gebiete hatten indigenen Gepflogenheiten zu folgen, die mit den (spanisch-) europäischen Vorstellungen kombiniert wurden, um einen gemeinsamen Nenner der Kommunikation, einen »middle ground« zu finden.(16) Im südlichen Chile hatte sich etwa seit dem 17. Jahrhundert ein
In den Peripherien Amerikas wiesen jedoch nur wenige Gruppen einen solchen Grad der Hierarchisierung auf. Noch 1804 stellten Kolonialbeamte wie der in Peru geborene Miguel Lastarria fest, dass nicht alle ›Wilden‹ gleich waren, sondern neben verschiedenen Sprachen und Kulturen auch diverse »Entwicklungsgrade der Vernunft« aufwiesen. Als Privatsekretär des Marques de Avilés hatte er während dessen Amtszeiten als Gouverneur von Chile und Vizekönig von Rio de la Plata zahlreiche Erfahrungen im politischen Umgang mit indigenen Bevölkerungen, darunter den Mapuche, gemacht. Im Vizekönigreich Rio de la Plata teilte Lastarria nun die dort ansässigen indigenen Bevölkerungen auf vierzehn Stufen in Richtung einer »erwachsenen Zivilisation« (
Wie die Ausführungen von Lastarria zeigen, legte er seinen fünfzehn Graden der Vernunft die ihm vertrauten Merkmale sozialer Organisation zugrunde. Je unvertrauter ihm die indigene Lebensweise war, desto geringer wertete er auch ihre Rationalität. Die von Luhmann postulierte Bedeutung von Vertrautheit als Voraussetzung für Vertrauen(22) zeigt sich
Der Gebrauch einer affektiven Sprache und der performative Ausdruck von Gefühlen galt im politischen Leben zu Beginn der Frühen Neuzeit nicht unbedingt als Zeichen unkontrollierter Passionen, sondern kam, wie Boquet und Nagy in ihrer Studie über das »sensible Mittelalter« zeigen, »begründet und berechnend« zum Einsatz.(24) Emotion und Rationalität schlossen einander nicht aus, sondern ergänzten sich zum Ausdruck politischen Willens und politischer Bindungen, etwa über inszenierte Wut oder emotionale Darstellungen von Treue und Herrscherliebe. Erst seit der Aufklärung wurde die Vernunft im europäischen Gedankengut zunehmend als Fessel unkontrollierter Gefühle verstanden und ihr hinsichtlich des politischen Lebens ein Vorrang eingeräumt. Mangel an Gefühlskontrolle durch Vernunft führte aus europäischer Sicht zu falschen Entscheidungen.(25) Diese Ansicht wurde auch auf Geschlechterverhältnisse übertragen und Frauen zumeist eine geringere Rationalität und größere Emotionalität unterstellt.(26) In der von der Vermischung indigener, europäischer sowie afrikanischer Kulturen und Phänotypen geprägten lateinamerikanischen Welt nahmen entsprechend ›weiße‹ Männer den gesellschaftlich höchsten Rang ein, während indigenen und afroamerikanischen Frauen die niedrigste Stellung zukam.(27)
Die bedeutende Rolle von Gefühlen wie Liebe und Freundschaft im politischen Gedankengut der Frühen Neuzeit erklärt sich durch den Umstand, dass Politik und Macht nicht bei einem ›Staat‹ verortet waren, wie es erst seit dem 19. Jahrhundert üblich wurde, sondern am königlichen oder fürstlichen Hof. In den spanischen Überseekolonien spiegelten die vizeköniglichen Höfe von Mexiko und Lima diese Verortung wider. Sie folgten damit einer politischen Organisation, die eine Haushaltsverwaltung zur Grundlage hatte und von Patron-Klient-Strukturen getragen wurde. Frühneuzeitliche Politik baute auf der Vasallenliebe zum Herrscher, dessen Gegenliebe sowie der dadurch gestifteten Einigkeit der Bevölkerung auf.
Auch innerhalb der kolonialen Siedlergesellschaft galt die Treue (
Die spanische Kolonialverwaltung beschäftigte sich seit jeher mit der Bedeutung von Gefühlen für eine vernunftgeleitete öffentliche Verwaltung. Anders als in der modernen Sprechweise war dabei nicht von
Die reziproke Liebe zwischen Herrscher und Untertan generierte der Theorie zufolge die notwendige »öffentliche Ruhe« (
Die liberalen Gedanken des ›Zeitalters der Vernunft‹ verbreiteten sich hingegen nur langsam in Spanien und seinen Überseekolonien, wo sie von einem restriktiven Politikverständnis und einem strengen Katholizismus eingehegt wurden.(41) Der politische Diskurs über Gefühle orientierte sich auch im 18. Jahrhundert an der christlichen Affektenlehre eines Thomas von Aquin oder Augustinus von Hippo.(42) Vernunftgeleitetes Handeln, emotionale Mäßigung und Sinn für Moral blieben allerdings in allen Kolonialreichen ein selbst zugeschriebenes Merkmal der Europäer, die sich entsprechend inmitten irrationaler und unmoralischer Bevölkerungen mit einem Hang zu emotionalen Überreaktionen wähnten. Britische, französische und holländische Beamte identifizierten ungebührliche, sexuelle Ausschweifungen nur bei den kolonisierten Völkern selbst und kontrastierten deren scheinbare Lüsternheit mit europäischer Vernunft sowie den »Instinkt der Eingeborenen« mit europäischer Selbstdisziplin.(43)
Die Vorgehensweise der Kolonialherren war seit Beginn der europäischen Expansion darauf angelegt, eine Vertrautheit mit der ›Neuen Welt‹ herzustellen und die Unerfahrenheit mit den Überseegebieten wurde durch eine Einordnung in die eigene Erfahrungswelt, etwa durch vertraut klingende Namen wie
Die meisten Bevölkerungsgruppen des Spanischen Kolonialreiches waren nicht als patrimoniale Herrschaften organisiert, sondern auf Grundlage egalitärer verwandtschaftlicher Beziehungen. ›Indianer‹, wie die Europäer die von ihnen in Amerika angetroffenen Menschen nannten, regelten ihre kollektiven Sachverhalte zumeist persönlich, im direkten Austausch miteinander. Eine unpersönliche Verwaltung öffentlicher Angelegenheiten, wie sie durch einen behördlichen Schriftverkehr möglich wird, kannten sie nicht. Außerhalb der Bevölkerungszentren wie dem Hochtal von Mexiko und dem Andenraum waren dann auch hoheitliche Regierungsweisen gänzlich unbekannt und wurden heftig abgelehnt. Für die Kolonialherren war dieser Mangel an Verwaltungssinn von fehlender Vernunft bedingt und ein Hindernis dabei, ihre auf Herrschaft basierten Vorstellungen von einem gesellschaftlichen Miteinander durchzusetzen. Die Annäherung der indigenen Gruppen an die Spanier war deshalb von einzelnen Personen abhängig, denen sie Vertrauen entgegenbringen konnten. Sobald die Vertrauensperson abgezogen oder versetzt wurde, was sowohl bei Missionaren wie auch bei Militärs alle paar Jahre geschah, endete auch das Vertrauensverhältnis der Indigenen zu den Neuankömmlingen aus Europa.(47) Das hierarchische Regierungssystem der kolonialen Missions- und Militärverwaltung war somit periodisch für eine empfindliche Störung der lokalen Verwaltungsebene verantwortlich. Dieser Umstand wurde von einigen Missionaren selbst beklagt, die sich zudem während ihrer befristeten Dienstzeiten in einer Mission außerstande sahen, die Sprache der indigenen Bevölkerung zu erlernen.(48) Das Vertrauen, das sich einzelne Amtsträger über persönliche Bindungen innerhalb der indigenen Gruppen verschafft hatten, konnte nicht, wie es etwa der Begriff des »Sozialkapitals« impliziert, auf die jeweiligen Nachfolger übertragen werden.(49)
Vertrauensgewinnung wurde von den Missionaren im Umgang mit unabhängigen indigenen Gruppen methodisch angewandt. Als der Jesuitenpater Salvatierra 1709 mit einer Expedition an die Küste des Golfes von Kalifornien (Sonora, Mexiko) gelangte, um ein gestrandetes Schiff wieder seetauglich zu machen, traf er auf die dort lebenden Wildbeutergruppen der »Seris« (Eigenbezeichnung
Innerhalb der Verwaltungsebenen erklärte man sich auch die Konfliktursachen zwischen Indigenen und Spaniern als eine Frage des persönlichen Vertrauens zwischen einzelnen Beamten und den indigenen Gruppen ihres Verwaltungsbereiches. Angesichts eines gewaltsamen Aufstandes der Seris zwischen 1748 und 1750 lieferten sich die in dieser Zeit nacheinander verantwortlichen spanischen Regenten des Bezirks, Inspektor Rodriguez Gallardo und Gouverneur Ortiz Parilla, einen verbalen Schlagabtausch, in dem einer dem anderen vorwarf, durch Fehlentscheidungen das »Vertrauen« (
Da beide Beamten durch willkürliche Verhaftungen und brutale Strafexpeditionen gleichermaßen die Beziehungen zu den unabhängigen Seris zerrüttet hatten, erscheint ihr gegenseitiger Vorwurf des Vertrauensbruches müßig. Allerdings verweist ihre Streitschrift auf das Bewusstsein in höheren Verwaltungsebenen, dass das legitime königliche Mandat zu regieren auf lokaler Ebene in persönliche Vertrauensverhältnisse zu der indigenen Bevölkerung übersetzt werden musste, um ein konfliktarmes interethnisches Verhältnis zu etablieren.
Seitdem zu Beginn des 18. Jahrhunderts die französische Dynastie der Bourbonen die zuvor regierenden Habsburger in Spanien abgelöst hatte, sollten die Kontrolle über die amerikanischen Territorien und der Zugriff auf ihre Ressourcen verbessert und ausgebaut werden. Im spanischen »Zeitalter der Erkenntnis« (
Das politische Programm der Bourbonischen Reformen war darauf angelegt, im Einklang mit den in Europa kursierenden Ideen eines aufgeklärten Absolutismus die Königstreue als Regierungsprinzip in der Kolonialverwaltung nachhaltig zu verankern und die Verwaltung der Kolonien auf die Interessen der Krone zurechtzuschneiden. Wie den Äußerungen des Vizekönigs zu entnehmen ist, war eine Beteiligung der regierten Bevölkerung(en) an der Formulierung von Zielen und Umsetzung dieser Reformen nicht vorgesehen. Stattdessen sollten mit der Verschickung zahlreicher Fragebögen, die von lokalen Beamten zu beantworten waren, diejenigen Informationen eingeholt werden, die für eine Ausarbeitung der Reformen vonnöten schienen.(53) Zu den einflussreichsten Ergebnissen dieser Initiative zählten die
In den weitläufigen Grenzgebieten, wie dem mexikanischen Norden oder dem Cono Sur, die erst im Laufe des 19. Jahrhunderts ganz erschlossen wurden, galten insbesondere diejenigen Bevölkerungsgruppen, die wechselnden Residenzmustern folgten oder sich einer Unterwerfung zur Wehr setzten, als ›irrational‹ und wurden entsprechend
»Bevor sie Christen werden können, müssen wir erst vernunftgeleitete Menschen [
Die Einteilung in »Menschen der Vernunft« und »Menschen der Gewohnheit« wurde zudem an der fehlenden Schriftlichkeit Letzterer festgemacht. Deutlich wird diese Gegenüberstellung in den Worten des Bischofs von Concepción (Chile) 1784 im Zusammenhang mit den Mapuche der Araucania im Süden Chiles. Die Mapuche verfügten über einen
Mit den
Die »Unvernunft« der Indianer hatte schließlich auch eine zeitliche Dimension, da man ihnen jegliche Fähigkeit zur Antizipation absprach und eine entsprechende »Kindlichkeit« oder »Rückständigkeit« anlastete.(61) Im Umkehrschluss leitete sich daraus unmittelbar eine Rechtfertigung des spanischen Herrschaftsanspruchs ab, wie der Franziskanerpater Fray Barbastro 1793 in Bezug auf die indigenen Gruppen von Sonora (Mexiko) zusammenfasste:
Materielle Bedürfnislosigkeit und Indifferenz gegenüber den Errungenschaften der europäischen Zivilisation auf Seiten der Indigenen verkomplizierten den Versuch der Beamten, sie in ihr Regierungssystem zu integrieren ebenso, wie die Unvertrautheit der Beamten mit den sozialen Verhältnisse innerhalb der indigenen Gruppen. Auf der Verwaltungsebene überwog daher der Versuch, egalitäre Gesellschaften und solche mit nur gering ausgeprägten (›flachen‹) Hierarchien dem europäischen Verständnis von sozialer Ordnung anzupassen.(63) Man erwartete etwa, dass künstlich eingeführte soziale Schichtungen den indigenen Anführern die nötige Autorität zukommen lassen würden, um die Anweisungen von staatlichen Akteuren in ihren Gemeinschaften durchzusetzen. Gouverneure, Missionare, Militärs und andere Beamte bemühten sich dazu um eine finanziell-materielle Unterstützung derjenigen indigenen Kontaktleute, die sie als Anführer innerhalb der ethnischen Gruppen etablieren wollten. Deutlich wird dieser Versuch am Beispiel der offiziellen Landverteilung in einer Mission für die Seris 1772. Während zum einen nur die Männer eine Landparzelle zugewiesen bekamen, wurde den ernannten indigenen Amtsträgern, wie etwa dem »Gouverneur« oder dem
Die Fremdartigkeit der nordmexikanischen Region in klimatischer wie sozialer Hinsicht trieb etwa José de Gálvez, aufgeklärter Modernisierer des Kolonialreiches als Generalinspekteur des Königs, in die geistige Umnachtung. In den Plänen des
Nach zwei Wochen Beratungen in der Festung von Pitic (heute Hermosillo) mit den Hauptleuten über die militärischen Maßnahmen gegen die Krieger der Seri und Pima war Gálvez mit den Nerven am Ende. In den frühen Morgenstunden des 14. Oktobers 1769 rief der
Der Mangel an Kenntnis und Verständnis führte nicht zuletzt auch dazu, dass über die unabhängigen Indianer viele Gerüchte im Umlauf waren, die den Einfluss negativer Gefühle und Misstrauen auf politisches und Verwaltungshandeln veranschaulichen. Oberst Elizondo, der von 1769 bis 1771 eine großangelegte Kampagne gegen die Pimas und Seris in Sonora führte, musste feststellen, dass die vor Ort eingeholten Informationen über die indigenen Gruppen unzutreffend waren, was die Durchführung seiner Aufgabe anfangs behindert hatte. »Die Indianer sind nicht solche Idioten, wie man mir sagte«, stellte er nüchtern fest, nachdem ihm die konsultierten Militärs offenbar mehr über ihr eigenes Überlegenheitsgefühl berichtet hatten als über den zu bekämpfenden Gegner.(71) Meist steckt hinter Gerüchten
Gerüchte sind demnach Hinweise auf kollektive Gefühlszustände des Misstrauens und der Angst, die einer als antagonistisch wahrgenommenen (Nachbar-)Gruppe schlechte Absichten oder Taten unterstellen. Als solche leiten sie auch das Handeln von Verwaltungsbeamten in die Irre. Als die Spanier militärische Engpässe bemerkten, da sie es in Sonora gleichzeitig mit mehreren marodierenden Indianergruppen der Apachen, Pima und Seris zu tun hatten, die in der Umgebung kleinere Überfälle durchführten, beschwor Kommandant Bautista de Anza das Horrorszenario einer indigenen Allianz dieser drei Sprachgruppen herauf und erklärte sich heroisch bereit, sein Leben für die Niederschlagung dieses vermeintlich panindianischen Aufstands zu geben. Zudem verwarf er jegliche Politik der Einbeziehung gegenüber den Indianern angesichts ihrer »Untreue, Undankbarkeit, Neigung zum Diebstahl und Wankelmut« als »nutzlos«. Aufgrund dieser Eigenschaften, die seines Erachtens von den Indianern nicht zu trennen waren,
Im Anschluss an seinen schriftlichen Wutausbruch musste Bautista de Anza aber noch am selben Tag feststellen, dass sich sein Urteil als voreilig herausstellte. Die registrierten Überfälle waren nicht mit einer vorherigen Absprache der genannten Gruppen in Verbindung zu bringen, schrieb er seinem Generalkommandanten Teodoro de Croix.(74) Um zu einer politischen Entscheidung zu gelangen und geeignete Anweisungen zu geben, hatten Vorgesetzte wie in diesem Beispiel zunächst einmal die Gefühlslagen ihrer Untergebenen aus den Berichten herauszufiltern, wenn sie nicht daneben liegen wollten. Auch im Zeitalter effizienter Bürokratie und aufgeklärter spanischer Despoten Ende des 18. Jahrhunderts führten die Verwaltungsstrukturen nicht einfach von der Regierung zu den Regierten oder vom Zentrum in die Peripherie. Der Indienrat reagierte ebenso pragmatisch auf den Druck einzelner kolonialer Machthaber. Wenn es um die Beziehungen zu den ›Barbaren‹ ging, bevorzugten lokale Beamte mal den Krieg und mal den Frieden. »Wenn sie schwankten«, so der Historiker David Weber, »schwankte die Krone mit ihnen«.(75)
Gegenüber unbotmäßigen indigenen Gruppen setzten dabei auch die höheren Kolonialbeamten, je nach Persönlichkeit, auf direkten Terror. Entgegen der spanischen Ratgeber erschien das Einflößen von Angst als Regierungsmethode gegenüber diesen Gruppen als probates Mittel und wurde oftmals auch von übergeordneten Verwaltungsebenen wortwörtlich so angeordnet.(76) Felipe de Neve, Nachfolger von de Croix als Generalkommandant der
An dem Gegensatz zwischen »Vernunftmenschen« und »Gewohnheitsmenschen« wurden auch noch lange nach den Unabhängigkeitsbewegungen und Republikgründungen die Unterschiede zwischen der europastämmigen Bevölkerung der Kreolen und ›Indianern‹ festgemacht, die es mithilfe einer vernunftgeleiteten, rationalen Verwaltung zu überwinden galt.(78) Auf Seiten der Kolonialmacht hatte ein strukturell bedingtes Kommunikationsproblem in Bezug auf die unabhängigen indigenen Gruppen bestanden. Die lokalen Akteure waren in ihren Entscheidungen von den Anweisungen der oberen Kolonialverwaltung abhängig, die ihrerseits den aus der entlegenen Provinz überstellten Informationen ihrer Beamten vertrauen musste. Die dabei anfallende Masse an Dokumenten war aber insgesamt kaum zu bewältigen, sodass sich Krone und Indienrat überwiegend auf verkürzte Zusammenfassungen verließen, um eine handlungsorientierte Anweisung zu formulieren. Wie gesehen, kam es dabei oft zu verzerrten Darstellungen, die von den negativen Gefühlen der Akteure vor Ort geprägt waren und die schließlich auf die Entscheidungsträger in der Metropole abfärbten.
Mit dem Übergang zur unabhängigen Republik und damit zur lokalen Selbstverwaltung schien dieses Problem überwunden und der Aufbau eines lokalen Vertrauensverhältnisses möglich. Gerade für transitorische Regierungssysteme gilt jedoch wegen der Einführung neuer (und daher unvertrauter) Regierungsformen eine kritische Vertrauenslage. Das neu eingeführte republikanische System brachte daher auf lokalpolitischer Ebene einen inflationären Gebrauch des Begriffes »Vertrauen« (
Zur Enttäuschung der kreolischen Eliten dehnte sich die legitimierende Kraft der Unabhängigkeitsbewegung nicht auf die indigene Bevölkerung aus, denn die (kolonial-)herrschaftlichen Forderungen nach »Gehorsam« (
Wie diese Stelle deutlich macht, wurde emotionale Gleichgültigkeit von der Verwaltung als ähnlich problematisch wahrgenommen wie eine ›tumultuöse‹ Dorfbevölkerung. Emotionale Indifferenz verweist auch im interethnischen Zusammenhang auf eine Entfremdung(83) und der Umstand, dass indigene Gruppen die Begeisterung der Kreolen für die Lossagung von Spanien nicht teilten, war für ihre beabsichtigte Einbeziehung genauso hinderlich wie ein wütender Aufstand.
Republikanische Beamte gaben regelmäßig an, den verschiedenen Bevölkerungsgruppen des beanspruchten Territoriums »vernünftige« Gründe zu nennen, warum sie nun Staatsbürger einer neu geschaffenen Nation sein sollten. Friedensverhandlungen mit unabhängigen indigenen Gruppen wie den Seris wurden nach wie vor unter der Vorgabe geführt, ihnen »Vertrauen einzuflößen« (
Zeitgleich mit diesen Aussagen des Präfekten formierte sich eine aus Bürgern zusammengesetzte
Gegen Ende des Jahrhunderts hatten die anhaltenden Strafexpeditionen schließlich die Bevölkerung der Seris auf wenige Hundert Individuen dezimiert.
Im republikanischen Chile wurde das Motto »Mit Vernunft oder Gewalt« (
Je nach persönlicher Ausrichtung und Neigung konnten Staatsbeamte auf eine solche Rhetorik zurückgreifen.
In der politischen Praxis führte die Annahme einer ›Unvernunft‹ indigener Verhandlungspartner aber auch zu der Erkenntnis, dass zwischenmenschliche Vertrautheit eine Vorbedingung für eine vertrauensvolle Beziehung zu den indigenen Gruppen darstellte. Die chilenische Regierung sollte daher vorzugsweise »ältere Militärs« in die Araukania entsenden, die
Doch die auch an dieser Stelle ausgedrückte Ungeduld, mit der Vertrauen hergestellt und die Mapuche zur Vernunft im Sinne der staatlichen Regierung gebracht werden sollten, stand einem einvernehmlichen Interessenausgleich im Wege. Der chilenische Süden wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts schließlich mit Gewalt erobert.(90)
»Der abgrundtiefe Sozial- und Kulturkonservatismus der hispano-amerikanischen Oberschicht« fasst Antonio Sáenz-Arance etwas polemisch zusammen,
In Bezug auf die Randgebiete Lateinamerikas konnte, wie gesehen, eine Einbeziehung indigener Gemeinschaften über Vertrauensbildung durchaus erreicht werden. Eine Anerkennung indigener Lebensweisen in Form von Wertschätzung blieb jedoch weitestgehend aus, wie die Zuschreibungen von Vernunft und Unvernunft zeigen, und belastete das Verhältnis zwischen indigenen Gruppen und Mehrheitsbevölkerungen in Lateinamerika bis heute mit gegenseitigem Misstrauen.
Mit dem Diskurs über Rationalität versuchten sich die Beamten in Übersee seit Beginn der Kolonialzeit die Selbstsicherheit zu verschaffen, die es für einen Herrschaftsanspruch gegenüber den indigenen Bevölkerungen bedurfte. Gerade in Hinsicht auf die kleineren, oftmals egalitär organisierten Gruppen außerhalb der Bevölkerungszentren Lateinamerikas wurden die Unterschiede zwischen den Gesellschaftsordnungen an den Zuschreibungen „Vernunft“ und „Unvernunft“ festgemacht. Der Begriff der Vernunft erlebte dabei eine Ausweitung, die letztlich nur wenige Bereiche ausließ. ›Vernünftig‹ war es nicht nur, der Verwaltungsautorität zu gehorchen, sondern auch alles andere auf möglichst europäisch-spanische Weise zu tun, wie etwa die Belehrungen bezüglich Bekleidung und Ernährung zeigen. Im lateinamerikanischen Beamtenvokabular spitzte sich diese Wahrnehmung in den Bezeichnungen »Vernunftmenschen« für diejenigen, die den kulturellen Mustern der Eroberer folgten, und »Menschen ohne Vernunft« oder »Menschen der Gewohnheit« für diejenigen, welche den indigenen kulturellen Mustern folgten, zu. Die im Zeichen der europäischen ›Aufklärung‹ eingeführten Bourbonischen Reformen änderten daran ebenso wenig wie der Systembruch der Republikgründungen nach 1810. Im Zuge der jeweils folgenden Erschließung vormals undurchdrungener Gebiete wurde die Dichotomie Vernunft und Unvernunft auf die dort unabhängig lebenden Bevölkerungen projiziert und damit allein flächenmäßig und demografisch ausgeweitet. Das vermeintliche Fehlen von Vernunft wurde dabei weit über die Kolonialzeit hinaus nicht nur als Rechtfertigung für die Herrschaftsambitionen, sondern auch für einen Einsatz rücksichtsloser Gewalt angeführt. Dass sich die Beamten selbst bei der Einbeziehung indigener Gruppen in die Verwaltung von Gefühlen leiten ließen, angst-inspirierten Gerüchten Glauben schenkten und zuweilen den Verstand verloren, wurde dabei kaum reflektiert.
Mit ihrem Verweis auf Vertrauen und Misstrauen drückten die Beamten hingegen ihre aus Fremdempfinden entstandene Unsicherheit im Umgang mit anderen Kulturen aus, ohne unbedingt eine eigene Überlegenheit zur Sprache zu bringen. Die Vertrauensgewinnung als Verwaltungsmaxime gegenüber indigenen Gruppen in den Randgebieten überbrückte dabei auf theoretischer Ebene die im europäischen Gedankengut vollzogene Trennung zwischen Rationalität und Emotionalität, weil sie auf beide gleichermaßen abhob und über die systematische Herstellung von Vertrautheit und Gegenseitigkeit einen Ausgleich zu schaffen versprach. Die Vertrauensbeziehungen zu den indigenen Gruppen waren jedoch persönlicher Natur und an einzelne Beamte gebunden. Ein generalisiertes oder System-Vertrauen, z. B. gegenüber staatlichen Institutionen, entstand dabei nicht. Brüche in den Verhältnissen auf lokaler Ebene, etwa durch Personalwechsel, wurden von den Indigenen als Vertrauensbrüche wahrgenommen und erhielten darüber eine emotionale Komponente, die die interethnischen Beziehungen als Ganzes infrage stellten.
Letztendlich erscheint die Selbstbestimmung, die indigene Gruppen in den Randgebieten vor einer Vereinnahmung durch staatliche Verwaltung verteidigten und bis heute verteidigen, als das rational wie emotional nachvollziehbare Anliegen, die eigene Gemeinschaft und ihre Werte gegenüber einer technisch-materiell und numerisch überlegenen Nachbargesellschaft zu erhalten. Die dabei notwendigerweise entstehenden Konflikte waren über die Jahrhunderte hinweg nicht dadurch zu lösen, dass man die ›Indianer zur Vernunft‹ brachte. Interethnische Spannungen konnten jedoch durch den Aufbau zwischenmenschlichen Vertrauens abgebaut werden. Es liegt nahe zu vermuten, dass dies auch in der Gegenwart so ist.
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Antonio Sáenz-Arance: »Kritik, Krise und politische Impotenz. Hispanische Aufklärungen in der alten und neuen Welt«, in: Alexander Kraus / Andreas Renner (Hg.): Orte eigener Vernunft. Europäische Aufklärung jenseits der Zentren, Frankfurt am Main 2008, S. 29–45.
Zur Affektenlehre siehe Thomas Dixon: From Passions to Emotions. The Creation of a Secular Psychological Category, Cambridge 2006.
Ann Laura Stoler: Carnal Knowledge and Imperial Power. Race and the Intimate in Colonial Rule, Berkeley, Calif. 2002, S. 6, 157.
Nugent: »Indigenous/European Encounter«, S. 325.
Lasse Hölck: Kampf um Vertrauen. Die Comcáac von Sonora (Mexiko) unter kolonialer und republikanischer Herrschaft, 1650–1850, Stuttgart 2014, S. 255; Augusto V. de Viana: In the far Islands. The Role of Natives from the Philippines in the Conquest, Colonization, and Repopulation of the Mariana Islands, 1668–1903, Manila 2004, S. 2.
Stuart F. Voss: On the Periphery of Nineteenth-Century Mexico. Sonora and Sinaloa, 1810–1877, Tucson 1982, S. 59–60.
José Luis Mirafuentes Galván: »Colonial Expansion and Indian Resistance in Sonora. The Seri Uprisings in 1748 and 1750«, in: William B. Taylor / Franklin Pease (Hg.): Violence, Resistance, and Survival in the Americas. Native Americans and the Legacy of Conquest, Washington 1994, S. 101–123, hier S. 117–118.
Padre Alejandro Rapicani: Briefe an den Padre Provincial Christobal de Escobar und Padre Ignacio de Arzeo, Baserac, 13. 12. und 31. 12. 1744, Archivo Histórico de Hacienda, Mexico, Temporalidades, Leg. 278, Nr. 017.
Zu Vertrauen als Sozialkapital siehe Pierre Bourdieu: »Ökonomisches Kapital, Kulturelles Kapital, Soziales Kapital«, in: Reinhard Kreckel (Hg.): Soziale Ungleichheiten, Göttingen 1983, S. 183–198; Robert Putnam: Making Democracy Work. Civic Traditions in Modern Italy, Princeton 1993.
Luis González Rodríguez: »Juan Maria Salvatierra y los seris, 1709–1710«, in: Estudios de Historia Novohispana 17 (1997), S. 229–262, hier S. 238, 252–253.
Bonilla (1795), in: Archivo General de la Nacion (Mexico) [AGN], Provincias Internas [PI] 176, Exp. 4, fol. 163r.–v.
»de una vez para lo venidero deben saber los subditos del gran monarca que ocupa el trono de España que nacieron para callar y obedecer y no para discurrir ni opinar en los altos asuntos del gobierno«, zitiert in Ignacio del Rio: La Aplicación Regional de las Reformas Borbonicas en Nueva España. Sonora y Sinaloa, 1768–1787 [Die regionale Durchführung der Bourbonischen Reformen], México 1995, S. 10.
Bernd Hausberger: »Reformiert, modernisiert und ruiniert. Lateinamerika«, in: ders. / Jean-Paul Lehners (Hg.): Die Welt im 18. Jahrhundert, Wien 2011, S. 124–152, hier S. 142.
Jorge Juan / Antonio de Ulloa: Noticias secretas de América. [Geheime Nachrichten aus Amerika] Bd. 2, Madrid 1918 [1748], S. 33.
Juan / Ulloa: Noticias, S. 83.
David J. Weber: The Spanish Frontier in North America, New Haven 1992, S. 307.
Zitiert in David J. Weber: Bárbaros. Spaniards and their Savages in the Age of Enlightenment, New Haven 2005, S. 93.
Joséf de Tona [ohne Adressat], Pitic, 1. 1. 1794, AGN IV, Misiones Caja 4463, Exp. 43, fol. 1r.– v.
Zitiert in Rolf G. Foerster: Introducción a la religiosidad mapuche. [Einführung in die Religiosität der Mapuche], Santiago de Chile 1993, S. 32, 39.
Mónika Contreras: »Die Eroberung der Freundschaft. Indios amigos, Fuertes und lokale Regierungsweisen am Río Bueno, 1759–1796«, in: Stefan Rinke / Mónika Contreras / Lasse Hölck (Hg.): Regieren an der Peripherie. Amerika zwischen Kolonien und unabhängigen Republiken, Stuttgart 2011, S. 113–140.
Jarquín Ortega / María Teresa (Hg.): Vida indígena en la colonia. Perspectivas etnohistóricas. [Alltag der Indigenen zur Kolonialzeit. Ethnohistorische Perspektiven], Zinacantepec, Estado de México 2016.
Fray Barbastro an Revilla Gigedo (Jr.), Aconchi, 1. 12. 1793, AGN PI 33, fol. 536.
Juan Carlos Garavaglia: »The Crises and Transformations of Invaded Societies. The La Plata Basin (1535–1650)«, in: Frank Salomon (Hg.): The Cambridge History of the Native Peoples of the Americas, Cambridge 1999, S. 1–58.
»Instrucción que ha de observarse para el establecimiento de los Yndios reducidos de la Nación Seri en las inmediaciones del presidio del Pitic, Real de los Álamos, 29. 8. 1772« (Pedro Corbalán), AGES, FE T. 15, Exp. 15, fols. 011386–011393. Eine Version dieser Instruktion ist transkribiert in Thomas Sheridan: Empire of Sand. The Seri Indians and the Struggle for Spanish Sonora, 1645–1803, Tucson 1999, S. 427–431 sowie in Flavio Molina Molina: Historia de Hermosillo antiguo, Hermosillo 1983, S. 101–106.
Tim Ingold: »From Trust to Domination. An Alternative History of Human-Animal Relations«, in: ders.: The Perception of Environment. Essays on Livelihood, Dwelling and Skill, London 2000, S. 61–76, hier S. 69.
Del Rio: La Aplicación, S. 15; Luis Navarro Garcia: Don José de Gálvez y la Comandancia General de las Provincias Internas del Norte de la Nueva España, Sevilla 1964, S. 157–160.
Del Rio: La Aplicación, S. 64.
Héctor Cuauhtemoc Hernández Silva: La expedición del Visitador José de Gálvez al Septentrión Novohispano (1768–1770) o La locura de la modernidad [Die Expedition des Inspektors José de Gálvez in den Norden Neuspaniens oder Der Wahnsinn der Moderne], Hermosillo 2000, S. 22. Auch der klassische Biograf Gálvez’ in Neuspanien hielt fest, dass »alle Projekte [von Gálvez] als Luftschlösser (castillos en el aire) erscheinen«, Navarro Garcia: Don José de Gálvez, S. 158.
Pineda an José de Gálvez, Pitic, 29. 5. 1769, transkribiert in Domingo Elizondo: Noticia de la expedición militar contra los rebeldes Seris y Pimas del Cerro Prieto, Sonora, 1767–1771 [Bericht von der militärischen Expedition gegen die Rebellen der Seris und Pimas im Cerro Prieto], hg. von José Luis Mirafuentes Galván y Pilar Máynez, México 1999, App. 2, S. 99.
Hernández Silva: La Locura de la modernidad, S. 31–35.
Elizondo: Noticia, S. 26.
Dan. E. Miller: »Rumor. An Examination of Some Stereotypes«, in: Symbolic Interaction 28 (2005), S. 505–519, hier S. 508.
Bautista de Anza an Comandante General Teodoro de Croix, San Miguel de Horcasitas, 7. 7. 1777, AGI Guadalajara 515, 2a carta, N° 32, fol. 2v.–3r.
Bautista de Anza an Teodoro de Croix, San Miguel de Horcasitas, 7. 7. 1777, AGI Guad. 515, N° 31, fol. 1r.
Weber: Bárbaros, S. 154.
Bucareli y Ursúa an Crespo, México 7.9.1773, AGN PI 81, fol. 527r; Bucareli y Ursúa an Julian Arriaga, México, 26. 9. 1773, AGI Guad. 513, fols. 1366–1373.
Weber: Bárbaros, S. 144–145.
Miguel Alberto Bartolomé: Gente de costumbre y gente de razón. Las identidades étnicas en México [Menschen der Gewohnheit und Menschen der Vernunft. Die ethnischen Identitäten Mexikos], México D. F. 32006.
Laura Marie Shelton: For Tranquility and Order. Family and Community on Mexico’s Northern Frontier, 1800–1850, Tucson 2010, S. 97f.
Siehe dazu Luhmann: Vertrauen, S. 74–75.
Peter F. Guardino: »›El carácter tumultuoso de esta gente.‹ Los tumultos y la legitimidad en los pueblos oaxaqueños, 1768–1853« [„Der tumultuöse Charakter dieser Leute”. Tumulte und Legitimität in den Dörfern von Oaxaca], in: Brian Connaughton (Hg.): Poder y Legitimidad en México en el Siglo XIX. Instituciones y cultura política [Macht und Legitimität im Mexiko des 19. Jahrhunderts. Institutionen und politische Kultur], México 2003, S. 181–205.
Ignacio Zuñiga: Rapida ojeada al Estado de Sonora [Rascher Blick auf den Staat von Sonora], Hermosillo 1985 [1835], S. 114.
Lutz: Unnatural Emotions, S. 58–59.
José Elias an den Gouverneur, Hermosillo, 30. 10. 1848, Archivo Historico General del Estado de Sonora [AHGES], Ramo Prefecturas [RP], T. 190, Noviembre, Nr. 1, fol. 1v.
José Elias an den Gouverneur, Hermosillo, 1. 12. 1848, AHGES, RP, T. 190, Diciembre, Nr. 3, fol. 1r.–1v.
Pablo Rubio an den Gouverneur, Hermosillo, 17. 10. 1848, AHGES, RP, T.190, Octubre, Nr. 10, fol. 5v–6r.
Paulina Peralta: »Ni por la razón, ni por la fuerza. El fallido intento del Estado Nacional por incorporar a los pueblos Mapuche y Pehuenche (1810–1835)« [Weder mit Vernunft noch mit Gewalt. Der gescheiterte Versuch des Nationalstaates, die Völker der Mapuche und Pehuenche zu integrieren], in: Revista de Historia Social y de las mentalidades 13/1 (2009), S. 55–85.
o. A.: »Los bárbaros de Arauco«, in: El Mercurio, 1. 11. 1860, zitiert in Jorge Pinto: »Ein Land ohne Indigene. Chile 1830–1930«, in: Rinke / Contreras / Hölck: Regieren an der Peripherie, S. 141–180, hier S. 157.
o. A.: »Crónica nacional. Parlamento con los indios«, in: El Ferrocarril, 13. 11. 1861, S. 2.
Leonardo León: La Araucanía: La violencia mestiza y el mito de la »Pacificación«, 1880–1900 [Araukanien. Mestizische Gewalt und der Mythos der „Befriedung”], Santiago, Chile 2005.
Sáenz-Arance: »Kritik, Krise und politische Impotenz«, S. 46.