Die gesellschaftliche und politische Diskussion über die Entwicklung der Pflanzenproduktion auf Acker und Grünland zeigt regelmäßig Kontroversen auf, die aus der Vielzahl an unterschiedlichen Ansprüchen an die Leistungen des Pflanzenbaus resultieren. Für den rationalen gesellschaftlichen Diskurs zur Lösung der vielfältigen Zielkonflikte sind wissenschaftliche Fakten über die Beziehungen zwischen den Zielen unabdingbar. Aus diesem Grund bringt sich die Gesellschaft für Pflanzenbauwissenschaften mit einer Zusammenstellung wissenschaftlicher Grundlagen in diesen Strategiediskurs ein.
Pflanzenproduktion dient der Ernährung von Mensch und Tier und liefert die stoffliche Grundlage für die Herstel-lung unterschiedlicher Güter sowie für die Erzeugung von Bioenergie. Sie ist eine Ökosystemleistung neben verschiedenen anderen und zugleich eine wirtschaftliche Aktivität im globalen Wettbewerb, die nur dann nachhaltig möglich ist, wenn sie die Einkommen der beteiligten Menschen lang-fristig sichert und gute Arbeitsbedingungen gewährleistet. Pflanzenbau findet in schwer steuerbaren Systemen unter variablen Bedingungen statt. Es besteht eine Reihe von Ziel-konflikten insbesondere zwischen der Pflanzenproduktion und anderen Ökosystemleistungen. Deren Lösung erfordert die Quantifizierung der Beziehungen zwischen den konkur-rierenden Größen und muss die Akteure in der gesamten Wertschöpfungskette einschließen.
Pflanzenbau zielt auf die Etablierung und Förderung bestimmter, als nützlich im Sinne des Produktionsziels angesehener Organismen, und auf die Zurückdrängung anderer, als schädlich betrachteter Organismen ab und hat damit erheblichen Einfluss auf die
Aufgrund der Vielzahl an parallel wirkenden Faktoren und der sehr hohen Kosten ist die experimentelle Ermittlung des Flächenanteils kaum möglich, der erforderlich wäre, um den Artenverlust aufzuhalten bzw. um überlebensfähige Populationen wiederherzustellen. Expertenschätzungen gehen jedoch davon aus, dass bundesweit
Die Landwirtschaft ist sowohl Verursacherin als auch Betroffene des
Der Klimawandel stellt die
Die
Chemisch-synthetische
Der
Der Einsatz von Totalherbiziden wie Glyphosat vor der Saat erlaubt es, die Bodenbearbeitungsintensität und damit das Erosionsrisiko, die Verdichtungsgefährdung sowie den Energieverbrauch zu reduzieren. Die erreichbare Bodenschonung steht dabei im Zielkonflikt mit dem Herbizdeintrag. Mulch- und Direktsaatverfahren sind sehr effiziente Maßnahmen des Erosionsschutzes und der damit einhergehenden Pflanzenschutzmittel- und Phosphorabträge. Zudem verringern sie den Energie- und Arbeitsbedarf der Bewirtschaftung, sie sind jedoch oft mit etwas niedrigeren und stärker variierenden Erträgen verbunden. Das System des Konservierenden Ackerbaus stellt eine Weiterentwicklung konservierender Bodenbearbeitungssysteme dar und beinhaltet neben konservierender Bodenbearbeitung oder Direktsaat eine vielfältige Fruchtfolge sowie kontinuierliche Bodenbedeckung durch möglichst umfassenden Anbau von Zwischenfrüchten.
Die meisten der oben erwähnten Maßnahmen zur Verbesserung der Nachhaltigkeit der Pflanzenproduktion in Deutschland befinden sich im Zielkonflikt mit der Ertragshöhe. Verminderte Produktivität, beispielweise durch stärkere Reglementierung von Düngung und chemischem Pflanzenschutz oder durch Erhöhung des Anteils ökologischen Anbaus, könnte nur durch ein verändertes Ernährungsverhalten der Bevölkerung hin zu einer mehr pflanzenbasierten Ernährung ausgeglichen werden oder eine Ausweitung der
Die gesellschaftlich geforderte Transformation erfordert zusätzlich zur Produktion die Einbeziehung aller Ökosystemleistungen in das Zielsystem der Pflanzenproduktion. Dieser
Die erforderliche Diversifizierung pflanzenbaulicher Systeme erfordert eine differenzierte,
Die Auswirkungen der Anbaustruktur in ihrer räumlichen (Anbaudiversität) und zeitlichen (Fruchtfolge) Dimension erfordern die Weiterentwicklung experimenteller Forschungsmethoden des Pflanzenbaus auf
Mit prozessbasierten
Grundlegend für die weitere Entwicklung nachhaltiger und produktiver Pflanzenbausysteme ist die freie Zugänglichkeit zu Daten aus Wissenschaft, Forschung und Verwaltung. Erforderlich ist dafür eine
Moderne pflanzenbauliche Forschung entwickelt sich in der
Die gesellschaftliche und politische Diskussion über die Entwicklung der Pflanzenproduktion auf Acker und Grünland zeigt regelmäßig Kontroversen auf, die letztlich aus der Vielzahl unterschiedlicher Ansprüche an die Leistungen von Agrarökosystemen und der Komplexität pflanzenbaulicher Systeme resultieren. Daher ist nicht verwunderlich, dass in letzter Zeit von verschiedenen Seiten Vorstellungen für die Entwicklung der Pflanzenproduktion formuliert wurden. So entstand auf EU-Ebene die „Farm to Fork“-Strategie der EU-Kommission im Rahmen des „Green Deals“, die für den Pflanzenbau beispielsweise eine 50-prozentige Reduktion von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln sowie eine 20-prozentige Reduktion des Düngemitteleinsatzes fordert (European Commission, 2020). Auf nationaler Ebene hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft 2021 die „Ackerbaustrategie 2035“ vorgestellt. Darin wird ein Paket aus Zielen und Maßnahmen für eine Weiterentwicklung des Acker- und Pflanzenbaus hin zu mehr Nachhaltigkeit formuliert (BMEL, 2020a). Auch die von der Bundesregierung eingerichtete „Zukunftskommission Landwirtschaft“ mit Vertreter*innen von Landwirtschaft, Umwelt, Gesellschaft und Wissenschaft hat 2021 ihren Abschlussbericht mit einer Vision für die Landwirtschaft und einer Vielzahl von Empfehlungen für die Politik vorgelegt (ZKL, 2021).
Die gemeinsamen Zielvorstellungen dieser - wie auch vieler weiterer - Aktivitäten umfassen einen nachhaltigeren, klimapositiven, umweltschonenden, vielfältigeren, ressourceneffizienteren und stärker biodiversitätsfördernden Acker- und Pflanzenbau. Gleichzeitig wird die Erhaltung einer ausreichenden Produktion hochwertiger Nahrungsmittel und anderer landwirtschaftlicher Erzeugnisse vorausgesetzt. Dadurch treten zunehmend Zielkonflikte zutage.
Für den rationalen gesellschaftlichen Diskurs zur Lösung der vielfältigen Zielkonflikte sind wissenschaftliche Fakten über die Beziehungen zwischen den Zielen unabdingbar. Aus diesem Grund bringt sich die Gesellschaft für Pflanzenbauwissenschaften mit einer Zusammenstellung wissenschaftlicher Grundlagen in diesen Strategiediskurs ein.
Die Gesellschaft für Pflanzenbauwissenschaften ist eine Vereinigung von mehr als 500 Wissenschaftler*innen, die sich mit der Erforschung und Weiterentwicklung pflanzenbaulicher Produktionssysteme im gesamten Spektrum von grundlagenorientierter bis zur Anwendungsforschung beschäftigen. Das Verständnis der Wirkungszusammenhänge, aber auch die Identifizierung von Wissenslücken sind Voraussetzung für faktenbasierte Entscheidungen in der Agrar- und Forschungspolitik. Daher sieht sich die Gesellschaft für Pflanzenbauwissenschaften als wissenschaftliche Fachgesellschaft mit ihrer Kernkompetenz im Acker- und Pflanzenbau sowie der Grünlandwirtschaft in besonderer Weise gefordert, sich in den Diskurs über die Entwicklung einer Strategie für nachhaltige Pflanzenproduktionssysteme in Deutschland einzubringen.
In diesem Papier soll die Vielfalt der Kompetenzen und Betrachtungsweisen innerhalb der Gesellschaft für Pflanzenbauwissenschaften genutzt werden, um die wissenschaftliche Faktenlage zu den Zielkonflikten in der deutschen Pflanzenproduktion und zu Ansätzen für Lösungsmöglichkeiten möglichst umfassend darzustellen. Ziel dieses Papiers ist nicht, Empfehlungen für die politische Entscheidungsfindung abzugeben, sondern die öffentliche Diskussion durch Bereitstellung von Sachinformationen zu unterstützen. Die Auflösung der erwähnten Zielkonflikte muss die Akteure und ihre Ziele aus allen betroffenen Bereichen einschließen.
Zentrales Ziel des Pflanzenbaus ist die
Pflanzenbau findet in einer globalisierten Welt im
Ökologisch betrachtet ist die Pflanzenproduktion eine Ökosystemleistung neben verschiedenen anderen, wie z. B. der Bereitstellung von Trinkwasser oder der Erhaltung biologischer Diversität und eines ästhetischen Landschaftsbildes (Power, 2010). Produktiver Pflanzenbau hängt einerseits von anderen Ökosystemleistungen ab, etwa der Bestäubung durch Insekten, steht andererseits aber in Konkurrenz zu diesen, etwa der Artenvielfalt durch Ackerbeikräuter. Diese
Die Lösung der Zielkonflikte im Sinne gesellschaftlich akzeptierter Optima erfordert Maßnahmen auf unterschiedlichen
Ebenso erfordert die Lösung der Zielkonflikte die
Im Folgenden werden zu den wichtigsten Themenbereichen die aktuellen Kontroversen und Zielkonflikte skizziert und Handlungsoptionen kritisch beleuchtet.
Die biologische Vielfalt umfasst drei Ebenen: die Vielfalt der Ökosysteme, die Artenvielfalt und die genetische Vielfalt innerhalb der Arten. Es wird zumeist davon ausgegangen, dass mit zunehmender Biodiversität die
Der drastische Rückgang der
In Abhängigkeit der Bewirtschaftungsintensität zählt
Die für „künstliche Grünlandbestände“ (artificial grassland) dokumentierte positive Beziehung zwischen Artenvielfalt und Produktivität (Weisser et al., 2017) kann für Dauergrünlandbestände nicht bestätigt werden (Oomes, 1992; Schneider et al., 2011; Rose und Leuschner, 2012). Die
Durch Grünlandumbruchsverbote und die Ökologisierungsanforderungen der GAP 2013 konnte die Dauergrünlandfläche mittlerweile stabilisiert werden (Statistisches Bundesamt, 2019b) – das eigentliche Ziel, der Schutz der Biodiversität in Agrarlandschaften über den Erhalt von artenreichem Grünland, wurde jedoch nicht erreicht. Vielmehr ist eine Abnahme der Biodiversität von Grünlandflächen festzustellen (Hötker et al., 2014; Hünig und Benzler, 2017; Seibold et al., 2019).
Die Erhaltung und Förderung der Biodiversität in Agrarökosystemen erfordert Maßnahmen auf Landschafts-, Betriebs- und Feldebene. Die Förderung der Biodiversität kann durch
Auf
In allen Anbausystemen kann die Biodiversität durch die Förderung der
Maßnahmen auf
Als Landnutzungssysteme mit vergleichsweise hoher Biodiversität und Selbstregulation kommt den
Für Bestäuberinsekten ist es von zentraler Bedeutung, dass das
Die Landwirtschaft ist sowohl Verursacherin als auch Betroffene von Klimaänderungen: So werden einerseits im Pflanzenbau v. a. im Zusammenhang mit der N-Düngung klimarelevante Spurengase freigesetzt, die aber nur in einem gewissen Maße aktiv gesteuert werden können. Andererseits haben die anthropogenen Klimaänderungen Einfluss auf die Pflanzenproduktion und erfordern die Entwicklung klimaresilienter Anbausysteme.
Die Landwirtschaft gilt als einer der eher „kleinen“ Verursacher von
Zahlreiche Untersuchungen zeigen mit steigenden N-Inputs einen zunächst linearen Anstieg der bodenbürtigen
Besonders kritisch wird häufig der Beitrag der Wiederkäuer zur
Bisher fehlen wissenschaftlich begründete und realisierbare
Der Klimawandel stellt den Ackerbau vor große Herausforderungen, da bereits eingetretene sowie prognostizierte Klimaänderungen wie höhere Temperaturen, veränderte Niederschlagsverteilung (mit vermehrten Trockenstressereignissen in den Frühjahrs- und Sommermonaten und vermehrter Staunässe in den Herbst- und Wintermonaten), häufigere Extremwetterlagen sowie höhere CO2-Konzentrationen der Luft deutlichen Einfluss auf die Ertragsbildung haben (van der Kooi et al., 2016; Lüttger und Feike, 2018; Bönecke et al., 2020). Dies betrifft das
In der Wissenschaft besteht ein Konsens darüber, dass eine Verminderung der Emissionen klimarelevanter Gase im Pflanzenbau nur durch einen
In der öffentlichen Diskussion wird häufig in der
Durch sein Potential, über längere Zeiträume Kohlenstoff im Boden zu akkumulieren, stellt
Herstellung und Anwendung von pyrolysierten
Eine wirksame Maßnahme zur Verminderung klimarelevanter Gase ist der Schutz von Moorböden. In Deutschland wäre die
Konservierende
Ein wesentlicher Pfad zur Reduktion der Treibhausgasemissionen führt über die Minderung der N-Inputs und die Erhöhung der N-Effizienz bzw. die
Eine Reduktion der Stickstoffdüngung unter den Wert, der eine Ausschöpfung des standort- und jahresspezifischen Ertragspotentials ermöglicht, birgt jedoch die Gefahr, dass indirekte Landnutzungsänderungen induziert werden können. Bei Berücksichtigung dieser Effekte kann die
Optimierungspotential zur Steigerung der
Ökologische wie konventionelle
Im Kontext des Klimawandels steht der Pflanzenbau vor großen Herausforderungen. Es gilt, die pflanzenbaulichen Maßnahmen wie Arten- und Sortenwahl, Bodenbearbeitung, Aussaat, Düngung und Pflanzenschutz so an die stärker wechselnden Bedingungen anzupassen, dass die Resilienz der Anbausysteme zunimmt. Eine der zentralen Maßnahmen ist hierbei die Erweiterung des
Die Erhöhung der
Die bedarfsgerechte Nährstoffzufuhr ist eine der wichtigsten Voraussetzungen, um einerseits das Ertragspotential der Kulturpflanzen auf einem Standort auszuschöpfen, hohe Produktqualitäten zu erzielen, die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten und andererseits umwelt- und klimarelevante Emissionen zu vermeiden. Durch Clusterbildung (z. B. Herausbildung von Ackerbauregionen einerseits und Regionen mit hoher
Der Saldo der
Ein Vergleich der Ergebnisse von Stickstoffsteigerungsversuchen mit der nach der derzeitigen Gesetzgebung zulässigen N-Düngung zeigt, dass die Gesetzgebung in Deutschland der Landwirtschaft ein insgesamt hohes
Sowohl der konventionelle als auch der ökologische Landbau stehen vor Herausforderungen im Nährstoffmanagement, in beiden
Die Steigerung der Nährstoffeffizienz wird als eine entscheidende Strategie angesehen, um schädliche Emissionen in die Umwelt wirksam zu vermindern und zugleich die Ertragssicherheit zu gewährleisten (Tilman et al., 2002; Hirel et al., 2007; Omara et al., 2019). Im Ackerbau bestehen zahlreiche Ansätze zur Optimierung der Düngung. Dazu gehört vor allem eine konsequente Ausrichtung der
Die
Darüber hinaus können verschiedene
die Optimierung der Agrarstrukturen und Stoffkreisläufe durch Rückkehr zur flächengebundenen Nutztierhaltung (wie bereits im ökologischen Landbau praktiziert), Vermeidung von regionalen Überschüssen an Wirtschaftsdüngemitteln ggf. durch überbetrieblichen und regionalen Nährstofftransfer, Fruchtfolgeo - ptimierung und -diversifizierung mit Verbesserung des N-Transfers innerhalb der Fruchtfolge durch Zwischenfrüchte und Fruchtfolgegestaltung sowie mehr Leguminosen.
die Optimierung des Düngungs- und Intensitätsniveaus durch Annahme realistischer Erträge bei der Düngebedarfsermittlung z. B. anhand der Ackerzahlen, bessere Berücksichtigung der Nährstoffnachlieferung der Böden bei der Düngung, Nutzung digitaler Systeme der Düngebedarfsermittlung (sensor- und satellitengebundene, teilflächenspezifische Düngesysteme), insbesondere auf heterogenen Böden, Verwendung von Dünger-Applikationstechnik, die kleinräumiger Heterogenität Rechnung trägt, Verbesserung und wissenschaftliche Begründung von Düngealgorithmen,).
Optimierung der Produktionsverfahren, Einsatz von Mineraldüngern mit Nitrifikations- und Ureaseinhibitoren, sog. „enhanced efficiency fertilizer (EEF)“.
Nutzung digitaler Nährstoffmanagement- und Entscheidungsunterstützungssysteme zur Analyse, Bewertung und Optimierung betrieblicher Nährstoffflüsse.
Chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel (csPSM) leisten einen wichtigen Beitrag zur Ertrags- und Qualitätssicherung. Dennoch muss konstatiert werden, dass ihre
Der
Der Nutzung von Pflanzenschutzreduktionspotentialen stehen eine aufwändigere Bewirtschaftung und das erhöhte
Weitere Zielkonflikte ergeben sich unter anderem zwischen der Reduzierung der Anwendungen von Herbiziden und dem
Zur Weiterentwicklung von zeitgemäßen Pflanzenschutzstrategien ist eine gesellschaftliche Auseinandersetzung über das anzustrebende Intensitätsniveau im Zielkonflikt zwischen Pflanzenschutzintensität und Ertragshöhe im Kontext der N-Düngungsintensität unerlässlich. Einerseits kann eine Erhöhung der N-Düngung zu einem höheren Pflanzenschutzbedarf führen (Olesen et al., 2003; Hossard et al., 2016), andererseits können bei Reduzierung der Anwendung von csPSM die Ertragsrisiken ansteigen.
Ergebnisse aus langjährigen Exaktversuchen weisen auf ein recht hohes
Sämtliche Studien weisen darauf hin, dass die ermittelten Werte das theoretisch mögliche Reduktionspotential darstellen. So basieren die Ergebnisse aus Brandenburg (Saltzmann und Kehlenbeck, 2018; Schwarz et al., 2018) auf einer sechsfeldrigen „
Um die notwendige Reduzierung der Anwendung von csPSM ohne starke Produktionsrückgänge zu realisieren, sind
Ein weiterer pflanzenbaulicher Baustein für einen effektiven IPS ist die Optimierung der
Die Landwirte sollten zudem noch stärker auf den Anbau resistenter
Treten Schadorganismen trotz vorbeugender Maßnahmen dennoch auf, gilt es zuerst abzuwägen, ob eine Behandlung notwendig und betriebswirtschaftlich sinnvoll ist. Im positiven Fall wäre dann der optimale
Der Boden als Standortelement für den Pflanzenbau ist nicht nur Wasser- und Nährstoffspeicher für die Kulturpflanzen, sondern auch Lebensraum für Tiere, Wildpflanzen und Mikroorganismen. Gefährdungen der Bodenfunktionen entstehen durch Schadstoffeinträge, Schadverdichtungen und Erosion.
Grundlegende Maßnahmen des Pflanzenbaus wie Bodenbearbeitung, mechanische Unkrautbekämpfung, Düngung und Bewässerung sind auf die Erhaltung und Verbesserung der Standortfunktion für die Kulturpflanzen ausgerichtet. Den für die Produktivität der Kulturpflanzenbestände erwünschten Wirkungen pflanzenbaulicher Maßnahmen stehen oft unerwünschte Wirkungen im Hinblick auf andere Ökosystemfunktionen wie die Habitatfunktion für Bodenlebewesen und Wildpflanzen gegenüber. Auch kann intensive Bodenbearbeitung den Humusabbau fördern und das
Infolge intensivierter Bodenbearbeitung sowie der zunehmenden Masse von Erntemaschinen könnten anthropogen bedingte
Der Einsatz von
Bodenbearbeitung hat in der Landwirtschaft eine pflanzenbauliche, bodenökologische und ökonomische Bedeutung. Neben den klassischen Pflugverfahren gibt es verschiedene Formen der konservierenden Bodenbearbeitung bis hin zu Direktsaatverfahren. Studien zeigen, dass
Das System des Konservierenden Ackerbaus (Conservation Agriculture) stellt eine Weiterentwicklung konservierender Bodenbearbeitungssysteme dar (Hobbs et al., 2008; Kassam et al., 2009) und beinhaltet neben konservierender Bodenbearbeitung oder Direktsaat eine
Nachwachsende Rohstoffe (NaWaRo) werden in Deutschland auf ca. 2,5 Mio. Hektar angebaut, dies entspricht 14% der landwirtschaftlichen Nutzfläche (FNR, 2022). Wichtige Kulturen in diesem Segment sind Silomais zur Biogasproduktion, Winterraps zur Biodieselerzeugung sowie Getreide zur Bioethanolgewinnung. Der Anbau von nachwachsenden Rohstoffen hat Anfang des Millenniums durch die veränderten Rahmenbedingungen (z. B. Novellierung des EEG) eine starke Ausdehnung erfahren (Bosch und Peyke, 2011). Die politische Erwartung war, die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu verringern und zugleich neue
Eine ausgewogene Bioökonomiestrategie muss die
Ein Ziel der Förderung von Bioenergie in Deutschland und international ist die CO2-Vermeidung gegenüber fossilen Energieträgern (Tilman et al., 2009). Die mittlere
Bis heute spiegelt die Agrarforschung weitgehend eine an Mengenertrag und Verkaufswert orientierte Betrachtung wider, obwohl nahezu die Hälfte der Betriebseinkommen in der Landwirtschaft aus öffentlichen Zuwendungen kommt (BMEL, 2020b). In der Gesellschaft werden Forderungen laut, diese Zuwendungen künftig an
Forschungsbedarf besteht im Pflanzenbau in Bezug auf die Definition und
Forschungsbedarf hinsichtlich der Bewertung der Nachhaltigkeit von Pflanzenproduktionssystemen ergibt sich auch aus der bislang mangelnden
Um ihre Akzeptanz zu fördern, arbeiten alle genannten Organisationen an einer
Fernerkundung mit
Forschungsbedarf besteht im Wesentlichen in der Interpretation der
Die
Die
Trotz häufig noch unzureichender Datenqualität könnten auch
Die Auswirkungen der
Züchterischer Fortschritt ist eine wichtige Komponente pflanzenbaulicher Innovation. Durch die Sequenzierung der Genome der meisten wichtigen Nutzpflanzen und Innovationen im Bereich der pflanzlichen Molekularbiologie sind in diesem Bereich auch in der Zukunft bedeutende Fortschritte zu erwarten. Die Pflanzenbauwissenschaft sollte daher einerseits Zuchtziele für Nutzpflanzen in modernen und nachhaltigen Anbausystemen definieren und andererseits züchterische Innovationen im Kontext des pflanzenbaulichen Systems bewerten. Dies gilt auch für neue Züchtungstechniken wie etwa
Pflanzenbau ist eine wissenschaftliche Disziplin, die sich auch aus der praktischen Anwendung definiert und dabei viele Nachbardisziplinen aus Naturwissenschaften, Sozioökonomie und Technik integriert. Dies beinhaltet, dass Pflanzenbauforschung in engem Austausch mit der landwirtschaftlichen Praxis vorangetrieben wird. Dies umfasst gegenseitiges Anregen und die Überprüfung von Hypothesen in der praktischen Anwendung. Eine moderne pflanzenbauliche Forschung schließt auch die Interaktion mit Politik und Gesellschaft ein. Der Diskurs braucht dabei Plattformen, beispielsweise in Form von Feldtagen, Messen und öffentlichen Gesprächsrunden, aber auch die landwirtschaftliche Beratung. Kernelemente dieses Austausches sind Feldversuche (Demonstrationsversuche), Forschungs- und Demonstrationsbetriebe (Leitbetriebe) sowie Landschaftsexperimente und Living Labs. Insbesondere in den letztgenannten werden Landwirte wie auch andere Interessengruppen aktiv in die Forschung eingebunden und tragen in einem gemeinsamen Entwicklungsansatz (co-creation) dazu bei, dass die pflanzenbauliche Forschung (wie auch andere Forschungszweige) für Anwendungen auf allen Ebenen relevant bleibt. Andere partizipatorische Ansätze sowie die sogenannte Begleitforschung helfen, zusätzliche Interaktio - nen zwischen den genannten Akteursgruppen zu initiieren, wo große Landschaftslabore sich nicht umsetzen lassen. Der Living-Lab-Ansatz steckt dabei jedoch noch in den Kinderschuhen und bedarf noch der fundierten Umsetzung und damit verbundener Forschung.
Grundlegend für die weitere Entwicklung nachhaltiger und produktiver Pflanzenbausysteme ist die
Die Umsetzung der FAIR-Prinzipien bedarf struktureller Unterstützung wie der Bildung von allgemein zugänglichen
Im Abschnitt „Weiterentwicklung von Entscheidungsunterstützungssystemen“ wurde bereits auf Forschungsbedarf zur verbesserten Nutzung und
Auf der Ebene der Wissenschaft ist die Verfügbarmachung von Daten über Daten- und Berichtsveröffentlichungen bereits Usus, kann jedoch weiter ausgebaut werden. Insbesondere die Berücksichtigung und Wertschätzung von Datenveröffentlichungen in Bewertungssystemen von Wissenschaft und Forschung (Evaluierungen, individuelle Performanz-Indikatoren) kann weiter gesteigert werden. Dies senkt die Hemmschwelle bei der Verfügbarmachung von Forschungsdaten und fördert die Zugänglichkeit zu hochwertigen und qualitätsgesicherten Daten. Erstverwertungsrechte und Embargofristen können durch pre-print Veröffentlichungen sichergestellt werden. Im Zuge der Etablierung von internationalen Forschungsnetzwerken hat sich der Vorteil der öffentlichen Verfügbarmachung von Daten für die Forschungsgemeinde als vorteilhaft erwiesen, da dadurch weitere Quellen von Kreativität und Wissen angezapft und nutzbar gemacht werden. Die sich entwickelnde Kultur des Teilens zum Wohle aller sollte weiter gefördert werden.
Landwirtschaft und Gesellschaft stellen eine Vielzahl von Ansprüchen an die Leistungen der flächenmäßig begrenzten Agrarökosysteme: Die Ziele einer hohen Produktionsleistung, des Arten-und Ressourcenschutzes, des Tierwohls, der Sicherung angemessener Einkommen und Produktpreise sowie hoher Ernährungssicherheit stehen zumindest teilweise im Widerspruch zueinander. Die Gewichtung der Ziele fällt in Abhängigkeit von Einstellung und Interessenlage unterschiedlich aus.
Da es keine einfachen Lösungen gibt, wird in unserer Gesellschaft eine andere Kultur der Auseinandersetzung und insgesamt mehr Demut, aber auch eine verbesserte Kultur des Umgangs mit wissenschaftlichen Fakten benötigt. Die Landwirtschaft muss insgesamt akzeptieren, dass die Produktionsfunktion nur einen, wenn auch zentralen, Teil der Ökosystemleistungen darstellt, die Agrarökosysteme für die nachhaltige Entwicklung der Menschheit erbringen müssen. Daneben müssen die Belange des Natur- und Umweltschutzes stärker als bisher Beachtung finden. Ebenso muss auch die Naturschutzseite akzeptieren, dass Landwirtschaft in einem sehr schwierigen Geflecht von Zielkonflikten stattfindet. Daher ist es gut, wenn verschiedene landwirtschaftliche Systemansätze miteinander um das beste Konzept konkurrieren, denn dies zeigt nicht nur Handlungsalternativen auf, sondern fördert auch den wissenschaftlichen und technischen Fortschritt. Ein Ökolandbau, der sich stärker für die Nutzung des wissenschaftlich-technischen Fortschrittes öffnet und verbindlichere Formen der integrierten Pflanzenproduktion konvergieren hinsichtlich der Reduzierung der Zielkonflikte zwischen Produktivität und Ressourcenschutz (Haller et al., 2020). Ein Erfahrungsaustausch zwischen konventioneller und ökologischer Praxis wird zunehmend als für beide Seiten nützlich angesehen und es kann erwartet werden, dass sich die Dichotomie zwischen beiden Anbauformen weiter zugunsten standortoptimierter Produktionsverfahren verringert.
Es wird immer deutlicher, dass es keine vernünftige Alternative zu einer wissenschaftsbasierten, systembezogenen Transformation der Landwirtschaft gibt. Wissenschaft benötigt neben der Entwicklung guter Hypothesen und Theorien auch immer deren experimentelle Überprüfung. Ein abgestimmtes Zusammenwirken von Konzeptentwicklung, Implementierung und Analyse ist besonders in Zeiten starken gesellschaftlichen und globalen Wandels unerlässlich. Der transformative Prozess hin zu nachhaltigen Agrarsystemen erfordert das enge Wechselspiel zwischen landwirtschaftlicher Praxis, gesellschaftlichem Diskurs und einer inter- und transdisziplinär organisierten Wissenschaft. Dies erfordert auch neue, effizientere Strukturen in der Wissenschaft, im Innovations- und im Datenmanagement sowie in der Kommunikation zwischen Wissenschaft, Praxis, Politik und Gesellschaft.
Wir danken Sonoko Bellingrath-Kimura, Rüdiger Grass und Martina Hofmann für ihre konstruktiven Kommentare und Anregungen zu dieser Arbeit.