Stadt und Wissensökonomie sind zwei eng verwobene Phänomene. Zahlreiche Theorien und Ansätze belegen das Innovationspotenzial der Metropolregionen und greifen dabei auf vielfältige Argumente wie die soziale und ökonomische Diversität (Jacobs 1969), die Standortpräferenzen der kreativen Klasse (Florida 2002), die hohe Dichte von lokalen Wissensnetzwerken (Lüthi/Thierstein/Bentlage 2010) oder die kreativen Milieus (Fromhold-Eisebith 1999) zurück. Die Möglichkeit des persönlichen Austauschs spielt dabei eine ganz besondere Rolle (Storper/Venables 2004), sowohl in produktionsnahen
Einerseits sind die Mechanismen unklar, wie die Wissensproduktion in lokalen Netzwerken erfolgt (Storper/Venables 2004). Damit verbunden ist die Frage, wie das kodifizierte von nichtkodifiziertem Wissen abgegrenzt werden kann. Andererseits zeigen empirische Studien, dass nicht nur in der akademischen Praxis, sondern auch in der angewandten beziehungsweise unternehmerischen Wissensproduktion eher internationale Kooperationen als lokale Wissensnetzwerke eine zentrale Erfolgsvoraussetzung darstellen (Koo 2005; Bathelt 2008; Huber 2012). Führt diese, durch neue Kommunikationsmedien und virtuelle Formen räumlicher Nähe beschleunigte Entwicklung dazu, dass der Zusammenhang Stadt – Nähe/Dichte – Innovationsfähigkeit sukzessive erodiert und durch andere nichträumliche Formen von Nähe (Boschma 2005) substituiert wird?
Zu dieser Frage, zur Bedeutung räumlicher Nähe für die Wissensproduktion in urbanen Ökonomien, soll hier ein Beitrag geleistet werden. Dazu wird der Forschungs- und Entwicklungssektor Wiens mit räumlich-statistischen sowie mit qualitativen Methoden analysiert. Wien ist in diesem Kontext als Fallbeispiel insofern von Interesse, weil es einerseits durch einen öffentlichen Forschungs- und Entwicklungssektor mit großen Forschungseinrichtungen geprägt ist, andererseits hat der private Forschungs- und Entwicklungssektor in den vergangenen Jahren vor allem im Bereich der kleinen Unternehmen beziehungsweise Startups ein starkes Wachstum verzeichnet. Damit rückt erstens die (räumliche) Verzahnung von öffentlichen und privaten Institutionen und zweitens die Frage nach der Bedeutung räumlicher Nähe für kleine Forschungs- und Entwicklungseinheiten in den Mittelpunkt.
Am Forschungsstandort Wien werden 1.363 forschungsorientierte Unternehmen und Institutionen auf der Basis der F&E-Erhebung der Statistik Austria und der Wirtschaftsagentur Wien hinsichtlich des Ausmaßes der räumlichen Konzentration, ihrer Veränderung sowie den Tendenzen zur Clusterung analysiert. Anhand dieser Grundlage werden mittels Experteninterviews die Bedeutung der räumlichen Nähe sowie das Verhältnis zu globalen Wissens- und Kooperationsnetzwerken untersucht. In der empirischen Analyse wird sowohl zwischen unterschiedlichen Forschungsbereichen als auch nach öffentlichen und privaten Akteuren differenziert. Welche Rolle spielt räumliche Nähe für die Forschungsaktivität, welches Verhältnis lässt sich dabei zwischen dem öffentlichen und privaten Sektor feststellen?
Die Produktion, Verbreitung und Adaption von Wissen und Kreativität sind zentrale Kennzeichen der modernen Wissensökonomie, die in steigendem Maß den urbanen Zentren zugeordnet sind. Um die Städte in diesem Sinne als ,wissensbasierte Wachstumsmotoren‘ zu fördern, vollzog die europäische Stadtpolitik einen
Wie kann der Zusammenhang zwischen urbaner Ökonomie und Wissensorientierung erklärt werden? In der Literatur lassen sich dazu unterschiedliche Erklärungsstränge ausmachen (vgl. Kujath 2005). Erstens sind Städte durch eine ausgeprägte ökonomische und soziale Diversität gekennzeichnet, die als zentrale Voraussetzung für ihr kreatives Potenzial angeführt wird (vgl. Jacobs 1969; Florida 2002; als Übersicht vgl. Storper/Venables 2004). Die hohe Dichte von horizontal und vertikal angrenzenden Branchen erleichtert die Entstehung von lokalen Wissensnetzwerken (Lüthi/Thierstein/Bentlage 2010) sowie kreativen Milieus (Fromhold-Eisebith 1999). Für Unternehmen entstehen dadurch formelle wie informelle Kontaktnetzwerke, die weniger Faktenwissen, als vielmehr Erfahrungen oder Kontextwissen verfügbar machen. Da dieses Wissen auf Face-to-face-Kontakten basiert und hochgradig distanzsensibel ist, bilden sich in den betreffenden Städten Standortvorteile für dort niedergelassene Unternehmen.
Der zweite Erklärungsstrang greift weniger die Interaktionen und Lernprozesse innerhalb des urbanen Kontextes auf, sondern die Potenziale und Ressourcen, die die Städte zu Knoten in globalen Wissensnetzwerken machen. Hier ist der
Auch wenn die beiden Erklärungsstränge unterschiedliche Aspekte hervorheben (Milieus/lokale Netzwerke versus globale Wissensproduktion/Skaleneffekte), stellt der Aspekt der räumlichen Konzentration und damit der räumlichen Nähe ein zentrales Argument für die Verbindung von städtischen Räumen und der Wissensproduktion dar.
Die Schlüsselfrage für urbane Ökonomien ist, welche Bedeutung räumliche Nähe für wissensorientiertes, ökonomisches Handeln hat. Die Argumente zur Erklärung der räumlichen Nähe sind nicht neu, sie gehen auf das Konzept der „Industriedistrikte“ von Alfred Marshall (1890) zurück. Hier sind die durch räumliche Nähe entstehenden Effizienz- und Kostenvorteile für die Industrieproduktion ausschlaggebend, aber auch das Entstehen einer spezifischen, regionalen Unternehmenskultur (vgl. als Übersicht Palme/Musil 2012). Darüber hinaus hat in den 1990er-Jahren die französische GREMI GREMI: Groupe de Recherche Européen sur les Milieux Innovateurs.
Die Bedeutung eines Clusters – oder allgemeiner der räumlichen Nähe horizontal oder vertikal verbundener Unternehmen – ergibt sich neben Agglomerations- und Effizienzvorteilen vor allem aus dem lokalen Wissensaustausch, der wiederum die Quelle von neuem Wissen und Innovationen darstellt (Feldman/Audretsch 1999). Dabei spielt das
Das Konzept der Cluster zielt auf die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit insbesondere in der Sachgüterproduktion (Porter 2000: 27) ab, was auch erklärt, warum die Argumente (Effizienzvorteile, gemeinsamer Arbeitsmarkt, Spezialisierungseffekte) jenen des wesentlich älteren Ansatzes der Industriedistrikte ähneln. Nicht zuletzt mit der zunehmenden Wissens- und Innovationsorientierung wurde auch zunehmend Kritik am Clusteransatz laut. Diese zielt einerseits auf die schwierige Abgrenzung und Erfassung von Clustern, andererseits auf die unklaren Mechanismen, die lokale Wissens- und Innovationsnetzwerke ausmachen (Storper/Venables 2004; Koo 2005; Huber 2012). Die zentrale Annahme der Bedeutung räumlicher Nähe für Innovations- und Wissensproduktion wurde in der jüngeren Forschung auf unterschiedlichen Ebenen relativiert.
Empirische Befunde zeigen, dass für Unternehmen die Einbindung in internationale Wissensnetzwerke relevanter ist als lokale Kooperationen beziehungsweise der lokale Austausch (
Das
Die Bedeutung räumlicher Nähe wird letztlich auch dadurch relativiert, dass unterschiedliche Formen von Nähe existieren (vgl. Boschma 2005; vgl. Tabelle 1), die fehlende räumliche Nähe kompensieren können. Dies gilt insbesondere für kognitive und organisatorische Nähe, die Wissensaustausch und Lernprozesse auch über größere räumliche Distanzen ermöglichen beziehungsweise in Kombination mit temporärer Nähe eine permanente Co-Lokation substituieren. Soziale Nähe drückt sich in Netzwerken aus, die per se a-räumlich sind. ,Vor Ort‘ zu sein bedeutet also nicht, Teil eines lokalen sozialen Netzwerkes zu sein. Umgekehrt erleichtert räumliche Nähe die Schaffung von sozialer Nähe. Räumliche Nähe scheint weniger direkt, als vielmehr indirekt auf andere Näheformen zu wirken: „geographical openness may enhance interactive learning more indirectly, most likely by realizing some distance with respect to the other dimension, such as cognitive distance“ (Boschma 2005: 71).
Typologie der Formen von nichträumlicher Nähe
erleichtert Kommunikations- und Lernprozesse, kann aber auch zu einem | Erfolgreiche geographische Cluster zeigen ein ausgewogenes Maß an kognitiver Nähe | |
Unternehmenshierarchien oder Netzwerke, die den Informations- und Wissensaustausch erleichtern | schafft Vertrauen über räumliche Distanz | |
Soziale Einbettung von Akteuren erleichtert Wissensaustausch und Lernprozesse | Soziale Nähe wird durch räumliche Nähe gefördert; Agglomerationsfaktoren ermöglichen das richtige Maß sozialer Nähe | |
Formelle (Gesetze, Regeln) und informelle (Habitus, kulturelle Normen) Institutionen schaffen stabile Beziehungen, die den Wissensaustausch fördern | erfolgt über größere räumliche Distanzen, national oder international |
Quelle: Eigene Darstellung, basiert auf Boschma (2005: 71)
Die Bedeutung räumlicher Nähe hängt auch von der Art des Wissens – implizit/kodifiziert oder explizit/nichtkodifiziert (
Die analytische Wissensbasis bringt Innovation durch die Schaffung neuen Wissens hervor und ist durch eine ausgeprägte Kooperation zwischen Universitäten, Forschungseinrichtungen und Forschungs- und Entwicklungsunternehmen gekennzeichnet. Ein
In der synthetischen Wissensbasis dominiert implizites Wissen, da Innovationen eher durch die Adaptierung und Kombination vorhandenen Wissens geschaffen werden. Es steht ein anwendungsorientiertes Know-how im Vordergrund, das durch den Austausch mit Zulieferern oder Kunden entwickelt wird. Demnach spielen in diesen Branchen (etwa Anlagen- oder Maschinenbau) Face-to-face-Kontakte und räumliche Nähe der Akteure eine große Rolle.
Die symbolische Wissensbasis greift ebenfalls auf überwiegend implizites Wissen zurück. Kreatives und personenbezogenes Wissen wird in soziale Netzwerke und Projekte eingebracht und kombiniert. Die Auseinandersetzung mit spezifischen
Die hier vorgestellten Typologien der Nähe sowie der unterschiedlichen Wissensbasen machen deutlich, dass die Branchen hinsichtlich der Bedeutung räumlicher Nähe für die Wissensproduktion sowie ihrer Standortanforderungen im Stadtraum beträchtlich variieren. Daraus ergeben sich für die urbane Ökonomie grundlegende Fragen: Ist für die Produktion von Wissen und Innovation räumliche Nähe überhaupt noch notwendig? Benötigen Akteure noch (zwingend) die Stadt mit ihren Diversitäts- und Spezialisierungsvorteilen, um spezifisches Wissen zu produzieren, wenn diese ohnehin in
Wie verteilen sich öffentliche und private Forschungs- und Entwicklungseinheiten, in welchem Ausmaß sind diese räumlich konzentriert?
Wie wird das Verhältnis zwischen räumlicher Nähe und der Tendenz zur Internationalisierung bewertet?
Lassen sich Unterschiede hinsichtlich der Bedeutung der räumlichen Nähe zwischen verschiedenen Forschungs- und Entwicklungssektoren feststellen?
In dem empirischen Teil des Beitrages werden zuerst die Spezifika des Forschungsstandortes Wien herausgearbeitet, wobei das Verhältnis zwischen öffentlichen und privaten Akteuren im Vordergrund steht (Kapitel 3). Nach der Beschreibung der Methodik und Datengrundlage (Kapitel 4) werden die quantitativ-statistischen Ergebnisse zur Verteilung und Konzentration der Forschungs- und Entwicklungsakteure vorgestellt (Kapitel 5), anschließend die Experteninterviews zur Diskussion der Bedeutung räumlicher Nähe in der spezifischen Forschungspraxis (Kapitel 6). Der Beitrag schließt mit einer Diskussion der Ergebnisse im Fazit (Kapitel 7).
Der Forschungssektor in Wien ist ganz deutlich von der Dominanz der Bundeshauptstadt in der österreichischen Hochschullandschaft geprägt. So sind beispielsweise mehr als die Hälfte (53,9 %) aller Studierenden in Österreich an einer Wiener Universität inskribiert (Musil/Eder 2013: 23). Dies drückt sich auch in der F&E-Statistik aus: Im Vergleich zu den restlichen Bundesländern ist der Hochschulsektor wie auch der öffentliche Sektor in Wien deutlich überrepräsentiert. Der private Sektor macht in Wien 2011 gerade etwas mehr als die Hälfte der Wiener Vollzeitäquivalente (VZÄ) im Forschungs- und Entwicklungsbereich aus (51,7 %), in den restlichen Bundesländern beträgt dieser Anteilswert hingegen 78,6 %. 2011 wurden 34,7 % (2,8 Mrd. €) aller Forschungs- und Entwicklungsausgaben Österreichs in der Hauptstadt getätigt und gut ein Drittel aller F&E-Beschäftigten des Landes (33,9 %; 20.717 VZÄ) entfielen auf Wien (F&E-Erhebung 2011, Statistik Austria).
In den vergangenen Jahren ist es zu einer beständigen Akzentuierung des Gegensatzes zwischen öffentlichen und privaten F&E-Einheiten in Wien gekommen. Dies zeigt sich besonders deutlich bei den Forschungsausgaben. Als F&E-Einheiten werden private und öffentliche Unternehmen bezeichnet, die in der Forschung oder experimentellen Entwicklung tätig sind und von der Statistik Austria im Rahmen der F&E-Erhebung erfasst worden sind; vgl.
Die Entwicklung des Forschungs- und Entwicklungssektors in Wien zeigt bei genauerer Betrachtung interessante Details. Seit 2007 sind in Österreich aufgrund politischer Entscheidungen die Globalbudgets der Universitäten um rund 25 % erhöht worden, umgekehrt sind seit diesem Jahr die Ausgaben der privaten F&E-Einheiten rückläufig (vgl. Musil/Eder 2015: 36). Damit bestätigt sich die Einschätzung von empirischen Studien, die festgestellt haben, dass Unternehmen in Krisenperioden Hier handelte es sich um die durch die sogenannte Immobilienkrise ausgelöste „Finanzkrise“. Schließung des Novartis-Forschungsbüros in Wien:
Abb. 1
Entwicklung der F&E-Ausgaben des öffentlichen und des privaten Sektors sowie des Hochschulsektors in Wien (Index 2002=100)

Größenstruktur und Entwicklung des privaten Forschungssektors in Wien
Unternehmensgröße (Beschäftigte) | 2002 F&E-Einheiten | Ausgaben für F&E | 2011 F&E-Einheiten | Ausgaben für F&E | ||
---|---|---|---|---|---|---|
in Mio. € | in % | in Mio. € | in % | |||
1 bis 9 | 99 | 15,5 | 1,3 | 349 | 58,5 | 3,9 |
10 bis 49 | 114 | 56,6 | 4,9 | 202 | 139,0 | 9,2 |
50 bis 249 | 91 | 152,9 | 13,3 | 133 | 261,1 | 17,3 |
250 bis 999 | 45 | 260,8 | 22,6 | 60 | 281,8 | 18,7 |
1.000 und mehr | 21 | 666,3 | 57,9 | 22 | 769,9 | 51,0 |
Gesamt | 370 | 1.152,3 | 100,0 | 766 | 1.510,2 | 100,0 |
Quelle: F&E-Erhebungen 2002 und 2011, Statistik Austria
Die Einschätzung des Forschungsstandortes Wien fällt ambivalent aus: Aufgrund der starken Konzentration der Hochschullandschaft und der Erhöhung der Globalbudgets gewinnt die öffentlich finanzierte Forschung an Bedeutung. Eine Folge davon ist, dass Wien bei der experimentellen Forschung wie auch bei den Patentanmeldungen in Österreich – relativ gesehen – am hinteren Ende rangiert (Musil/Eder 2015). Der private F&E-Sektor ist hingegen von einem Strukturwandel, weg von wenig großen, hin zu einer Vielzahl an kleinen F&E-Einheiten, geprägt. Dies ist ein Hinweis für die Belebung der innovationsorientierten Startup-Szene in Wien. Damit geht auch die Frage einher, ob und wie diese beiden Dynamiken – ein großer, dominierender Hochschulsektor und eine lebendige Start-up-Szene – räumlich im Sinne eines
Um die Forschungslandschaft in Wien hinsichtlich ihrer Verteilung und räumlichen Konzentration bewerten zu können, wurde ein Datensatz aufgebaut, der adressgenaue Informationen über 1.363 private und öffentliche Forschungseinrichtungen enthält. Aufgrund von Datenschutzauflagen waren für diese Einheiten nur die Zuordnung nach dem F&E-Sektor (öffentlich, privat), nach dem Forschungsbereich, Adressdaten sowie allgemeine Merkmale (Name, Kontakt usw.) verfügbar. Die Grundinformationen stammen im Wesentlichen von der Statistik Austria sowie der Wirtschaftsagentur Wien und wurden durch eigene Recherchen ergänzt, insbesondere wurde die Größe der Forschungseinrichtungen geschätzt Die Größe der F&E-Einheiten wurde mittels Online-Recherche auf den Websites der Unternehmen ermittelt und in drei Größenklassen (1–9 Mitarbeiter, 10–49 Mitarbeiter, 50 Mitarbeiter und mehr) eingeteilt. Österreichische Version der Arbeitsgebiete im Sinne der Österreichischen Systematik der Wissenschaftszweige:
Abb. 2
Räumliches Muster der F&E-Einheiten in Wien

Struktur der F&E-Datenbank
F&E-Bereich | Status | Fälle |
---|---|---|
Life Sciences | Öffentlich | 180 |
Privat | 152 | |
Gesamt | 332 | |
Informations- und | Öffentlich | 26 |
Kommunikationstechnologie | Privat | 154 |
Gesamt | 180 | |
Sachgüterproduktion | Öffentlich | 39 |
Privat | 106 | |
Gesamt | 145 | |
Humanwissenschaften | Öffentlich | 346 |
Privat | 149 | |
Gesamt | 495 | |
Naturwissenschaften | Öffentlich | 113 |
Privat | 98 | |
Gesamt | 211 | |
Gesamt | Öffentlich | 704 |
Privat | 659 | |
Gesamt | 1.363 | |
Quelle: Projektdatenbank/eigene Erhebung (basierend auf F&E-Erhebung 2011, Statistik Austria)
Aufgrund der Datenrestriktionen sind die räumliche Lage und die Sektorzugehörigkeit die wichtigsten Merkmale, die statistisch analysiert werden können. Damit wird das Methodenspektrum eingeschränkt und Verfahren der
Aus diesem Grund wird hier ein alternativer, mehrstufiger Zugang zur Identifikation und Analyse der Cluster gewählt. In einem ersten Schritt erfolgt eine deskriptive Analyse für fünf F&E-Sektoren. Dazu werden Standardabweichungsellipsen (
Abb. 3
Kerndichte und Standardabweichungsellipse für diverse F&E-Bereiche in Wien

Im zweiten Schritt wird – zur eigentlichen Identifikation der Cluster – ein Ansatz von Levine (2013) angewendet, der ursprünglich aus der Kriminalitätsforschung stammt und bislang nicht in der räumlichen Innovationsforschung eingesetzt wurde. Der Vorteil dieses
Im dritten Schritt werden die quantitativ identifizierten Clusterungen mittels Experteninterviews weiter analysiert, um die Gründe für Standortentscheidungen, die Bedeutung von Milieus und die Relevanz lokaler funktionaler Verflechtungen abschätzen zu können. Damit werden in diesem Beitrag quantitative und qualitative Ansätze miteinander verknüpft (Sui/DeLyser 2012). Der Vorteil dieses Zuganges liegt darin, dass die Frage nach der Lage und Existenz von Clustern mittels räumlich-statistischer Verfahren in einem Geographischen Informationssystem (GIS) beantwortet werden kann, die Gründe für eine etwaige Konzentration (die quantitativ nur sehr schwer fassbar sind) mittels qualitativer Interviews erhoben werden (Aitken/Kwan 2010).
Das Ausmaß der räumlichen Konzentration Parameter SDE: basiert auf Standardabweichung = 1 (schließt etwa 68 % der Fälle ein); Parameter KDE: fixe Bandweite, Suchradius 750 m, basiert auf
Konzentration im Bereich der technischen Wissenschaften und der Naturwissenschaften: Dieser Forschungsbereich ist ebenfalls stark von akademischen F&E-Einheiten geprägt, allerdings fallen hier die peripheren Universitätsstandorte stärker ins Gewicht (vgl. Abbildung 3b).
Die geringste räumliche Konzentration weist hingegen der Forschungsbereich Sachgüterproduktion auf (vgl. Abbildung 3c). Zwar gibt es auch hier wieder mit der Technischen Universität (TU) Wien ein universitäres Zentrum, allerdings wird dieser Bereich von Produktionsunternehmen dominiert, die dispers über den Stadtraum verteilt sind. Aus der Perspektive der Clustertheorie mag die de facto nicht existierende Tendenz zur räumlichen Clusterung im Bereich der innovationsorientierten Sachgüterproduktion überraschen, dies ist möglicherweise auf den geringen Spezialisierungsgrad der Wiener Industrie zurückzuführen (vgl. Mayerhofer 2013). Eine ähnlich schwach ausgeprägte Konzentration findet sich im
Am stärksten konzentriert ist der fünfte Forschungsbereich, der Sektor der Informations- und Kommunikationstechnologie, wobei die Technische Universität Wien den zentralen Gravitationskern bildet (vgl. Abbildung 3e). In dessen Umfeld konzentrieren sich zahlreiche forschungsorientierte Unternehmen der Informations- und Kommunikationstechnologie. Mit dem Informatik-Gebäude der Universität Wien existiert noch ein zweiter wichtiger Standort in Wien, um den sich jedoch fast ausschließlich öffentliche (universitäre) Einrichtungen gruppieren. Bemerkenswert an der Verteilung des Informations- und Kommunikationstechnologie-Sektors ist, dass trotz eines hohen Anteils (85,5 %) an privaten F&E-Einheiten die Universitätsstandorte (vor allem die TU Wien) die räumliche Verteilung maßgeblich bestimmen und somit eine ausgeprägte Zentrumsorientierung dieses Forschungssektors besteht. Periphere Standorte spielen, von wenigen Ausnahmen abgesehen (Donaucity, Wienerberg City), nur eine untergeordnete Rolle.
In der Summe zeigen die fünf untersuchten Sektoren, dass die räumliche Konzentration, also die Nähe zu Akteuren im gleichen Forschungsbereich, sehr unterschiedlich ausgeprägt ist. Eine wichtige Rolle scheint dabei das Verhältnis zwischen öffentlichen und privaten F&E-Einheiten zu spielen: Insbesondere in den ,gemischten‘ Forschungsbereichen nehmen die Universitäten die Funktion von Gravitationskernen ein – besonders deutlich bei der Informations- und Kommunikationstechnologie, aber auch im
Um statistisch signifikante Cluster zu ermitteln, wurde eine Parameter: Fläche Wiens 414,86 km2; Fixed Distance/festgelegte Distanz 500 m; Probability Value/Wahrscheinlichkeitswert 0,1; Minimum Points per Cluster: 10.
Um aus dem
Erstes Kriterium ist die räumliche Nähe zu anderen F&E-Einheiten, die mit einem Maximum von 500 m festgelegt wurde. Dies entspricht einer Gehzeit von etwa 10 Minuten und stellt die Obergrenze dar, die Personen bereit sind, in einem städtischen Umfeld zu Fuß zu gehen (Weidmann 1992:35 ff.; Egartner/Fischer/Maißer et al. 2008: 32 f.; Stiewe/ Mühlhans/Bohnet et al. 2012: 609). Zweites Kriterium ist eine kritische Größe der Cluster (mindestens 10 F&E-Einheiten, basierend auf einer Empfehlung in Levine (2013: 7.23)). Drittes Kriterium ist die Existenz von öffentlichen und privaten Einheiten (um reine Universitätsstandorte auszuschließen) und das vierte eine eindeutige fachliche Ausrichtung. Das heißt, der Cluster muss innerhalb eines der fünf Forschungsbereiche auftreten und nicht in der gesamten Stichprobe.
Folglich konnten fünf Clusterstandorte in Wien identifiziert werden, drei im
Bemerkenswert ist allerdings der unterschiedliche Einfluss der kommunalen Forschungs- und Entwicklungspolitik auf diese beiden Standortmuster. Zwar sind beide Bereiche Schwerpunkte in der Forschungsförderung der Stadt Wien, jedoch mit einem entscheidenden Unterschied: Im
Welche Rolle spielt also die räumliche Nähe sowie die Lage im Stadtraum für die unterschiedlichen Forschungsbereiche? Diese Frage soll in der Folge anhand von 14 leitfadengestützten Experteninterviews, die mit Vertretern aus dem
Ausgehend von der These einer zunehmenden Bedeutung der
Die in der Literatur festgestellte Bedeutungszunahme globaler Kooperations- und Informationsnetzwerke (Bathelt 2008; Huber 2012) wurde in den Expertengesprächen überwiegend bestätigt, drei Argumente sind dafür ausschlaggebend. Erstens schränkt die zunehmende fachliche Spezialisierung im Wissenschaftsbetrieb die potenziellen Kooperationspartner stark ein und sie sind häufig weltweit nur an wenigen Standorten zu finden. Dies erschwert umgekehrt die Kooperationsmöglichkeit vor Ort, auch wenn ein gemeinsames lokales Milieu existiert. Andererseits gibt es dadurch keine lokale Konkurrenzsituation. Zweitens zwingt der kleine österreichische Binnenmarkt spezialisierte Nischenunternehmen zur Expansion, ebenso ist der Inlandsmarkt für klinische Studien zu klein und macht internationale Kooperationen notwendig. Drittens hat die Förderlandschaft einen wichtigen Einfluss auf das Kooperationsverhalten, da insbesondere bei EU-Programmen internationale Kooperationen vorausgesetzt werden.
„Wir haben einen sehr speziellen Biomarker entwickelt und da gibt es auf der Welt ungefähr [...] 500 Leute, die intensiv daran forschen.... Und deswegen sind wir natürlich auch global aktiv, dass wir unsere Umsätze steigern können“ (LS-1). „Das ist ganz einfach. Bei EU-Projekten kooperieren wir international, da muss man einen internationalen Partner haben“ (IKT-1). „Wir schauen in welchem Land gibt es hohe Förderquoten. [...] Das heißt, das Förderinstrument dirigiert uns zu den verschiedenen Ländern“ (IKT-2).
Den genannten Argumenten, die eine Internationalisierung der Kooperationen und des Wissensaustauschs unabdingbar machen, stehen jedoch auch einschränkende Faktoren entgegen. Hier ist vor allem die zentrale Bedeutung des Vertrauens zu nennen, insbesondere im Bereich
„Keine Institutionen.[...] Also ich habe Kollegen [...], das sind Leute, das sind Fixpunkte in meinem stellaren System.[...] Personal driven, alles personal driven“ (LS-2). „Es funktioniert mit moderner Kommunikation, also mit Skype und Co [...], dann, wenn die Leute einander gut kennen. Aber zuerst muss ich sie auf einen Ort bringen, dann Feste feiern – da lernen sie einander gut kennen, dann hat man die soziale Verbindung“ (IKT-2). „Da hilft die räumliche Nähe auch bei Kollaborationen oder generell bei Interaktionen, weil man halt einfach die Barriere nicht hat. Wenn ich jetzt einen Kunden in Japan habe oder einen Partner in Japan, dann schaut das ein bisschen anders aus, oder Australien“ (LS-1).
In beiden Forschungsfeldern wurde von den Interviewpartnern räumliche Nähe als Vorteil für die Forschungspraxis genannt, jedoch teilweise mit unterschiedlichen Argumenten. So hoben Vertreter aus dem Bereich Informations- und Kommunikationstechnologie die Möglichkeit direkter sozialer Kontakte hervor, im formellen (Vorträge, Netzwerktreffen) wie auch im informellen (Mittagessen, Kaffeehausbesuch) Rahmen. Räumliche Nähe wird hier als fußläufige Distanz, etwa zu Restaurants oder der TU Wien, definiert. So werden im Bereich Informations- und Kommunikationstechnologie Kooperationspartner in unmittelbarer Gehdistanz bevorzugt. Mit räumlicher Nähe wird hier explizit auch ein beträchtliches Maß an Bequemlichkeit verbunden.
„Was wir schon gemacht haben mit dem Unternehmen hier, dass wir neben die TU gezogen sind. Es war für uns ganz klar, dass wir hier sein wollen und es gibt einen ganz engen Kontakt“ (IKT-2). „Wir fahren zum Beispiel sehr ungern, wir haben tatsächlich ein, zwei Firmenpartner, die so im 18. und 19. Bezirk sind, die öffentlich schlecht erreichbar sind. Das ist schon mühsam“ (IKT-3).
Die räumliche Nähe von Akteuren im Bereich Informations- und Kommunikationstechnologie im Umfeld der TU Wien hat auch zu einer Clusteridentität geführt, die den kooperativen Aspekt in den Vordergrund stellt. Dass dieser mit der Distanz abnimmt, hängt auch damit zusammen, dass es durch das gemeinsame Studium an dieser Universität eine zusätzliche Verbundenheit gibt, die durch diverse Aktivitäten der Informatikfakultät gezielt gefördert wird. Die Unternehmen suchen daher die Nähe zur TU Wien, waren in den Interviews zugleich über die beträchtliche räumliche Konzentration überrascht. Der Cluster existiert also, wird aber in seiner räumlichen Ausprägung nicht wahrgenommen. Die TU Wien ist ein wichtiger Angelpunkt des IKT-Clusters, sowohl auf der räumlich-materiellen wie auch auf der kulturell-milieuspezifischen Ebene.
„Nein, gar nicht, das ist eben interessant, weil ich das [Konkurrenz] viel mehr habe mit den Kollegen aus den Bundesländern, dort hat man aus irgendeinem Grund ein Konkurrenzdenken.[...] Vielleicht über die TU. Also es sind viele Absolventen, das sind schon wir, auch viele Gründungen sind von der TU, vielleicht hat man sich schon einmal wo gesehen“ (IKT-2). „Nein, also ich bin überrascht. Das ist total interessant, weil es sich doch voll auf die TU Wien konzentriert“ (IKT-4).
Im Bereich
„Es ist immer am besten von Kollege zu Kollege, weil der weiß wirklich, was ich machen will und wirklich das, was ich mache oder gemacht habe und bereitstellen kann als Material“ (LS-3). „Also zum Beispiel habe ich ein Problem, dann kann ich wo anrufen und wir treffen uns vielleicht spontan in 20 Minuten, falls es geht. Das macht man und die physische Nähe hilft dann wirklich.[...] Man fährt nicht fünf Kilometer, um eine Messung zu machen, das geht einfach nicht“ (LS-4).
Räumliche Nähe wird in diesem Kontext innerhalb desselben Gebäudes definiert. Zentrales Argument im Bereich S3-Labore: Labore mit höchster Sicherheitsstufe, ausgestattet mit biologischer Sicherheitsschleuse für gentechnische Forschung;
„Wir haben diese
Schließlich wurde in beiden Forschungsbereichen die Bedeutung von räumlicher Nähe für Start-ups sowie für Nachwuchsforscher hervorgehoben. Dies betrifft die Zugänglichkeit zu teuren Infrastrukturen (siehe oben), den spontanen Erfahrungsaustausch sowie praktische Gründe. Dabei gilt jedoch: Je etablierter, größer und somit eigenständiger ein Unternehmen ist, desto weniger ist es auf die räumliche Nähe angewiesen.
„Es hat sicher einen Vorteil, gerade in der Anfangsphase eines Unternehmens. Je größer das Unternehmen ist, desto unabhängiger ist es“ (LS-5). „Also wir haben sehr viele Projekte gehabt, gerade am Beginn, wo diese Nähe ausgenutzt worden ist, wo man gesagt hat: Wen kennt man in Wien?“ (IKT-2). „Auch dadurch, dass am Anfang vor allem Studenten an Bord waren, als Mitarbeiter oder als Freelancer, die konnten dann zwischen ihren Vorlesungen ins Büro kommen, um Dinge abzuarbeiten, die in ihrem Kopf da entstanden sind“ (IKT-5).
In beiden Forschungssektoren zeigt sich eine ambivalente Haltung zur Internationalisierung der Forschungsaktivitäten, wenngleich diese als unumgänglich betrachtet wird (vgl. Tabelle 4). Räumliche Nähe und lokale Kooperationen werden in beiden Bereichen als positiv bewertet, die Argumente unterscheiden sich aufgrund der jeweiligen Routinen und Prozesse im Forschungsalltag. Das gegenseitige Vertrauen ist für das Funktionieren von Forschungsprozessen essenziell, wobei im Bereich
Internationalisierung und lokale Kooperationen: Argumente und Strategien der Risikominimierung in den Bereichen
Informations- und Kommunikationstechnik | Beide | ||
---|---|---|---|
Argumente für lokale Kooperation und räumliche Nähe | – Die gemeinsame Nutzung von Infrastruktur ist zentral. – Die Vorteile der räumlichen Nähe greifen nur, wenn alle relevanten Akteure und Instrumente/Einrichtungen so nah wie möglich sind, am besten im selben Gebäude. | – Die räumliche Nähe zur TU Wien schafft eine gewisse Clusteridentität. | – Räumliche Nähe und Kooperation sind vor allem in der Anfangsphase eines Unternehmens bedeutend. |
Argumente für internationale Kooperation | – Notwendig aufgrund (1) der hohen Spezialisierung, (2) der globalen Vermarktung der Produkte und (3) internationaler Fördermittel (z. B. EU). | ||
Strategien zur Risikominimierung | – Nur persönliche Netzwerke werden für Kooperationen genutzt, keine institutionellen. – Vertrauensbasis, persönliche Kontakte. | – Temporäre Nähe auf Konferenzen oder durch Forschungsaufenthalte ist fundamental für Kooperationen. |
Quelle: Experteninterviews/eigene Erhebung
In dem Beitrag wurden quantitative und qualitative Verfahren angewandt, um die räumlichen Muster und Clusterbildungen des F&E-Sektors in Wien zu analysieren. Die Ergebnisse zeigen, dass sich auch bei dieser eingeschränkten Datenlage mit Verfahren der räumlichen Statistik Clusterungen ermitteln lassen. Die Parametereinstellungen (
Die so durchgeführte Analyse des Wiener Forschungssektors zeigt für den F&E-Sektor insgesamt eine deutliche räumliche Konzentration. Zwischen den fünf untersuchten Forschungsbereichen haben sich jedoch beträchtliche Unterschiede feststellen lassen. In den Bereichen Humanwissenschaften und technische/Naturwissenschaften besteht eine ausgeprägte räumliche Konzentration, die durch die Universitätsstandorte, also durch öffentliche Akteure, historisch vorgegeben ist. Umgekehrt sind forschungsorientierte Einrichtungen beziehungsweise Unternehmen in der Sachgüterproduktion in der Peripherie des Stadtraumes dispers verteilt. Der Bereich Informations- und Kommunikationstechnologie weist eine ausgeprägte Konzentration auf, während der Bereich
Aufgrund der Konzentration und der identifizierten Cluster in diesen beiden Forschungsbereichen stellt sich die Frage nach der Bedeutung der räumlichen Konzentration für die jeweilige Forschungspraxis. Diese ergibt sich im Bereich Informations- und Kommunikationstechnologie aus der Möglichkeit, von formellen und informellen Kontakten zu profitieren, die in fußläufiger Distanz möglich sind. Im Umfeld der TU Wien ist – trotz des Nichtvorhandenseins einer gezielten Clusterstrategie an diesem Standort – eine Clusteridentität entstanden, die durch ein kooperatives Milieu geprägt ist. Hier scheint räumliche Nähe ganz klar dazu zu dienen, Risiken, die insbesondere mit der Internationalisierung einhergehen, zu kompensieren. Im Bereich
Die Motive und Gründe für die räumliche Konzentration der hier untersuchten Forschungsbereiche sind sehr unterschiedlich. Dies ist nicht zuletzt deshalb bemerkenswert, da beide untersuchten Bereiche Teil der gleichen – der analytischen – Wissensbasis sind (Asheim/Coenen/Vang 2007). Für das Ausmaß der räumlichen Konzentration scheint weniger die Wissensbasis, als vielmehr branchenspezifische oder strukturelle Anforderungen ausschlaggebend zu sein. Daraus ergibt sich, dass in der räumlichen Innovationsforschung sektorspezifische Konzentrationsmechanismen stärker in den Vordergrund zu rücken sind. Dies unterstreicht des Weiteren die Notwendigkeit einer standortsensitiven Forschungs- und Entwicklungspolitik. In Abhängigkeit von den sektorspezifischen Anforderungen sind der Bedarf an räumlicher Nähe sowie die Frage, wo im Stadtraum Forschung und Entwicklung stattfinden soll, ein wichtiger Erfolgsfaktor.
F&E-Erhebungen, Statistik Austria 2002 bis 2011. Diverse Sonderauswertungen (01.08.2014). Unternehmensdatenbank, LISA-Vienna, 2013 Unternehmensdatenbank, Wirtschaftsagentur Wien, 2013
Open access funding provided by University of Vienna.
Abb. 1

Abb. 2

Abb. 3

Typologie der Formen von nichträumlicher Nähe
erleichtert Kommunikations- und Lernprozesse, kann aber auch zu einem | Erfolgreiche geographische Cluster zeigen ein ausgewogenes Maß an kognitiver Nähe | |
Unternehmenshierarchien oder Netzwerke, die den Informations- und Wissensaustausch erleichtern | schafft Vertrauen über räumliche Distanz | |
Soziale Einbettung von Akteuren erleichtert Wissensaustausch und Lernprozesse | Soziale Nähe wird durch räumliche Nähe gefördert; Agglomerationsfaktoren ermöglichen das richtige Maß sozialer Nähe | |
Formelle (Gesetze, Regeln) und informelle (Habitus, kulturelle Normen) Institutionen schaffen stabile Beziehungen, die den Wissensaustausch fördern | erfolgt über größere räumliche Distanzen, national oder international |
Größenstruktur und Entwicklung des privaten Forschungssektors in Wien
Unternehmensgröße (Beschäftigte) | 2002 F&E-Einheiten | Ausgaben für F&E | 2011 F&E-Einheiten | Ausgaben für F&E | ||
---|---|---|---|---|---|---|
in Mio. € | in % | in Mio. € | in % | |||
1 bis 9 | 99 | 15,5 | 1,3 | 349 | 58,5 | 3,9 |
10 bis 49 | 114 | 56,6 | 4,9 | 202 | 139,0 | 9,2 |
50 bis 249 | 91 | 152,9 | 13,3 | 133 | 261,1 | 17,3 |
250 bis 999 | 45 | 260,8 | 22,6 | 60 | 281,8 | 18,7 |
1.000 und mehr | 21 | 666,3 | 57,9 | 22 | 769,9 | 51,0 |
Gesamt | 370 | 1.152,3 | 100,0 | 766 | 1.510,2 | 100,0 |
Struktur der F&E-Datenbank
F&E-Bereich | Status | Fälle |
---|---|---|
Life Sciences | Öffentlich | 180 |
Privat | 152 | |
Gesamt | 332 | |
Informations- und | Öffentlich | 26 |
Kommunikationstechnologie | Privat | 154 |
Gesamt | 180 | |
Sachgüterproduktion | Öffentlich | 39 |
Privat | 106 | |
Gesamt | 145 | |
Humanwissenschaften | Öffentlich | 346 |
Privat | 149 | |
Gesamt | 495 | |
Naturwissenschaften | Öffentlich | 113 |
Privat | 98 | |
Gesamt | 211 | |
Gesamt | Öffentlich | 704 |
Privat | 659 | |
Gesamt | 1.363 | |
Internationalisierung und lokale Kooperationen: Argumente und Strategien der Risikominimierung in den Bereichen Life Sciences und Informations- und Kommunikationstechnik
Informations- und Kommunikationstechnik | Beide | ||
---|---|---|---|
Argumente für lokale Kooperation und räumliche Nähe | – Die gemeinsame Nutzung von Infrastruktur ist zentral. – Die Vorteile der räumlichen Nähe greifen nur, wenn alle relevanten Akteure und Instrumente/Einrichtungen so nah wie möglich sind, am besten im selben Gebäude. | – Die räumliche Nähe zur TU Wien schafft eine gewisse Clusteridentität. | – Räumliche Nähe und Kooperation sind vor allem in der Anfangsphase eines Unternehmens bedeutend. |
Argumente für internationale Kooperation | – Notwendig aufgrund (1) der hohen Spezialisierung, (2) der globalen Vermarktung der Produkte und (3) internationaler Fördermittel (z. B. EU). | ||
Strategien zur Risikominimierung | – Nur persönliche Netzwerke werden für Kooperationen genutzt, keine institutionellen. – Vertrauensbasis, persönliche Kontakte. | – Temporäre Nähe auf Konferenzen oder durch Forschungsaufenthalte ist fundamental für Kooperationen. |