Der Wandel des Städtischen sowie die fortschreitende Globalisierung, verbunden mit einem Bedeutungsverlust nationalstaatlicher Grenzen, führen einerseits dazu, dass sich große Städte und Metropolen mit besonderen Fähigkeiten aus dem nationalen Kontext herauslösen, andererseits dazu, dass sich der internationale Standortwettbewerb zwischen Metropolen verschärft. Entwicklungen in Informations- und Telekommunikationstechnologien sowie weltweite kulturelle, mediale, politische und ökonomische Aktionen manifestieren sich in den großen Zentren der Welt und bringen strategische Orte mit spezifischen hochrangigen Funktionen und Knotenpunkte mit Kontroll- und Steuerungsfunktionen des globalen Netzwerks hervor (Sassen 1991; King 1998; Short/Kim 1999; Krätke/Borst 2007).
Diese globalen Restrukturierungsprozesse haben Auswirkungen auf das globale, aber auch nationale Städtesystem. An bestimmten Standorten kommt es zu Konzentrations- und Agglomerationstendenzen strategischer hochrangiger Schlüsselfunktionen der weltweiten Industrieproduktion, Handels- und Finanzwirtschaft, die untereinander in einem System funktionaler Arbeitsteilung stehen (Krätke 1997: 143; Blotevogel 2002; Aring 2009). Diese Standorte heben sich von anderen Räumen ab, weil sie aufgrund ihrer Wirtschaftskraft, Verkehrsanbindung und Infrastrukturausstattung die Konzentration global agierender Unternehmen begünstigen (Florida 2005a: 48) und Inkubatoren technischer und kultureller Trends und Moden sind (Florida 2005b; Fujita/Krugman/Venables 2000).
Diese herausragenden Merkmale von großen Städten werden mit dem Konzept der „World Cities“ (Hall 1966) theoretisch wie konzeptionell durch die Entwicklung metropolitaner Funktionen der höchsten Hierarchiestufe im Städtesystem gefasst. Ausgangspunkt ist die Feststellung einer ungleichen räumlichen Verteilung von Kontroll- und Steuerungskapazitäten und weltweiter Arbeitsteilung. Eine Weiterentwicklung des Ansatzes basiert auf Kategorisierungen von Metropolfunktionen. Diese umfassen vier Bereiche: politische und wirtschaftliche Steuerung, Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit, Einbindung in globale Netze (Bonneville 1994; Behrendt/Kruse 2001; Blotevogel 2002; Thierstein/Dümmler/Kruse 2003) sowie die symbolische Dimension (vgl. Blotevogel/Danielzyk 2009: 27).
Dieser konzeptionelle Ansatz wird als Grundlage für eine Weiterentwicklung der Typologie der Metropolfunktionen verwendet und es wird ein Messkonzept zur Operationalisierung der metropolitanen Funktionen entwickelt, welches den Grad der
Dazu werden zunächst das deutsche polyzentrale Städtesystem und dessen historische Entwicklungen dargelegt (Kap. 2). Anschließend werden die Funktionen von Städten an der Spitze von Städtesystemen herausgearbeitet sowie verschiedene Konzeptionen zu Metropolfunktionen diskutiert, die als Grundlage für eine neue Systematik der Metropolfunktionen dienen (Kap. 3). Nach der Beschreibung und Erläuterung der Daten und der Methode zur Konstruktion eines Metropolindexes (Kap. 4) werden die empirischen Ergebnisse über die
Gegenstand der Untersuchung ist das nationale Städtesystem Deutschlands. In international vergleichender Perspektive bildet das deutsche Städtesystem aufgrund seiner polyzentralen Struktur, seiner historischen Entwicklungen und Ausgangsbedingungen, insbesondere der jüngeren historischen Einflüsse seit der Wiedervereinigung 1990, einen interessanten Analysefall. Anders als in monozentrisch geprägten Städtesystemen wie Frankreich oder England mit Paris und London, die durch ein überragendes Zentrum und einige untergeordnete Zentren unterschiedlicher hierarchischer Ordnung gekennzeichnet sind, verfügt das deutsche Städtesystem nicht über eine große Primatstadt/Metropole, sondern über eine polyzentrale Verteilung von etwa sechs bis zehn führenden Kernstädten (Blotevogel 2000; Heineberg 2006: 77). Bei polyzentrischen Städtesystemen stehen viele Städte an der Spitze des Systems, die sich funktional ergänzen (Blotevogel/Möller 1992; Blotevogel 1998; Blotevogel 2000). Auch kleinere räumliche Einheiten wie Stadtregionen oder Metropolräume können eher monozentrisch oder eher polyzentrisch strukturiert sein. Ein polyzentrischer Metropolraum wie beispielsweise Rhein-Ruhr zeichnet sich ebenfalls durch eine ausgeglichene Verteilung im Hinblick auf die Bedeutung seiner städtischen Zentren aus (Kloosterman/Lambregts 2001).
Die ursprüngliche Struktur des deutschen Städtesystems geht auf das Mittelalter zurück. Es entstand ein dichtes und abgestuftes Netz von Städten, dessen Standortsystem in der föderalen Struktur des politischen und administrativen Systems bis heute sichtbar ist (Blotevogel/Hommel 1980: 155 f.). Zwischen 1871 und 1939 stieg Berlin zur führenden Kultur- und Industriemetropole Europas auf. Neben den klassischen Hauptstadtfunktionen, die aus der räumlichen Nähe zu Entscheidungsträgern resultierten, konzentrierten sich dort hochrangige Zentralfunktionen mit Hauptverwaltungen aus den Bereichen der Wissenschaft, Finanzwirtschaft, Industrie, Kultur, Daseinsvorsorge und des öffentlichen Lebens (Blotevogel/Möller 1992: 245). Der Einschnitt durch den Zweiten Weltkrieg und dessen Konsequenzen mit der Teilung Deutschlands und Berlins hatte entscheidende Bedeutung für die spätere Ordnung im Städtesystem. Der Abzug politisch-administrativer und ökonomischer Funktionen aus Berlin führte nicht zu einer gleichmäßigen Verlagerung dieser Funktionen auf die westdeutschen Regionalzentren, sondern es kam zur Herausbildung eines funktional spezialisierten Städtesystems (Blotevogel 2000: 153). Politische Funktionen konzentrierten sich nun in Bonn und finanzwirtschaftliche Funktionen in Frankfurt am Main. Hamburg ist Handels- und Seeverkehrsknotenpunkt, während sich in München innovative Wirtschaftszweige der Elektrotechnik ansiedelten. In Berlin verblieben die politischen und öffentlichen Funktionen sowie die Bildungs- und Kulturfunktionen, die von Seiten der Bundesregierung am Standort Berlin gehalten werden konnten (Blotevogel/Hommel 1980: 159; Blotevogel/Möller 1992: 248 f.). In Ostdeutschland war (Ost-)Berlin dominierendes Zentrum in einem monozentrischen Städtesystem (Rebitzer 1995; Prigge/Schwarzer 2006).
Mit der Wiedervereinigung Deutschlands war mit einer strukturellen und funktionalen Verschiebung im gesamtdeutschen Städtesystem zu rechnen. Fragen nach der räumlichen und funktionalen Neuordnung, vielleicht wieder in Richtung einer Metropole, wurden laut (Blotevogel/Möller 1992: 250), denn Berlin ist wieder die größte Stadt. Die gesamträumliche Neuordnung und die Einflüsse der Globalisierung sowie Metropolisierung führen zu der Vermutung, dass es innerhalb des deutschen Städtesystems zu funktionalen Verschiebungen und neuen Entwicklungen zwischen den großen Städten kommt und dass vor allem die großen Städte von positiven Entwicklungen profitieren. Genau an diesen Zeitraum knüpft die Untersuchung an und versucht, Antworten darauf zu geben, wie sich das deutsche Städtesystem seit Mitte der 1990er Jahre bis heute im Hinblick auf seine höherrangigen metropolitanen Funktionen verändert hat.
Die Überlegungen zum deutschen Städtesystem führen zu folgenden Forschungsfragen:
Welche Städte in Deutschland haben metropolitane Funktionen und wie hat sich das metropolitane arbeitsteilige deutsche Städtesystem zwischen 1995 und 2010 verändert?
Ist das deutsche Städtesystem durch einen Prozess der Konzentration zugunsten der größten Städte und Metropolräume gekennzeichnet?
Nehmen Funktionsspezialisierungen in Städten und Metropolräumen im Zeitverlauf an Bedeutung eher zu oder eher ab?
Die Diskussion über Funktionen von Metropolen geht zurück auf Peter Hall (1966), der die globale Reichweite von
Die Entwicklung von
Um die Komplexität der funktionalen Rolle von Metropolen herauszuarbeiten, wurden Kategorien entwickelt, die einen Bezug zu den Aspekten von metropolitanen Merkmalen und Eigenschaften herstellen. Bisher sind vor allem funktional-qualitative Merkmale erarbeitet worden, die im Kontext der seit Jahrzehnten andauernden Diskussion um Städte in Globalisierungsprozessen Verwendung finden. Ausgangspunkt für viele Kategorisierungen von Metropolfunktionen ist der Beitrag von Bonneville (1994), der von der Annahme ausgeht, dass mehr Städte als nur die sogenannten
Anknüpfend an diese Modi unterscheidet Blotevogel (1998: 25) funktional-qualitative und systemisch-strukturelle Merkmale, die von Behrendt und Kruse (2001: 205) zu den drei Metafunktionen Technologieentwicklung und Innovation,
Basierend auf der Kategorisierung von Bonneville sowie den Metakategorien von Behrendt und Kruse entwickelte Blotevogel (2002: 346) wiederum zunächst drei Metropolfunktionen (Entscheidungs- und Kontrollfunktion, Innovations- und Wettbewerbsfunktion sowie Der hier verwendete Städtehierarchie-Begriff geht auf Christaller (1933) zurück und bezeichnet eine Hierarchie von Städten, die sich gemessen an ihrer Funktionsebene bzw. Zentralität ergibt. Beispielsweise werden nur bestimmte Güter an Orten mit hoher Zentralität angeboten. Übertragen auf die Metropolfunktionen, die metropolitane/hochrangige Ausstattungsmerkmale einer Stadt darstellen, wird hier ein Hierarchiebegriff zugrunde gelegt, der sich auf die Größenabstände zwischen Städten und nicht auf die Weisungsbefugnis bzw. Relation zwischen Akteuren bezieht.
Thierstein/Dümmler/Kruse (2003) gehen bei der Konzeption der drei Metafunktionen Innovations-Funktion,
Im Jahr 2006 wird der „Symbolfunktion“ erstmals offiziell ein eigener Funktionsbereich in den Leitbildern und Handlungsstrategien der Raumentwicklung in Deutschland zugesprochen (MKRO 2006: 14). Diese Ergänzung um die vierte Metropolfunktion mit der kulturellen und symbolischen Bedeutung von Metropolen reagiert auf die zunehmende Kritik eines stark ökonomisch geprägten Metropolenbegriffs.
Im Folgenden werden die vier Metropolfunktionen Entscheidungs- und Kontrollfunktion, Innovations- und Wettbewerbsfunktion,
Die vier Metropolfunktionen werden als analytischer Rahmen bzw. Gerüst herangezogen, doch wird nun jede Funktion in zwei Teilfunktionen ausdifferenziert, um der inneren Heterogenität und der Unterschiedlichkeit der Standortmuster gerecht zu werden. Wie die Analysen gezeigt haben, klaffen insbesondere die Standortmuster der öffentlichen und der privatwirtschaftlichen Funktionen im Städtesystem auseinander, denn offenbar unterscheiden sich ökonomische und politische ,Logiken' der Standortwahl signifikant (vgl. Volgmann 2013: 80 f.). Ebenso sind die unterschiedlichen Dimensionen innerhalb der einzelnen Metropolfunktionen schwierig im Gesamtzusammenhang zu interpretieren, weil sie zum Teil unterschiedliche Inhalte abdecken. Daher wird eine Aufspaltung der vier Metropolfunktionen in acht Metropolfunktionen, angelehnt an die Dimensionen Ökonomie, Politik, Wissenschaft, Kultur und Verkehr (Hall 1966), vorgeschlagen und in Tab. 1 näher spezifiziert. Die Standortsysteme metropolitaner Funktionen sollen als Attribute räumlich verortet werden.
Metropolfunktionen können durch Operationalisierung, also durch eine Regel der Zuordnung von Merkmalen und Indikatoren, messbar gemacht werden. Die Größe einer Stadt bzw. eines Metropolraums ist kein hinreichendes Kriterium für das Attribut
Matrix Metropolfunktionen. (Volgmann (2013: 82))
Metropolfunktionen | |||||
---|---|---|---|---|---|
Ökonomie | |||||
Politik | |||||
Kultur | |||||
Wissenschaft | |||||
Verkehr |
Die Operationalisierang theoretischer Konstrukte durch Merkmale erfordert eine zweistufige Zuordnungsregel, indem dem theoretischen Konstrukt – hier:
Zur Beschreibung der acht Metropolfunktionen sind jeweils mehrere Indikatoren erforderlich, welche unterschiedliche Aspekte und empirische Sachverhalte abbilden. So lassen sich beispielsweise für die ökonomisch geprägte Entscheidungs- und Kontrollfunktion
Mit dem Indikatorenset werden vor allem Merkmale der Struktur und der Entwicklung der Metropolisierang beschrieben und analysiert. Sie implizieren weniger einen Versorgungsgrad der Bevölkerung oder strukturelle Merkmale, sondern erstrecken sich auf den Einfluss als Impulsgeber für eine ökonomische, politische, soziale und kulturelle Entwicklung. Es wird versucht, sämtliche inhaltlich-funktionalen Aspekte der acht Metropolfunktionen in Anlehnung an die einschlägige Fachliteratur zu systematisieren.
Für ein möglichst konsistentes Set von Indikatoren wird eine Datenbank mit 48 Indikatoren für zwei Zeitschnitte (1995 bis 1997 und 2008 bis 2010) Da nicht alle Daten für ein bestimmtes Bezugsjahr zur Verfügung stehen, werden Zeiträume jeweils von drei Jahren festgelegt.
Indikatorenset für die acht Metropolfunktionen. (Volgmann (2013: Anhang 1))
Indikator | Datenquellen (Zahlen in Klammern sind die Bezugsjahre) | ||
---|---|---|---|
1 | Beschäftigte der 500 größten Unternehmen | Die Welt: Top 500 Unternehmen in Deutschland 2008 | |
2 | Umsätze der 500 größten Unternehmen | Die Welt: Top 500 Unternehmen in Deutschland 2008 | |
3 | Bilanzsumme der 50 größten Banken | Die Welt: Top 50 Banken in Deutschland 2008 | |
4 | Bruttobeiträge der 30 größten Versicherungen | Die Welt: Top 30 Versicherungen in Deutschland 2008 | |
5 | Standorte von Börsen | Website Börsen Aktien: | |
6 | Umsatz der größten 30 Lebensmitteleinzelhandelsunternehmen | Website Lebensmittelzeitung: | |
7 | Standorte der Bundesministerien am Hauptsitz | Website Bundesregierung: | |
8 | Beschäftigte des Bundes und des Landes | Website Regionalstatistik: | |
9 | Standorte von Gerichten (Verfassungsgerichte, Bundesgerichte) | Website Deutsche Justiz: | |
10 | Einrichtungen der Europäischen Union, Institutionen der Vereinten Nationen, nationale/internationale Gesellschaften | Oeckl, Albert (2010): Taschenbuch des öffentlichen Lebens Deutschland 2010. Festland, Bonn (2010) Oeckl, Albert (1999): Taschenbuch des öffentlichen Lebens Deutschland 1998/1999. Festland, Bonn (1998) | |
11 | Botschaften und Konsulate/Generalkonsulate | Oeckl, Albert (2010): Taschenbuch des öffentlichen Lebens Deutschland 2010. Festland, Bonn (2010) Oeckl, Albert (1996): Taschenbuch des öffentlichen Lebens Deutschland 1995/1996, Festland, Bonn (1995) | |
12 | Arbeitgeberverband/Landesvereinigungen/Branchenverbände/Arbeitnehmerverbände/Gewerkschaften | Oeckl, Albert (2010): Taschenbuch des öffentlichen Lebens Deutschland 2010. Festland, Bonn (2010) Oeckl, Albert (1996): Taschenbuch des öffentlichen Lebens Deutschland 1995/1996, Festland, Bonn (1995) | |
13 | Öffentliche Organisationen für Entwicklungshilfe | Oeckl, Albert (2010): Taschenbuch des öffentlichen Lebens Deutschland 2010. Festland, Bonn (2010) Oeckl, Albert (1996): Taschenbuch des öffentlichen Lebens Deutschland 1995/1996, Festland, Bonn (1995) | |
14 | Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege/Arbeiterwohlfahrt/Diakonisches Werk/Caritas/Rotes Kreuz/Paritätischer Wohlfahrtsverband/Hilfswerke/Sozialwerke/Wohltätigkeitsstiftungen | Oeckl, Albert (2010): Taschenbuch des öffentlichen Lebens Deutschland 2010. Festland, Bonn (2010) Oeckl, Albert (1996): Taschenbuch des öffentlichen Lebens Deutschland 1995/1996. Festland, Bonn (1995) | |
15 | Standorte der 100 innovativsten Unternehmen in Deutschland | Website: Top 100 Unternehmen: | |
16 | Sozialversicherungspflichtig beschäftigte Ingenieure | Beschäftigtenstatistik Bundesagentur für Arbeit (2007, 1995) | |
17 | Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in hochwertigen unternehmensorientierten Dienstleistungen („Advanced Producer Services“ (Sassen 1991) = Wirtschaftsprüfung, Werbung, Finanzdienstleistungen; Rechtsdienstleistungen, Management und Unternehmensberatung) | Beschäftigtenstatistik Bundesagentur für Arbeit (2007, 1995) | |
18 | Hochqualifizierte Beschäftigte mit Fach-, Fachhoch-, Hochschulabschluss | Website Regionalstatistik: | |
19 | Patentanmeldungen in der Wirtschaft | Greif, Siegfried; Schniedel, Dieter (2006): Patentatlas Deutschland Ausgabe 2006 Dynamik und Strukturen der Erfindungstätigkeit. Deutsches Patent- und Markenamt München. München (2006) Greif, Siegfried; Schniedel, Dieter (1995): Patentatlas Deutschland Ausgabe 1995 Dynamik und Strukturen der Erfindungstätigkeit. Deutsches Patent- und Markenamt München. München (1995) | |
20 | Standorte aktueller DFG-Sonderforschungsbereiche in Universitäten | Website Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG): | |
21 | Standorte von Großforschungseinrichtungen der Helmholtz-Gemeinschaft | Bundesministerium für Bildung und Forschung 2008: Bundesbericht Forschung. Berlin. | |
22 | Standorte ausgewählter Forschungseinrichtungen (Max Planck, Fraunhofer, Leibniz, Akademien) | Bundesministerium für Bildung und Forschung 2008: Bundesbericht Forschung. Berlin | |
23 | Standorte von Universitäten | Website Bundesministerium für Bildung und Forschung: | |
24 | Medieneinheiten in wissenschaftlichen Universal- und Hochschulbibliotheken | Website Bibliotheksstatistik: | |
25 | Patentanmeldungen Wissenschaft | Greif, Siegfried; Schniedel, Dieter (2006): Patentatlas Deutschland Ausgabe 2006 Dynamik und Strukturen der Erfindungstätigkeit. Deutsches Patent- und Markenamt München. München (2006) Greif, Siegfried; Schniedel, Dieter (1995): Patentatlas Deutschland Ausgabe 1995 Dynamik und Strukturen der Erfindungstätigkeit. Deutsches Patent- und Markenamt München. München (1995) | |
26 | Sozialversicherungspflichtig beschäftigte Wissenschaftler | Beschäftigtenstatistik Bundesagentur für Arbeit (2007, 1995) | |
27 | Umschlagmengen an Seehäfen (1000 t) | Deutsche Bundesstatistik: Seeverkehr 2008 (2008) Statistisches Jahrbuch Deutschland 1997 und Statistiken des Zentralverbands der Deutschen Seehafenbetriebe (1996) | |
28 | Umschlagmengen an Binnenhäfen (1000 t) | Güterumschlag in Binnenhäfen-Fachserie (2008, 1995) | |
29 | Umsätze der 100 größten Logistikunternehmen | Klaus, Peter; Kille, Christian (2006): Die „Top 100 der Logistik“ 2009/2010. Klaus, Peter; Müller-Steinfahrt, Ulrich (1997): Die „Top 100“ der Logistik 1997: eine GVB-Studie zu Marktsegmenten, Marktgrößen und Marktführern in der deutschen Logistik-Dienstleistungswirtschaft. Hamburg (1997) | |
30 | Luftfrachtaufkommen an Flughäfen (1000 t) | Website: Arbeitsgemeinschaft der internationalen Verkehrsflughäfen (ADV) | |
31 | Messestandorte – Standfläche (über 100.000 qm) | Gesellschaft zur freiwilligen Kontrolle von Messe- und Ausstellungszahlen (FKM) (Hrsg.): Internationale und überregionale Messen und Ausstellungen (2008) Gesellschaft zur freiwilligen Kontrolle von Messe- und Ausstellungszahlen (FKM) (1996): Geprüfte Messe- und Ausstellungsdaten. Bericht 1996. Berlin (1995) | |
32 | Anzahl Flugzeugbewegungen an internationalen Flughäfen | Website Arbeitsgemeinschaft der internationalen Verkehrsflughäfen (ADV): www. adv.aero/fileadmin/pdf/statistiken/2009/Oktober_2009.pdf(2009, 1997) | |
33 | Passagieraufkommen an internationalen Flughäfen | Website Arbeitsgemeinschaft der internationalen Verkehrsflughäfen (ADV): www. adv.aero/fileadmin/pdf/statistiken/2009/Oktober_2009.pdf(2009, 1997) | |
34 | ICE-Fernverkehrsknoten (Haltepunkte von ICE-Zügen) | Kursbuch Deutsche Bahn: Fernverkehr (2010, 1995) | |
35 | Standorte privater und öffentlich-rechtlicher Fernsehsender (Voll- und Unterhaltungsprogramm) | Website Wikipedia: | |
36 | Standorte Filmstudios und Filmproduktionen | Website Wer zu Wem: | |
37 | Standorte der 100 größten Buchverlage | Buchreport Magazin 2003: Die 100 größten Verlage in Deutschland, Österreich und der Schweiz, April 2002, Nr. 4, (2008) Buchreport Magazin 1995: Die 100 größten Verlage in Deutschland, Österreich und der Schweiz, April 1994, Nr. 4 (1994) | |
38 | Standorte überregionaler Zeitungsverlage | Überregionale Tageszeitungen und deren Verlagsstandorte: | |
39 | Internetdomains | Website DENIC Domain Verwaltungs- und Betriebsgesellschaft eG: | |
40 | Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Kulturberufen | Beschäftigtenstatistik Bundesagentur für Arbeit – Daten (2007, 1995) | |
41 | Standorte von Bauten renommierter Architekten | Berühmte Architekten = Empfänger des Pritzker-Preises (renommiertester Architekturpreis): | |
42 | Standorte der 25 höchsten Gebäude Deutschlands | ||
43 | Standorte städtebaulicher Groß-Wettbewerbe | ||
44 | Besucher der Opernhäuser mit über 100.000 Besuchern | Deutscher Bühnenverein-Bundesverband Deutscher Theater (Hrsg.): Theaterstatistik (2007/2008, 1995/1996) | |
45 | Besucher von öffentlichen und privaten Schauspieltheatern mit über 100.000 Besuchern | Deutscher Bühnenverein – Bundesverband Deutscher Theater (Hrsg.): Theaterstatistik (2007/2008, 1995/1996) | |
46 | Besucher von Konzerten (Theaterorchester, Kulturorchester, Rundfunkorchester) mit über 50.000 Besuchern | Deutscher Bühnenverein – Bundesverband Deutscher Theater (Hrsg.): Theaterstatistik (2007/2008, 1995/1996) | |
47 | Kapazitäten der 20 größten Fußballstadien | Website Sport Stadion: | |
48 | Gästeübernachtungen | Website Regionalstatistik: |
ob die Anzeiger metropolitane Eigenschaften beschreiben, also überwiegend mit großen Städten in Verbindung stehen und metropolitanes Flair und damit großstädtische Bedeutung signalisieren,
ob sie sich eindeutig von Kleinstädten und ländlichen Räumen unterscheiden,
ob es Merkmale von nationaler, europäischer und von globaler Bedeutung sind,
ob eine flächendeckende Datenstruktur für den gesamten Untersuchungsraum vorliegt,
ob die Datenquellen zwischen den Zeiträumen übereinstimmen bzw. vergleichbar sind und
ob die Daten aus geprüften, objektiven und zuverlässigen Statistiken stammen.
Das Messkonzept zeichnet sich dadurch aus, dass das theoretische Konstrukt
Dennoch muss an dieser Stelle auch auf Einschränkungen bei der Datenverfügbarkeit eingegangen werden, weil amtliche Daten allein kaum ausreichen und insofern Daten in aufwendiger Weise aus sehr unterschiedlichen Quellen und Statistiken zusammengestellt werden müssen. Daraus ergeben sich heterogene Datensätze wie z. B. bei den
Mithilfe des statistischen Verfahrens der Hauptkomponentenanalyse werden die Indikatoren zu Metropolindizes zusammengefasst, die den Grad der
Für die Indexbildung hat die Hauptkomponentenanalyse den Vorteil, dass die Frage der Variablengewichtung nicht ,per Hand‘, also unvermeidlich subjektiv, beantwortet werden muss. Die 48 Indikatoren gehen mit dem Gewicht in die Indexbildung ein, das ihren Korrelationen mit der neuen Hauptkomponente entspricht. Variablen, welche nicht mit der neuen Hauptkomponente korrelieren, das heißt, deren Faktorladung auf der Hauptkomponente nahe Null beträgt, tragen auch nicht zur Indexbildung bei.
Zwischen den 48 Ausgangsvariablen bestehen verhältnismäßig hohe Korrelationen, sodass sich ein großer Teil der in den Variablen enthaltenen Informationen durch eine einzige neue Hauptkomponente zusammenfassen lässt. Ein zugeordneter Wert von 1 gibt einen Grenzwert an, ab dem die Komponenten extrahiert werden (Bortz 1999: 528). Für die 48 Indikatoren sind für die Jahre 2008 bis 2010 insgesamt acht Hauptkomponenten mit einem Eigenwert von höher als 1 zusammengefasst worden. Auf die erste Hauptkomponente entfallen allein 50,79% der Gesamtvarianz, also der im Ausgangsdatensatz enthaltenen Informationen. Das bedeutet, dass sich die erste Hauptkomponente aus 39 hoch korrelierenden Indikatoren (vgl. Hervorhebungen in Tab. 3, Index≥0,5) und neun schwach korrelierenden Indikatoren (Index<0,5) zusammensetzt. Da auf die zweite Hauptkomponente nur noch 9,79% der Varianz entfallen, wird im Folgenden nur noch die erste Hauptkomponente berücksichtigt und als Metropolindex interpretiert. Zum Vergleich: Im Datensatz für die Jahre 1995 bis 1997 entfallen 45,97% der Gesamtvarianz auf die erste Hauptkomponente. Die steigenden Werte der Varianz deuten darauf hin, dass das
Komponentenmatrix für 48 Indikatoren 2008–2010. (Volgmann (2013: 166))
Faktorladungen für die 1. Hauptkomponente | |
---|---|
Beschäftigte in Unternehmen | |
Umsätze Unternehmen | |
Bilanzsumme Banken | 0,49 |
Bruttobeiträge Versicherungen | |
Börsenstandorte | |
Umsatz der größten 30 | 0,34 |
Lebensmitteleinzelhandelsunternehmen | |
Bundesministerien | |
Beschäftigte des Bundes und der Länder | |
Standorte von Gerichten | 0,49 |
Botschaften und Konsulate | |
Einrichtungen der EU/UN | |
Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbände | |
Organisationen Entwicklungshilfe | |
Wohlfahrtseinrichtungen | |
Innovativste Unternehmen | 0,34 |
Beschäftigte Ingenieure | |
Beschäftigte in Dienstleistungen | |
Hochqualifizierte Beschäftigte | |
Patentanmeldungen Wirtschaft | |
DFG-Sonderforschungsbereiche | |
Großforschungseinrichtungen der Helmholtz-Gemeinschaft | |
Forschungseinrichtungen | |
Standorte von Universitäten | |
Medieneinheiten Bibliotheken | |
Patentanmeldungen Wissenschaft | |
Beschäftigte Wissenschaftler | |
Umschlagmenge an Seehäfen | 0,34 |
Umschlagmenge an Binnenhäfen | 0,23 |
Umsätze Logistikunternehmen | 0,34 |
Luftfrachtaufkommen an Flughäfen | 0,32 |
Messestandorte – Standfläche | |
Anzahl Flugzeugbewegungen an internationalen Flughäfen | |
Passagieraufkommen an Flughäfen | |
ICE-Fernverkehrsknoten | |
Standorte Fernsehsender | |
Standorte Filmstudios und -Produktionen | |
Standorte Buchverlage | |
Standorte Zeitungsverlage | |
Internetdomains | |
Beschäftigte in Kulturberufen | |
Bauten renommierter Architekten | |
25 höchste Gebäude Deutschlands | 0,36 |
Städtebauliche Groß-Wettbewerbe | |
Besucherzahlen Opernhäuser | |
Besucherzahlen Schauspieltheater | |
Besucherzahlen Theater-, Kultur-, Rundfunkorchester | |
Kapazitäten der 20 größten Fußballstadien | |
Gästeübernachtungen |
Die statistische Verteilung der Faktorwerte ist erwartungsgemäß hochgradig schief, denn die meisten Kreise weisen negative Werte auf, während viele kreisfreie Städte und einige Kreise um Null liegen und nur wenige kreisfreie Städte hohe positive Faktorwerte erreichen. 80 von 439 Untersuchungseinheiten weisen 1995–1997 und 2008–2010 Faktorwerte >0 auf und werden bei der Auswertung berücksichtigt.
Um das Bild in acht Metropolfunktionen weiter zu differenzieren, werden zusätzlich Hauptkomponentenanalysen für acht Variablengruppen durchgeführt. Somit können Räume mit funktionalen Profilen herausgefiltert und funktionale Schwerpunkte identifiziert werden, um die arbeitsteilige Struktur des deutschen Städtesystems zu analysieren.
Um die Indizes im Zeitverlauf vergleichbar zu machen, werden sie an der jeweiligen Gesamtsumme der positiven Faktorwerte normiert, das heißt, es werden alle Kreise und kreisfreien Städte mit positiven Faktorwerten aufsummiert, was einem Anteil von 100% für Gesamtdeutschland entspricht. Der Metropolindex gibt nun an, wie viel Prozent der metropolitanen Funktion auf eine Stadt/einen Kreis entfällt. Beispielsweise entfallen 18,71 % der
Für die Analyse des deutschen Städtesystems ist es primär wichtig, alle großen deutschen Städte in die Analyse einzubeziehen. Insofern ist die Verwaltungsebene der Kreise differenziert genug, um auf der Makroebene auch die innere Struktur der großen Agglomerationen hinsichtlich Mono- und Polyzentralität (vgl. Kap. 2) zu erfassen. Ausschlaggebend für die Kreisebene ist außerdem, dass deutlich mehr Daten als für Gemeinden vorliegen. Grundlage der Analyse bilden alle 439 Kreise und kreisfreien Städte in Deutschland aus dem Jahr 2006.
Als zweite räumliche Bezugsebene werden analytischfunktional Metropolräume abgegrenzt, denn in den meisten Metropolräumen entfällt der überwiegende Anteil der metropolitanen Funktionen nicht auf eine einzige Kernstadt, sondern auf eine Gruppe von Kernstädten und/oder auf Kreise im näheren Umland, die regionale Standortsysteme von Produktion, Handel, Dienstleistungen, Verkehrsinfrastruktur etc. formen (vgl. Scott 2001). Es werden nur die Kreise und kreisfreien Städte mit positiven Faktorwerten (> Mittelwert=überdurchschnittliche Mindestens 1% an der ,Gesamt-Metropolität' im Zeitraum 1995–1997 und/oder 2008–2010.
Die Analyse der Raummuster der Konzentration wird einerseits mit der Verteilung der Metropolindizes im deutschen Städtesystem abgebildet. Andererseits wird analysiert, wie sich die Metropolindizes in den Kreisen/Städten sowie in den funktional abgegrenzten Metropolräumen entwickelt haben (Veränderung der Prozentpunkte der Anteile) und ob es zu einer Zunahme metropolitaner Funktionen zugunsten der Raumeinheiten mit bestehenden Metropolfunktionen kommt.
Mit dem Begriff der räumlichen Konzentration (Gegenteil: Dekonzentration) wird eine Ungleichverteilung von Merkmalen (hier Ausprägung des Metropolindizes) im Raum mit einer schiefen Größenverteilung (Zusammenballung in wenigen Raumeinheiten) verstanden. Konzentration ist zum einen ein Zustand der Ungleichverteilung und zum anderen ein Prozess, bei dem sich die Konzentration im Zeitverlauf verstärkt (bzw. als Dekonzentration abschwächt). Es wirken nicht nur agglomerierende Kräfte (welche die räumliche Ungleich-verteilung verstärken), sondern auch deglomerierende Kräfte (welche eine räumliche Dispersion bewirken) (Schätzl 2003: 163).
Die räumliche Verteilung der Metropolindizes ist für das deutsche Städtesystem zum Ausgangszeitpunkt 1995–1997 in Abb. 1 durch die Größe der Kreise dargestellt. Kurz nach der Wiedervereinigung ist das deutsche Städtesystem durch eine mehrpolige Struktur mit mehreren Funktionsstandorten geprägt. Berlin (13,01) und München (11,10) stehen zu diesem Zeitpunkt an der Spitze des deutschen Städtesystems. In einer zweiten Gruppe folgen Frankfurt am Main (8,07) und Hamburg (7,98). Diese vier Städte bilden die zentralen metropolitanen Funktionsräume im deutschen Städtesystem mit vier geographischen Polen – im Norden Hamburg, im Osten Berlin, im Süden München und im Westen Frankfurt am Main. Die dritte Gruppe mit Köln (5,68), Stuttgart (5,36), Düsseldorf (5,08), Bonn (4,14) und der Region Hannover (4,03) folgen auf den Rangplätzen fünf bis neun. Köln, Düsseldorf und Bonn bilden dabei die Kernstädte der Rheinschiene, an der sich viele kleinere und mittlere, aber auch große Zentren in unmittelbarer Nähe zueinander häufen. Im Mittelfeld der Gesamtklassifikation liegen Leipzig (2,28), Essen (2,06), Dresden (2,03), der Landkreis München (1,95), Karlsruhe (1,71), Bremen (1,41), Nürnberg (1,39), Mannheim (1,05) und Dortmund (1,03).
Abb. 1
Entwicklung der Metropolindizes in den Kreisen und kreisfreien Städten 1995–1997 bis 2008–2010. (Volgmann (2013: 176))

Offensichtlich nehmen erwartungsgemäß die kreisfreien Städte der Metropolräume eine dominante Stellung im Städtesystem ein. Aber auch einzelne Kreise wie die Landkreise München (1,95), Göttingen (0,86), Esslingen (0,66), Ludwigsburg (0,46), Tübingen (0,37) und Böblingen (0,35) haben, wenn auch nur auf niedrigem Niveau, metropolitane Funktionen. Das betrifft vor allem Landkreise in eher polyzentralen Metropolräumen wie Rhein-Ruhr, Stuttgart und Frankfurt/Rhein-Main, wo die Kerne durch umliegende Kreise und Städte funktional ergänzt werden. Bei den eher monozentrisch strukturierten Räumen nimmt die Kernstadt eine dominante metropolitane Position ein, Beispiele sind Hamburg, Berlin und Hannover.
Die Entwicklung der Metropolindizes zwischen 1995–1997 und 2008–2010 wird mit der Veränderung der Prozentpunkte ausgedrückt und ist in Abb. 1 durch farbliche Abstufungen dargestellt. Nach der Wiedervereinigung kommt es bis 2008–2010 zu einem großräumigen Prozess der Konzentration, indem vor allem die Hauptstadt Berlin (+5,05) und die beiden großen eher monozentrischen Regionalmetropolen München (+0,10) und Hamburg (+0,60) ihre Position ausbauen können, während die großen westdeutschen Kernstädte in den polyzentralen Räumen Stuttgart, Frankfurt/Rhein-Main und Rhein-Ruhr stagnieren oder relative Verluste zwischen 1995–1997 und 2008–2010 verzeichnen.
Der Prozess der großräumigen Konzentration wird überlagert von einem Prozess der intraregionalen Dekonzentration. Dieser lässt sich in München (Landkreise München (+0,27), Erding (+0,11) und Freising (+0,04)) sowie in den morphologisch polyzentralen Metropolräumen Stuttgart (Kreise Böblingen (+0,11) und Esslingen (+0,11)), Frankfurt/Rhein-Main (Hochtaunuskreis (+0,03)) und Rhein-Ruhr (Rhein-Sieg-Kreis (+0,17), Neuss (+0,02)) nachweisen. Sie fangen teilweise die Verluste der Kernstädte in diesen Räumen auf. München bildet allerdings einen Sonderfall, da hier sowohl der Kern als auch die umliegenden Kreise an Bedeutung dazugewinnen.
Auf der Betrachtungsebene der (in der Regel aus mehreren Städten und Kreisen aggregierten) Metropolräume (vgl. Kap. 4.3) tritt Rhein-Ruhr (21,16) als polyzentraler Metropolraum 1995–1997 mit großem Abstand als bedeutendste Agglomeration mit dem höchsten Metropolindex, gefolgt von Berlin (13,81), München (13,29) und Frankfurt/Rhein-Main (10,78) hervor (vgl. Tab. 4). Hinter dieser Spitzengruppe folgen mit einem gewissen Abstand die Metropolräume Hamburg (7,98), Stuttgart (7,36), Rhein-Neckar (4,32) und Hannover (4,03) sowie wiederum nach einer deutlichen Lücke Leipzig (2,28), Dresden (2,03), Nürnberg (1,78) und Bremen (1,41). Im Vergleich zu der Klassifikation der einzelnen Städte ist der Unterschied vor allem beim Metropolraum Rhein-Ruhr eklatant. Es zeigt sich die dominante Stellung von Rhein-Ruhr. Zwar gibt es eine große Zahl kreisfreier Städte und Kreise mit metropolitaner Ausprägung, jedoch gehört für sich betrachtet keine Stadt der Spitzengruppe des deutschen Städtesystems an. Der Metropolraum Stuttgart hat eine bemerkenswert gute Rangposition knapp hinter Hamburg, wenn die Kernstadt mit den umliegenden Kreisen aggregiert wird (vgl. Tab. 4).
Metropolindizes für Metropolräume 1995–1997 und 2008–2010. (Volgmann (2013: 190))
Metropolraum | Entwicklung | Räumliche Struktur | 1995–1997 | Rang 1995/1997 | 2008–2010 | Rang 2008/2010 | 1995/1997–2008/2010 |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Berlin | + + + + Zunahme, + geringe Zunahme, | monozentrisch | 13,81 | 2 | 18,70 | 1 | 4,89 |
Hamburg | + | monozentrisch | 7,98 | 5 | 8,57 | 5 | 0,60 |
München | + | monozentrisch | 13,29 | 3 | 13,80 | 3 | 0,52 |
Dresden | + | monozentrisch | 2,03 | 10 | 2,42 | 9 | 0,39 |
Stuttgart | 0 | polyzentral | 7,36 | 6 | 7,45 | 6 | 0,10 |
Nürnberg | 0 | monozentrisch | 1,78 | 11 | 1,79 | 11 | 0,01 |
Bremen | 0 | monozentrisch | 1,41 | 12 | 1,18 | 12 | –0,23 |
Hannover | monozentrisch | 4,03 | 7 | 3,58 | 8 | –0,45 | |
Leipzig | monozentrisch | 2,28 | 9 | 1,82 | 10 | –0,45 | |
Rhein-Neckar | polyzentral | 4,32 | 8 | 3,84 | 7 | –0,47 | |
Frankfurt/Rhein-Main | polyzentral | 10,78 | 4 | 9,46 | 4 | –1,31 | |
Rhein-Ruhr | polyzentral | 21,16 | 1 | 18,64 | 2 | –2,51 |
Im zeitlichen Verlauf bis 2008–2010 hat sich das Metropolraum-System hinsichtlich der dominanten Spitze von Rhein-Ruhr verändert. Aufgrund der deutlichen relativen Positionsgewinne von Berlin, München und Hamburg sowie der relativen Positionsverluste der polyzentralen westdeutschen Metropolräume entwickelt sich ein großräumiges Ost-West-Gefälle. Rhein-Ruhr hat neben Rhein-Main den mit Abstand größten relativen Bedeutungsverlust erlitten. Der Metropolraum Berlin zieht mit einem Metropolindex von 18,70 knapp an Rhein-Ruhr (18,64) vorbei. Sie bilden nun zusammen mit dem Metropolraum München eine Dreierspitze im nationalen Städtesystem. Die nachfolgenden Positionen drei bis sechs bleiben stabil. Dresden schiebt sich von Rangposition zehn auf Rangposition neun vor Leipzig. Rhein-Neckar zieht an Hannover vorbei auf Position sieben.
Dass sowohl die einzelnen Zentren als auch die Metropolräume in einer differenzierten arbeitsteiligen Funktionskomplementarität untereinander verbunden sind, geht indirekt aus der funktionalen Differenzierung der Metropolfunktionen hervor.
Funktionale Spezialisierung (Gegenteil: funktionale Diversifizierung) bezeichnet eine besondere Funktion einer Raumeinheit (z. B. eines Kreises, einer kreisfreien Stadt oder eines Metropolraumes) und ist in der Regel mit einer hohen Konzentration entsprechender Indikatoren in dieser Raumeinheit verbunden. Wie bei Konzentration kann bei Spezialisierung ebenfalls zwischen einem Zustand der Spezialisierung und einem Prozess der Spezialisierung differenziert werden. Eine Raumeinheit ist funktional spezialisiert, wenn eine Funktion in einer bestimmten Raumeinheit eine überdurchschnittliche Konzentration im Vergleich zum Mittelwert der Funktionen aller Raumeinheiten aufweist.
Die räumlichen Muster der teilfunktionalen Ausprägungen und Entwicklung zwischen 1995–1997 und 2008–2010 sind für die 12 Metropolräume in Abb. 2 in Form von Segmentdiagrammen dargestellt. Sind die Überschneidungen der Segmente ausgefüllt, kommt es zu einer relativen Zunahme (Veränderung in Prozentpunkten) in den Metropolfunktionen. Sind die Überschneidungen der Segmente unausgefüllt, kommt es zu einer relativen Abnahme in den Metropolfunktionen.
Die großen Metropolräume Berlin, Hamburg, München, Rhein-Ruhr und Frankfurt/Rhein-Main sind einerseits funktional diversifiziert, weisen andererseits in einigen Funktionen überdurchschnittliche Konzentrationen auf, die sich im Zeitverlauf weiter verstärken Diese Prozesse der Funktionsspezialisierung sind vorwiegend in den großen Metropolräumen zu beobachten, während kleine Metropolräume überwiegend stagnieren. Die süddeutschen Metropolräume München und Stuttgart haben funktionale Stärken in den ökonomischen Metropolfunktionen
Abb. 2
Teilindizes für die Metropolräume – Vergleich 1995–1997 und 2008–2010. (Volgmann (2013: 208))

Bei den ökonomisch geprägten Metropolfunktion
Die Metropolfunktion
Der Metropolraum Berlin nimmt eine Sonderstellung ein, weil in mehreren Funktionen (+1,08 in
Zwischen den großen und kleinen Metropolräumen kommt es zu unregelmäßigen und sich überlagernden Entwicklungen im Zeitverlauf in Richtung funktionaler Spezialisierung bzw. Diversifizierung im deutschen Metropolraum-System. Die positiven Entwicklungen der Metropolfunktionen vieler großer Metropolräume, wo schon bestehende funktionale Stärken vorliegen, können als Indiz für eine zunehmende Funktionsspezialisierung interpretiert werden. Parallel kommt es in vielen Fällen zu einer Abnahme der relativen Spezialisierung in den kleinen Metropolräumen, sofern diese zum Ausgangszeitraum relativ spezialisiert sind. Das kann dahingehend interpretiert werden, dass sich das funktionale Metropolraum-System zugunsten der großen Metropolräume verschiebt, während die kleineren Metropolräume ihre bestehenden Funktionsspezialisierungen kaum halten können.
Die metropolitanen Funktionsprofile der ost- und westdeutschen Metropolräume unterscheiden sich erheblich. Es kann daher eine Herausbildung unterschiedlicher funktionaler Standortkomplexe beobachtet werden, wobei die funktionalen Standortkomplexe aus sich gegenseitig ergänzenden metropolitanen Funktionen bestehen und die polyzentrale Struktur des deutschen Städtesystems zum Ausdruck kommt. In den Abb. 3, 4, 5 und 6 sind die Ausgangsindizes für die Metropolfunktionen auf der x-Achse abgetragen und durch die Größe der Kreise dargestellt. Die Entwicklung der Metropolindizes (Veränderung der Indizes in Prozentpunkten) wird auf der y-Achse abgebildet. Die grau markierte Linie zeigt den Mittelwert innerhalb der Metropolfunktion an. Auf der einen Seite zeichnet sich ein Komplex mit politisch-administrativen, öffentlich-wissenschaftlichen und kulturellen Metropolfunktionen ab. Am besten ist dieser in Berlin zu beobachten (vgl. Abb. 3 und 4). Dort können direkte Hauptstadteffekte identifiziert werden, die dort aufgrund der Nähe zu politischen Entscheidungsträgern mit Botschaften, Verbänden, Stiftungen und Medienvertretungen lokalisiert sind. Förderungen im öffentlichen
Abb. 3
Räumliche Spezialisierung – Politik und Zivilgesellschaft. (Volgmann (2013: 209))

Abb. 4
Räumliche Spezialisierung – Kunst, Kultur und Architektur. (Volgmann (2013: 210))

Bereich in Wissenschaft, Forschung und Kultur können als indirekte Effekte interpretiert werden. Auf der anderen Seite steht der privatwirtschaftliche Funktionskomplex mit Hamburg, Düsseldorf/Köln, Frankfurt am Main, Stuttgart und München, der sich auch nach der deutschen Wiedervereinigung kaum verändert hat (vgl. Abb. 5 und 6). Erklärt werden
Abb. 5
Räumliche Spezialisierung – FuE der Privatwirtschaft. (Volgmann (2013: 209))

Abb. 6
Räumliche Spezialisierung – Unternehmen und Kapital. (Volgmann (2013: 208))

kann dies durch unterschiedliche Standortsysteme. Wissenschaftliche oder kulturelle Einrichtungen sind in der Regel aufgrund von politischen Entscheidungen in bestimmten Städten lokalisiert, beispielsweise aufgrund planungspolitischer und strukturpolitischer Ziele. Die Standorte privatwirtschaftlicher Betriebe beruhen hingegen prinzipiell auf einem Kalkül ökonomischer Standortentscheidungen. Diese komplementäre Funktionsstruktur bleibt ebenso wie auf der Ebene der Kreise in der Entwicklung bis heute erhalten bzw. verstärkt sich noch.
Der Beitrag deckt die räumlichen Muster und Prozesse metropolitaner Funktionen im deutschen Städtesystem auf. Die Ergebnisse zeigen, dass es im Verlauf des Untersuchungszeitraums zu überlagernden Konzentrations- und Dekonzentrationsprozessen sowie zu sich überlagernden Spezialisierungs- und Diversifizierungsprozessen kommt.
Im Zusammenhang mit den Theorieansätzen der Regionalökonomie können folgende Erklärungshypothesen mit Bezug zu den Ergebnissen aufgestellt werden:
Aufgrund von spezifischen Standortvorteilen wie räumliche Nähe zwischen Akteuren sowie Globalisierungsprozessen setzt ein Prozess der Konzentration von metropolitanen Funktionsstandorten ein, aus dem die größten Städte bzw. die Spitzengruppe der großen Metropolräume als Gewinner hervorgehen, indem sie ihre Position im nationalen Städtesystem weiter ausbauen.
Aufgrund von unterschiedlichen Agglomerationswirkungen kommt es bis heute zu einer Zunahme metropolitaner Funktionsspezialisierungen mit einer funktionalen Ausdifferenzierung metropolitaner Funktionsstandorte im deutschen Städtesystem. Während große Metropolräume eher positive Urbanisationseffekte nutzen, wirken in kleineren Metropolräumen eher positive Lokalisationseffekte, die sich in einer funktionalen sektoralen Ausdifferenzierung des Städtesystems niederschlagen.
Großstädte und Metropolen sind besondere Standorträume mit herausragenden Standortqualitäten, die sich positiv auf die Entwicklung des Raumes auswirken können. Das beruht nicht nur auf Struktureffekten, weil sich beispielsweise dort viele Menschen ballen. Noch wichtiger ist, dass in Großstädten und Metropolen einflussreiche ökonomische und politische Akteure, Unternehmen, Banken, Versicherungen oder Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen, eine leistungsfähige (Verkehrs-)Infrastruktur in räumlicher Nähe und Dichte zueinander lokalisiert sind. Die Ursachen für räumliche Konzentration liegen zum einen in den Charakteristiken dieser Dynamik und zum anderen in der räumlichen Konzentration anderer damit verbundener Aktivität. Sie beeinflussen positiv die metropolitane Entwicklung einer Region durch das Vorhandensein bestimmter Standortfaktoren (materielle, kulturelle, soziale Infrastrukturen) sowie wirtschaftlicher Aktionen (Kontaktmöglichkeiten, unternehmerische Dienstleister).
Die Zunahme der Konzentration metropolitaner Funktionsstandorte sprechen daher für die Effektivität von Agglomerationseffekten. Insofern lässt sich erklären, dass die größten (monozentralen) Metropolräume bzw. die größten Städte als Gewinner hervorgehen. Das Wachstum der großen Zentren Berlin, München und Hamburg kann auf Entwicklungs- bzw. Ausstattungsvorsprünge zurückgeführt werden mit der Folge, dass diese Räume neue Entwicklungsimpulse schneller aufnehmen und effektiver nutzen können (Lasuén 1973). Bröcker (2009: 149 f.) führt Wachstum und Konzentration in wenigen Städten darauf zurück, dass die internationale Integration die Konkurrenz zwischen großen Städten verschärft und das wiederum globale Aktivität anzieht. Agglomerationsvorteile werden als Vorteile für den Wissensaustausch von Wissensträgern verstanden. Austausch von Informationen, Wissen oder neuen Ideen verlangt persönlichen Kontakt, der dazu führt, dass sich Produktions-, Verbreitungs- und Managementprozesse räumlich konzentrieren (Bathelt 1991; Parr 2002).
Die Metropolfunktionen umfassen unter anderem privatwirtschaftlich höherwertige Dienstleistungsfunktionen, die auf spezifische zwischenbetriebliche Arbeitsteilung angewiesen und in flexible Produktionsnetzwerke und den Austausch von Ideen eingebunden sind. Diese Austauschprozesse sind gekennzeichnet durch ein hohes Maß zwischenbetrieblicher Arbeitsteilung und einen häufigeren und spezifischeren Austausch, bei denen höhere Transaktionskosten anfallen. Aufgrund von räumlicher Nähe zwischen Unternehmen können Kooperationsbeziehungen,
Die empirischen Ergebnisse über Spezialisierung und Diversifizierung metropolitaner Funktionsstandorte im deutschen Städtesystem lassen die Schlussfolgerung zu, dass Urbanisationseffekte (vgl. Duranton/Puga 2000) in großen Metropolräumen einen größeren Einfluss haben als in kleineren oder mittleren Metropolräumen. Gleichzeitig deutet die Zunahme der Spezialisierungen in diesen Räumen darauf hin, dass auch Lokalisationseffekte wirken (Storper/Scott 2009). Ab einer gewissen Mindestgröße wirkt sich sicherlich urbane Diversität positiv auf lokale Externalitäten als zentraler Standortfaktor für wissens- und kontaktintensive Aktivität aus. In diesen Räumen wirken eher Urbanisationseffekte, die sich insbesondere aus einer Kombination aus weichen und harten Standortfaktoren ergeben. Spezialisierungsprozesse können dabei als Hinweis auf funktionsspezifische Lokalisationseffekte interpretiert werden, die mit Kostenvorteilen durch die Verringerung von Transport- und Transaktionskosten sowie die Bedeutung räumlicher Nähe zum Wissensaustausch und zur Wissensabsorption begründet werden können.
Ein weiterer Einflussfaktor, der das deutsche Städtesystem stark beeinflusst und sicherlich als Erklärungsvariable gilt, ist die Verlagerung der Hauptstadtfunktion 1999, die Berlin entscheidende wirtschaftliche, aber auch symbolische Impulse verliehen hat. Direkte Einkommens- und Beschäftigungseffekte sind sowohl auf die Verlagerung von Regierung und Parlament als auch auf hauptstadtorientierte Institutionen zurückzuführen. Bundestagsabgeordnete und ihre Büros, Botschaften, Vertretungen der Bundesländer, Parteien, Verbände, Stiftungen, Interessenvertretungen und Medienvertretungen (u. a. das ARD-Hauptstadtstudio) sind nach Berlin gezogen. Diese Gruppen arbeiten an der Schnittstelle zwischen Politik, Gesellschaft und Wirtschaft und üben Einfluss auf die Medien- und Informationslandschaft des Landes aus. Das erhöhte mediale Interesse resultiert aus indirekten Effekten der Verlagerung der Bundeseinrichtungen nach Berlin und der Verlagerung hauptstadtorientierter lokaler Dienste sowie Institutionen. Zudem hat Berlin eine neue Funktion als attraktiver Standort für Besucher und Touristen erlangt und ist mittlerweile eine wichtige Tourismusdestination (Geppert/Vesper 2006: 66 f.). Der Bedeutungsgewinn ist dennoch nicht allein auf Verlagerungen von Regierungsfunktionen aus westdeutschen Städten zurückzuführen, sondern gründet sich auch auf Effekten urbaner Vielfalt („Urbanisationsvorteile“).
Der politischen und kulturellen Stärke steht die privatwirtschaftliche Schwäche Berlins gegenüber. Zwar haben sich in den letzten Jahren immer mehr ökonomische Kernfunktionen der Kontrolle, Lenkung von Waren-, Kapital- und Informationsströmen mit hochbezahlten Dienstleistungs- und Managementtätigkeiten sowie Unternehmens-, Rechtsberatungen und Werbung in Berlin angesiedelt, trotzdem ist Berlin weit davon entfernt, „Headquarter“-Standort der bedeutendsten Wirtschaftsunternehmen zu sein.
Die vor dem Zweiten Weltkrieg bestehende Primatverteilung des deutschen Städtesystems stellt sich auch nach der Wiedervereinigung bis heute nicht wieder ein. Trotzdem bildet die weitaus größte Stadt mit knapp 3,5 Mio. Einwohnern die metropolitane Spitze. Für den betrachteten Zeitraum ist ein funktionaler Konzentrationsprozess politisch-administrativer, wissenschaftlicher sowie kultureller Funktionen nachweisbar, der dazu führt, dass sich Berlin zunehmend deutlich von den anderen Städten absetzt. Dennoch bleiben die polyzentrischen Funktionsstrukturen, insbesondere die wirtschaftlichen und verkehrlichen Funktionen, in den westdeutschen Großstädten weiterhin bestehen.
Das Indikatorenset zur Messung von
An dieser Stelle muss die in der Literatur wiederholt vorgebrachte Kritik an der beschränkten Aussagekraft von einstelligen Attributdaten eingeräumt werden. Die Geographie der Metropolfunktionen untersucht in diesem Beitrag ausschließlich lokalisierte Standortcluster und keine Verflechtungs- und Interaktionszusammenhänge. Empirische Analysen globalisierter Städte werden vermehrt mit Verflechtungsanalysen infrastruktureller und organisatorischer Art in globalen oder nationalen Netzwerken analysiert (Hoyler 2004; Beaverstock 2011; Taylor/Ni/Derudder et al. 2011), die einem funktional-relationalen Raumverständnis (Castells 2002) entsprechen und im Zusammenhang mit dem Konzept von
Abb. 1

Abb. 2

Abb. 3

Abb. 4

Abb. 5

Abb. 6

Indikatorenset für die acht Metropolfunktionen. (Volgmann (2013: Anhang 1))
Indikator | Datenquellen (Zahlen in Klammern sind die Bezugsjahre) | ||
---|---|---|---|
1 | Beschäftigte der 500 größten Unternehmen | Die Welt: Top 500 Unternehmen in Deutschland 2008 | |
2 | Umsätze der 500 größten Unternehmen | Die Welt: Top 500 Unternehmen in Deutschland 2008 | |
3 | Bilanzsumme der 50 größten Banken | Die Welt: Top 50 Banken in Deutschland 2008 | |
4 | Bruttobeiträge der 30 größten Versicherungen | Die Welt: Top 30 Versicherungen in Deutschland 2008 | |
5 | Standorte von Börsen | Website Börsen Aktien: | |
6 | Umsatz der größten 30 Lebensmitteleinzelhandelsunternehmen | Website Lebensmittelzeitung: | |
7 | Standorte der Bundesministerien am Hauptsitz | Website Bundesregierung: | |
8 | Beschäftigte des Bundes und des Landes | Website Regionalstatistik: | |
9 | Standorte von Gerichten (Verfassungsgerichte, Bundesgerichte) | Website Deutsche Justiz: | |
10 | Einrichtungen der Europäischen Union, Institutionen der Vereinten Nationen, nationale/internationale Gesellschaften | Oeckl, Albert (2010): Taschenbuch des öffentlichen Lebens Deutschland 2010. Festland, Bonn (2010) Oeckl, Albert (1999): Taschenbuch des öffentlichen Lebens Deutschland 1998/1999. Festland, Bonn (1998) | |
11 | Botschaften und Konsulate/Generalkonsulate | Oeckl, Albert (2010): Taschenbuch des öffentlichen Lebens Deutschland 2010. Festland, Bonn (2010) Oeckl, Albert (1996): Taschenbuch des öffentlichen Lebens Deutschland 1995/1996, Festland, Bonn (1995) | |
12 | Arbeitgeberverband/Landesvereinigungen/Branchenverbände/Arbeitnehmerverbände/Gewerkschaften | Oeckl, Albert (2010): Taschenbuch des öffentlichen Lebens Deutschland 2010. Festland, Bonn (2010) Oeckl, Albert (1996): Taschenbuch des öffentlichen Lebens Deutschland 1995/1996, Festland, Bonn (1995) | |
13 | Öffentliche Organisationen für Entwicklungshilfe | Oeckl, Albert (2010): Taschenbuch des öffentlichen Lebens Deutschland 2010. Festland, Bonn (2010) Oeckl, Albert (1996): Taschenbuch des öffentlichen Lebens Deutschland 1995/1996, Festland, Bonn (1995) | |
14 | Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege/Arbeiterwohlfahrt/Diakonisches Werk/Caritas/Rotes Kreuz/Paritätischer Wohlfahrtsverband/Hilfswerke/Sozialwerke/Wohltätigkeitsstiftungen | Oeckl, Albert (2010): Taschenbuch des öffentlichen Lebens Deutschland 2010. Festland, Bonn (2010) Oeckl, Albert (1996): Taschenbuch des öffentlichen Lebens Deutschland 1995/1996. Festland, Bonn (1995) | |
15 | Standorte der 100 innovativsten Unternehmen in Deutschland | Website: Top 100 Unternehmen: | |
16 | Sozialversicherungspflichtig beschäftigte Ingenieure | Beschäftigtenstatistik Bundesagentur für Arbeit (2007, 1995) | |
17 | Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in hochwertigen unternehmensorientierten Dienstleistungen („Advanced Producer Services“ ( | Beschäftigtenstatistik Bundesagentur für Arbeit (2007, 1995) | |
18 | Hochqualifizierte Beschäftigte mit Fach-, Fachhoch-, Hochschulabschluss | Website Regionalstatistik: | |
19 | Patentanmeldungen in der Wirtschaft | Greif, Siegfried; Schniedel, Dieter (2006): Patentatlas Deutschland Ausgabe 2006 Dynamik und Strukturen der Erfindungstätigkeit. Deutsches Patent- und Markenamt München. München (2006) Greif, Siegfried; Schniedel, Dieter (1995): Patentatlas Deutschland Ausgabe 1995 Dynamik und Strukturen der Erfindungstätigkeit. Deutsches Patent- und Markenamt München. München (1995) | |
20 | Standorte aktueller DFG-Sonderforschungsbereiche in Universitäten | Website Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG): | |
21 | Standorte von Großforschungseinrichtungen der Helmholtz-Gemeinschaft | Bundesministerium für Bildung und Forschung 2008: Bundesbericht Forschung. Berlin. | |
22 | Standorte ausgewählter Forschungseinrichtungen (Max Planck, Fraunhofer, Leibniz, Akademien) | Bundesministerium für Bildung und Forschung 2008: Bundesbericht Forschung. Berlin | |
23 | Standorte von Universitäten | Website Bundesministerium für Bildung und Forschung: | |
24 | Medieneinheiten in wissenschaftlichen Universal- und Hochschulbibliotheken | Website Bibliotheksstatistik: | |
25 | Patentanmeldungen Wissenschaft | Greif, Siegfried; Schniedel, Dieter (2006): Patentatlas Deutschland Ausgabe 2006 Dynamik und Strukturen der Erfindungstätigkeit. Deutsches Patent- und Markenamt München. München (2006) Greif, Siegfried; Schniedel, Dieter (1995): Patentatlas Deutschland Ausgabe 1995 Dynamik und Strukturen der Erfindungstätigkeit. Deutsches Patent- und Markenamt München. München (1995) | |
26 | Sozialversicherungspflichtig beschäftigte Wissenschaftler | Beschäftigtenstatistik Bundesagentur für Arbeit (2007, 1995) | |
27 | Umschlagmengen an Seehäfen (1000 t) | Deutsche Bundesstatistik: Seeverkehr 2008 (2008) Statistisches Jahrbuch Deutschland 1997 und Statistiken des Zentralverbands der Deutschen Seehafenbetriebe (1996) | |
28 | Umschlagmengen an Binnenhäfen (1000 t) | Güterumschlag in Binnenhäfen-Fachserie (2008, 1995) | |
29 | Umsätze der 100 größten Logistikunternehmen | Klaus, Peter; Kille, Christian (2006): Die „Top 100 der Logistik“ 2009/2010. Klaus, Peter; Müller-Steinfahrt, Ulrich (1997): Die „Top 100“ der Logistik 1997: eine GVB-Studie zu Marktsegmenten, Marktgrößen und Marktführern in der deutschen Logistik-Dienstleistungswirtschaft. Hamburg (1997) | |
30 | Luftfrachtaufkommen an Flughäfen (1000 t) | Website: Arbeitsgemeinschaft der internationalen Verkehrsflughäfen (ADV) | |
31 | Messestandorte – Standfläche (über 100.000 qm) | Gesellschaft zur freiwilligen Kontrolle von Messe- und Ausstellungszahlen (FKM) (Hrsg.): Internationale und überregionale Messen und Ausstellungen (2008) Gesellschaft zur freiwilligen Kontrolle von Messe- und Ausstellungszahlen (FKM) (1996): Geprüfte Messe- und Ausstellungsdaten. Bericht 1996. Berlin (1995) | |
32 | Anzahl Flugzeugbewegungen an internationalen Flughäfen | Website Arbeitsgemeinschaft der internationalen Verkehrsflughäfen (ADV): www. adv.aero/fileadmin/pdf/statistiken/2009/Oktober_2009.pdf(2009, 1997) | |
33 | Passagieraufkommen an internationalen Flughäfen | Website Arbeitsgemeinschaft der internationalen Verkehrsflughäfen (ADV): www. adv.aero/fileadmin/pdf/statistiken/2009/Oktober_2009.pdf(2009, 1997) | |
34 | ICE-Fernverkehrsknoten (Haltepunkte von ICE-Zügen) | Kursbuch Deutsche Bahn: Fernverkehr (2010, 1995) | |
35 | Standorte privater und öffentlich-rechtlicher Fernsehsender (Voll- und Unterhaltungsprogramm) | Website Wikipedia: | |
36 | Standorte Filmstudios und Filmproduktionen | Website Wer zu Wem: | |
37 | Standorte der 100 größten Buchverlage | Buchreport Magazin 2003: Die 100 größten Verlage in Deutschland, Österreich und der Schweiz, April 2002, Nr. 4, (2008) Buchreport Magazin 1995: Die 100 größten Verlage in Deutschland, Österreich und der Schweiz, April 1994, Nr. 4 (1994) | |
38 | Standorte überregionaler Zeitungsverlage | Überregionale Tageszeitungen und deren Verlagsstandorte: | |
39 | Internetdomains | Website DENIC Domain Verwaltungs- und Betriebsgesellschaft eG: | |
40 | Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Kulturberufen | Beschäftigtenstatistik Bundesagentur für Arbeit – Daten (2007, 1995) | |
41 | Standorte von Bauten renommierter Architekten | Berühmte Architekten = Empfänger des Pritzker-Preises (renommiertester Architekturpreis): | |
42 | Standorte der 25 höchsten Gebäude Deutschlands | ||
43 | Standorte städtebaulicher Groß-Wettbewerbe | ||
44 | Besucher der Opernhäuser mit über 100.000 Besuchern | Deutscher Bühnenverein-Bundesverband Deutscher Theater (Hrsg.): Theaterstatistik (2007/2008, 1995/1996) | |
45 | Besucher von öffentlichen und privaten Schauspieltheatern mit über 100.000 Besuchern | Deutscher Bühnenverein – Bundesverband Deutscher Theater (Hrsg.): Theaterstatistik (2007/2008, 1995/1996) | |
46 | Besucher von Konzerten (Theaterorchester, Kulturorchester, Rundfunkorchester) mit über 50.000 Besuchern | Deutscher Bühnenverein – Bundesverband Deutscher Theater (Hrsg.): Theaterstatistik (2007/2008, 1995/1996) | |
47 | Kapazitäten der 20 größten Fußballstadien | Website Sport Stadion: | |
48 | Gästeübernachtungen | Website Regionalstatistik: |
Matrix Metropolfunktionen. (Volgmann (2013: 82))
Metropolfunktionen | |||||
---|---|---|---|---|---|
Ökonomie | |||||
Politik | |||||
Kultur | |||||
Wissenschaft | |||||
Verkehr |
Komponentenmatrix für 48 Indikatoren 2008–2010. (Volgmann (2013: 166))
Faktorladungen für die 1. Hauptkomponente | |
---|---|
Beschäftigte in Unternehmen | |
Umsätze Unternehmen | |
Bilanzsumme Banken | 0,49 |
Bruttobeiträge Versicherungen | |
Börsenstandorte | |
Umsatz der größten 30 | 0,34 |
Lebensmitteleinzelhandelsunternehmen | |
Bundesministerien | |
Beschäftigte des Bundes und der Länder | |
Standorte von Gerichten | 0,49 |
Botschaften und Konsulate | |
Einrichtungen der EU/UN | |
Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbände | |
Organisationen Entwicklungshilfe | |
Wohlfahrtseinrichtungen | |
Innovativste Unternehmen | 0,34 |
Beschäftigte Ingenieure | |
Beschäftigte in Dienstleistungen | |
Hochqualifizierte Beschäftigte | |
Patentanmeldungen Wirtschaft | |
DFG-Sonderforschungsbereiche | |
Großforschungseinrichtungen der Helmholtz-Gemeinschaft | |
Forschungseinrichtungen | |
Standorte von Universitäten | |
Medieneinheiten Bibliotheken | |
Patentanmeldungen Wissenschaft | |
Beschäftigte Wissenschaftler | |
Umschlagmenge an Seehäfen | 0,34 |
Umschlagmenge an Binnenhäfen | 0,23 |
Umsätze Logistikunternehmen | 0,34 |
Luftfrachtaufkommen an Flughäfen | 0,32 |
Messestandorte – Standfläche | |
Anzahl Flugzeugbewegungen an internationalen Flughäfen | |
Passagieraufkommen an Flughäfen | |
ICE-Fernverkehrsknoten | |
Standorte Fernsehsender | |
Standorte Filmstudios und -Produktionen | |
Standorte Buchverlage | |
Standorte Zeitungsverlage | |
Internetdomains | |
Beschäftigte in Kulturberufen | |
Bauten renommierter Architekten | |
25 höchste Gebäude Deutschlands | 0,36 |
Städtebauliche Groß-Wettbewerbe | |
Besucherzahlen Opernhäuser | |
Besucherzahlen Schauspieltheater | |
Besucherzahlen Theater-, Kultur-, Rundfunkorchester | |
Kapazitäten der 20 größten Fußballstadien | |
Gästeübernachtungen |
Metropolindizes für Metropolräume 1995–1997 und 2008–2010. (Volgmann (2013: 190))
Metropolraum | Entwicklung | Räumliche Struktur | 1995–1997 | Rang 1995/1997 | 2008–2010 | Rang 2008/2010 | 1995/1997–2008/2010 |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Berlin | + + + + Zunahme, + geringe Zunahme, | monozentrisch | 13,81 | 2 | 18,70 | 1 | 4,89 |
Hamburg | + | monozentrisch | 7,98 | 5 | 8,57 | 5 | 0,60 |
München | + | monozentrisch | 13,29 | 3 | 13,80 | 3 | 0,52 |
Dresden | + | monozentrisch | 2,03 | 10 | 2,42 | 9 | 0,39 |
Stuttgart | 0 | polyzentral | 7,36 | 6 | 7,45 | 6 | 0,10 |
Nürnberg | 0 | monozentrisch | 1,78 | 11 | 1,79 | 11 | 0,01 |
Bremen | 0 | monozentrisch | 1,41 | 12 | 1,18 | 12 | –0,23 |
Hannover | monozentrisch | 4,03 | 7 | 3,58 | 8 | –0,45 | |
Leipzig | monozentrisch | 2,28 | 9 | 1,82 | 10 | –0,45 | |
Rhein-Neckar | polyzentral | 4,32 | 8 | 3,84 | 7 | –0,47 | |
Frankfurt/Rhein-Main | polyzentral | 10,78 | 4 | 9,46 | 4 | –1,31 | |
Rhein-Ruhr | polyzentral | 21,16 | 1 | 18,64 | 2 | –2,51 |